damit deine wohlverdiente Gefangenschaft, u. un- sere Unruhe die uns ein widerspänstiges Kind macht nicht lange mehr währen möge. Jch will keine Einwendungen anhören: keine Briefe mehr anneh- men: von keinen Klagen wissen. Du sollst auch von mir weiter nichts hören, bis du den Nahmen trägst, den du tragen sollst. Das schreibt dir,
Dein erzürnter Vater.
Wenn es bey dieser Entschliessung bleibt, so werde ich meinen Vater gar nicht wider zu sehen bekommen. Denn ich will nimmer des Solme- sens Frau werden. Jch will sterben ehe es ge- schiehet.
Dienstag Abends.
Er, der Solmes, kam nach unserm Hause, als ich kaum meines Vaters Brief erhalten hatte: und ließ sich bey mir melden. Jch muß mich wun- dern, daß erso zuversichtlich ist. Jch antworte- te der Elisabeth: er mag vorher ein verlohrnes Kind bey Vater und Mutter wider aussöhnen: hernach kann ich vielleicht anhören, was er zu sagen hat. So lange mich aber die Meinigen um seinet- wihen nicht sprechen wollen, so lange will ich ihn auch nicht sprechen, wenn er sein Gewerbe anzu- bringen hat.
Elisabeth sagte: ich will nicht hoffen, Fräu- lein, daß ich das unten ausrichten soll. Er ist bey ihren Eltern.
Jch:
der Clariſſa.
damit deine wohlverdiente Gefangenſchaft, u. un- ſere Unruhe die uns ein widerſpaͤnſtiges Kind macht nicht lange mehr waͤhren moͤge. Jch will keine Einwendungen anhoͤren: keine Briefe mehr anneh- men: von keinen Klagen wiſſen. Du ſollſt auch von mir weiter nichts hoͤren, bis du den Nahmen traͤgſt, den du tragen ſollſt. Das ſchreibt dir,
Dein erzuͤrnter Vater.
Wenn es bey dieſer Entſchlieſſung bleibt, ſo werde ich meinen Vater gar nicht wider zu ſehen bekommen. Denn ich will nimmer des Solme- ſens Frau werden. Jch will ſterben ehe es ge- ſchiehet.
Dienſtag Abends.
Er, der Solmes, kam nach unſerm Hauſe, als ich kaum meines Vaters Brief erhalten hatte: und ließ ſich bey mir melden. Jch muß mich wun- dern, daß erſo zuverſichtlich iſt. Jch antworte- te der Eliſabeth: er mag vorher ein verlohrnes Kind bey Vater und Mutter wider ausſoͤhnen: hernach kann ich vielleicht anhoͤren, was er zu ſagen hat. So lange mich aber die Meinigen um ſeinet- wihen nicht ſprechen wollen, ſo lange will ich ihn auch nicht ſprechen, wenn er ſein Gewerbe anzu- bringen hat.
Eliſabeth ſagte: ich will nicht hoffen, Fraͤu- lein, daß ich das unten ausrichten ſoll. Er iſt bey ihren Eltern.
Jch:
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der Clariſſa.
damit deine wohlverdiente Gefangenſchaft, u. un-
ſere Unruhe die uns ein widerſpaͤnſtiges Kind macht
nicht lange mehr waͤhren moͤge. Jch will keine
Einwendungen anhoͤren: keine Briefe mehr anneh-
men: von keinen Klagen wiſſen. Du ſollſt auch
von mir weiter nichts hoͤren, bis du den Nahmen
traͤgſt, den du tragen ſollſt. Das ſchreibt dir,
Dein erzuͤrnter Vater.
Wenn es bey dieſer Entſchlieſſung bleibt, ſo
werde ich meinen Vater gar nicht wider zu ſehen
bekommen. Denn ich will nimmer des Solme-
ſens Frau werden. Jch will ſterben ehe es ge-
ſchiehet.
Dienſtag Abends.
Er, der Solmes, kam nach unſerm Hauſe,
als ich kaum meines Vaters Brief erhalten hatte:
und ließ ſich bey mir melden. Jch muß mich wun-
dern, daß erſo zuverſichtlich iſt. Jch antworte-
te der Eliſabeth: er mag vorher ein verlohrnes
Kind bey Vater und Mutter wider ausſoͤhnen:
hernach kann ich vielleicht anhoͤren, was er zu ſagen
hat. So lange mich aber die Meinigen um ſeinet-
wihen nicht ſprechen wollen, ſo lange will ich ihn
auch nicht ſprechen, wenn er ſein Gewerbe anzu-
bringen hat.
Eliſabeth ſagte: ich will nicht hoffen, Fraͤu-
lein, daß ich das unten ausrichten ſoll. Er iſt
bey ihren Eltern.
Jch:
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 475. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/495>, abgerufen am 23.11.2024.
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