Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913."Hören Sie, vielleicht liegt es noch einfacher -- ich habe diesen Mann schon lange im Verdacht, daß er schwarze Magie treibt, und dann läge es wohl nahe, daß er alles wirklich Große und Schöne hassen -- innerlich ablehnen muß. Und wiederum -- daß der Meister nach jener Äußerung die Gesellschaft verließ, beweist doch stärker wie alles andere, daß er sich mit etwas Unlauterem in Berührung fühlte und sich dem entziehen mußte." "Oh, ich glaube," warf Sendt spöttisch ein, "auch wenn man ihm von völlig lauterer Seite derartige Dinge sagte, würde er sich zurückziehen." "Das soll wohl wieder eine von Ihren logischen Spitzfindigkeiten sein," erwiderte die Dame gereizt, "-- aber die Sache trifft es nicht. Allerdings hätte er sich mit vollem Recht zurückgezogen -- aber diese Dinge sind überhaupt nicht wesenhaft und gehören nicht zur Mitte." "Warum beschäftigt man sich denn immer wieder mit ihnen? Ich meine, vor kurzem noch gehört zu haben, daß die Beschränkung auf die weiße Magie nicht gebilligt wurde?" "Gegen die schwarze sind von jeher schwere Bedenken erhoben," antwortete die Dame etwas strafend. "Besonders seit jener böse Magier die Substanz des Meisters so verkannte," bemerkte Sendt, während er ihr in den Mantel half, denn sie hatte sich inzwischen erhoben, um zu gehen. „Hören Sie, vielleicht liegt es noch einfacher — ich habe diesen Mann schon lange im Verdacht, daß er schwarze Magie treibt, und dann läge es wohl nahe, daß er alles wirklich Große und Schöne hassen — innerlich ablehnen muß. Und wiederum — daß der Meister nach jener Äußerung die Gesellschaft verließ, beweist doch stärker wie alles andere, daß er sich mit etwas Unlauterem in Berührung fühlte und sich dem entziehen mußte.“ „Oh, ich glaube,“ warf Sendt spöttisch ein, „auch wenn man ihm von völlig lauterer Seite derartige Dinge sagte, würde er sich zurückziehen.“ „Das soll wohl wieder eine von Ihren logischen Spitzfindigkeiten sein,“ erwiderte die Dame gereizt, „— aber die Sache trifft es nicht. Allerdings hätte er sich mit vollem Recht zurückgezogen — aber diese Dinge sind überhaupt nicht wesenhaft und gehören nicht zur Mitte.“ „Warum beschäftigt man sich denn immer wieder mit ihnen? Ich meine, vor kurzem noch gehört zu haben, daß die Beschränkung auf die weiße Magie nicht gebilligt wurde?“ „Gegen die schwarze sind von jeher schwere Bedenken erhoben,“ antwortete die Dame etwas strafend. „Besonders seit jener böse Magier die Substanz des Meisters so verkannte,“ bemerkte Sendt, während er ihr in den Mantel half, denn sie hatte sich inzwischen erhoben, um zu gehen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="letter" n="2"> <pb facs="#f0022" n="18"/> <p>„Hören Sie, vielleicht liegt es noch einfacher — ich habe diesen Mann schon lange im Verdacht, daß er schwarze Magie treibt, und dann läge es wohl nahe, daß er alles wirklich Große und Schöne hassen — innerlich ablehnen muß. Und wiederum — daß der Meister nach jener Äußerung die Gesellschaft verließ, beweist doch stärker wie alles andere, daß er sich mit etwas Unlauterem in Berührung fühlte und sich dem entziehen mußte.“</p> <p>„Oh, ich glaube,“ warf Sendt spöttisch ein, „auch wenn man ihm von völlig lauterer Seite derartige Dinge sagte, würde er sich zurückziehen.“</p> <p>„Das soll wohl wieder eine von Ihren logischen Spitzfindigkeiten sein,“ erwiderte die Dame gereizt, „— aber <hi rendition="#g">die</hi> Sache trifft es nicht. Allerdings hätte er sich mit vollem Recht zurückgezogen — aber diese Dinge sind überhaupt nicht wesenhaft und gehören nicht zur Mitte.“</p> <p>„Warum beschäftigt man sich denn immer wieder mit ihnen? Ich meine, vor kurzem noch gehört zu haben, daß die Beschränkung auf die weiße Magie nicht gebilligt wurde?“</p> <p>„Gegen die schwarze sind von jeher schwere Bedenken erhoben,“ antwortete die Dame etwas strafend.</p> <p>„Besonders seit jener böse Magier die Substanz des Meisters so verkannte,“ bemerkte Sendt, während er ihr in den Mantel half, denn sie hatte sich inzwischen erhoben, um zu gehen.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [18/0022]
„Hören Sie, vielleicht liegt es noch einfacher — ich habe diesen Mann schon lange im Verdacht, daß er schwarze Magie treibt, und dann läge es wohl nahe, daß er alles wirklich Große und Schöne hassen — innerlich ablehnen muß. Und wiederum — daß der Meister nach jener Äußerung die Gesellschaft verließ, beweist doch stärker wie alles andere, daß er sich mit etwas Unlauterem in Berührung fühlte und sich dem entziehen mußte.“
„Oh, ich glaube,“ warf Sendt spöttisch ein, „auch wenn man ihm von völlig lauterer Seite derartige Dinge sagte, würde er sich zurückziehen.“
„Das soll wohl wieder eine von Ihren logischen Spitzfindigkeiten sein,“ erwiderte die Dame gereizt, „— aber die Sache trifft es nicht. Allerdings hätte er sich mit vollem Recht zurückgezogen — aber diese Dinge sind überhaupt nicht wesenhaft und gehören nicht zur Mitte.“
„Warum beschäftigt man sich denn immer wieder mit ihnen? Ich meine, vor kurzem noch gehört zu haben, daß die Beschränkung auf die weiße Magie nicht gebilligt wurde?“
„Gegen die schwarze sind von jeher schwere Bedenken erhoben,“ antwortete die Dame etwas strafend.
„Besonders seit jener böse Magier die Substanz des Meisters so verkannte,“ bemerkte Sendt, während er ihr in den Mantel half, denn sie hatte sich inzwischen erhoben, um zu gehen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |