[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748.der Clarissa. bey dem zweiten Ausdruck mag ich vielleicht aufdas gedacht haben, was sich für eine Person von meinem Geschlecht und Character alsdenn schicket, wenn man ihr die Liebe als einen Ungehorsahm und folglich als ein Laster anrechnet, und der Mann, den sie sonst lieben könnte sich eine Freye Lebens- Art hat gelüsten lassen. Jch hoffe Sie werden mir nicht übel deuten, daß ich mich bemühet habe, für dieienige gehalten zu werden, die ich billig seyn soll; wäre es auch nur deswegen geschehen, damit ich Jhre Wohlgewogenheit nicht verschertzen möchte. Damit ich aber in der That beweise, daß ich Der neun und dreyssigste Brief Montags den 20sten Märtz.von Fräulein Clarissa Harlowe an Fräulein Howe. Dieser Brieff wird mich entschuldigen, daß ich auf
der Clariſſa. bey dem zweiten Ausdruck mag ich vielleicht aufdas gedacht haben, was ſich fuͤr eine Perſon von meinem Geſchlecht und Character alsdenn ſchicket, wenn man ihr die Liebe als einen Ungehorſahm und folglich als ein Laſter anrechnet, und der Mann, den ſie ſonſt lieben koͤnnte ſich eine Freye Lebens- Art hat geluͤſten laſſen. Jch hoffe Sie werden mir nicht uͤbel deuten, daß ich mich bemuͤhet habe, fuͤr dieienige gehalten zu werden, die ich billig ſeyn ſoll; waͤre es auch nur deswegen geſchehen, damit ich Jhre Wohlgewogenheit nicht verſchertzen moͤchte. Damit ich aber in der That beweiſe, daß ich Der neun und dreysſigſte Brief Montags den 20ſten Maͤrtz.von Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein Howe. Dieſer Brieff wird mich entſchuldigen, daß ich auf
<TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0451" n="431"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">der Clariſſa.</hi></hi></fw><lb/> bey dem zweiten Ausdruck mag ich vielleicht auf<lb/> das gedacht haben, was ſich fuͤr eine Perſon von<lb/> meinem Geſchlecht und Character alsdenn ſchicket,<lb/> wenn man ihr die Liebe als einen Ungehorſahm und<lb/> folglich als ein Laſter anrechnet, und der Mann,<lb/> den ſie ſonſt lieben koͤnnte ſich eine Freye Lebens-<lb/> Art hat geluͤſten laſſen. Jch hoffe Sie werden<lb/> mir nicht uͤbel deuten, daß ich mich bemuͤhet habe,<lb/> fuͤr dieienige gehalten zu werden, die ich billig ſeyn<lb/> ſoll; waͤre es auch nur deswegen geſchehen, damit<lb/> ich Jhre Wohlgewogenheit nicht verſchertzen<lb/> moͤchte.</p><lb/> <p>Damit ich aber in der That beweiſe, daß ich<lb/> nicht zuruͤck halte ‒ ‒ ‒ Allein, mein Schatz, ich<lb/> muß hier abbrechen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#fr">Der neun und dreysſigſte Brief</hi><lb/> von<lb/><hi rendition="#fr">Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein<lb/> Howe.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#et">Montags den 20ſten Maͤrtz.</hi> </dateline><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi>ieſer Brieff wird mich entſchuldigen, daß ich<lb/> meine Antwort auf Jhren geſtrigen Brieff<lb/> ſo unvermuthet abbrechen mußte. Jch werde die<lb/> beſagte Antwort Jhnen nicht eher geendiget zu-<lb/> ſchicken koͤnnen als morgen oder uͤbermorgen, weil<lb/> ich noch viel auf Jhre Frage zu ſchreiben habe;<lb/> Jetzt will ich Jhnen von einem abermahligen Ver-<lb/> ſuch der Meinigen, mich durch Frau <hi rendition="#fr">Norton</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch">auf</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [431/0451]
der Clariſſa.
bey dem zweiten Ausdruck mag ich vielleicht auf
das gedacht haben, was ſich fuͤr eine Perſon von
meinem Geſchlecht und Character alsdenn ſchicket,
wenn man ihr die Liebe als einen Ungehorſahm und
folglich als ein Laſter anrechnet, und der Mann,
den ſie ſonſt lieben koͤnnte ſich eine Freye Lebens-
Art hat geluͤſten laſſen. Jch hoffe Sie werden
mir nicht uͤbel deuten, daß ich mich bemuͤhet habe,
fuͤr dieienige gehalten zu werden, die ich billig ſeyn
ſoll; waͤre es auch nur deswegen geſchehen, damit
ich Jhre Wohlgewogenheit nicht verſchertzen
moͤchte.
Damit ich aber in der That beweiſe, daß ich
nicht zuruͤck halte ‒ ‒ ‒ Allein, mein Schatz, ich
muß hier abbrechen.
Der neun und dreysſigſte Brief
von
Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein
Howe.
Montags den 20ſten Maͤrtz.
Dieſer Brieff wird mich entſchuldigen, daß ich
meine Antwort auf Jhren geſtrigen Brieff
ſo unvermuthet abbrechen mußte. Jch werde die
beſagte Antwort Jhnen nicht eher geendiget zu-
ſchicken koͤnnen als morgen oder uͤbermorgen, weil
ich noch viel auf Jhre Frage zu ſchreiben habe;
Jetzt will ich Jhnen von einem abermahligen Ver-
ſuch der Meinigen, mich durch Frau Norton
auf
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |