aufborgen muß, um nicht die Schande und den Vorwurf eines unüberlegten Unternehmens zu haben, das er nicht ausführen kann; wüßte er, daß ihn seine Gläubiger durch die Hand des Rich- ters aus dem Hause werfen werden, so bald er es völlig ausgebaut hat, daß dieser prächtige Palast den Namen eines ganz Fremden und Unbekannten bekommen wird, der itzo nur noch eine kleine ver- achtete Handlung durch seinen Fleiß und sein Glück unterhält; wüßte Celsus, daß seine unglücklichen Kinder in eben diesem Hause um das Brodt die- nen werden: Wie traurig würde er seyn, wie sehr würde er sich seines unüberlegten Ehrgeizes schämen!
30.
Argyr(39) hat heute zum erstenmale den unglücklichen Einfall, ein Münzcabinet anzulegen. Sein Vermögen ist geringe, seine Einkünfte sind ungewiß: aber desto gewisser die Ausgaben, die er auf die Ecziehung einer starken Familie wenden muß. Das alles hindert ihn nicht. Er hat heute früh das ansehnliche Münzcabinet eines seiner rei- chen Freunde gesehen; um deßwillen nimmt er sich vor, auch eines anzufangen. Er putzt alle Tha- ler rein, die er bekommen kann, und, wo er eine Münze findet, die recht glänzt, und neu aussieht, die trägt er in seinen Schatz. Jn ein paar Jah- ren wird ein stärkeres Vermögen in dieser Samm- lung stecken, als er entbehren kann. Seine Kin- der leiden Noth, er sieht es, es jammert ihn, aber
er
(39) Wer kann sonst ein solcher Thor seyn, als Herr E - -?
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Zweytes Buch.
aufborgen muß, um nicht die Schande und den Vorwurf eines unuͤberlegten Unternehmens zu haben, das er nicht ausfuͤhren kann; wuͤßte er, daß ihn ſeine Glaͤubiger durch die Hand des Rich- ters aus dem Hauſe werfen werden, ſo bald er es voͤllig ausgebaut hat, daß dieſer praͤchtige Palaſt den Namen eines ganz Fremden und Unbekannten bekommen wird, der itzo nur noch eine kleine ver- achtete Handlung durch ſeinen Fleiß und ſein Gluͤck unterhaͤlt; wuͤßte Celſus, daß ſeine ungluͤcklichen Kinder in eben dieſem Hauſe um das Brodt die- nen werden: Wie traurig wuͤrde er ſeyn, wie ſehr wuͤrde er ſich ſeines unuͤberlegten Ehrgeizes ſchaͤmen!
30.
Argyr(39) hat heute zum erſtenmale den ungluͤcklichen Einfall, ein Muͤnzcabinet anzulegen. Sein Vermoͤgen iſt geringe, ſeine Einkuͤnfte ſind ungewiß: aber deſto gewiſſer die Ausgaben, die er auf die Ecziehung einer ſtarken Familie wenden muß. Das alles hindert ihn nicht. Er hat heute fruͤh das anſehnliche Muͤnzcabinet eines ſeiner rei- chen Freunde geſehen; um deßwillen nimmt er ſich vor, auch eines anzufangen. Er putzt alle Tha- ler rein, die er bekommen kann, und, wo er eine Muͤnze findet, die recht glaͤnzt, und neu ausſieht, die traͤgt er in ſeinen Schatz. Jn ein paar Jah- ren wird ein ſtaͤrkeres Vermoͤgen in dieſer Samm- lung ſtecken, als er entbehren kann. Seine Kin- der leiden Noth, er ſieht es, es jammert ihn, aber
er
(39) Wer kann ſonſt ein ſolcher Thor ſeyn, als Herr E ‒ ‒?
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[531[529]/0553]
Zweytes Buch.
aufborgen muß, um nicht die Schande und den
Vorwurf eines unuͤberlegten Unternehmens zu
haben, das er nicht ausfuͤhren kann; wuͤßte er,
daß ihn ſeine Glaͤubiger durch die Hand des Rich-
ters aus dem Hauſe werfen werden, ſo bald er es
voͤllig ausgebaut hat, daß dieſer praͤchtige Palaſt
den Namen eines ganz Fremden und Unbekannten
bekommen wird, der itzo nur noch eine kleine ver-
achtete Handlung durch ſeinen Fleiß und ſein Gluͤck
unterhaͤlt; wuͤßte Celſus, daß ſeine ungluͤcklichen
Kinder in eben dieſem Hauſe um das Brodt die-
nen werden: Wie traurig wuͤrde er ſeyn, wie
ſehr wuͤrde er ſich ſeines unuͤberlegten Ehrgeizes
ſchaͤmen!
30.
Argyr (39) hat heute zum erſtenmale den
ungluͤcklichen Einfall, ein Muͤnzcabinet anzulegen.
Sein Vermoͤgen iſt geringe, ſeine Einkuͤnfte ſind
ungewiß: aber deſto gewiſſer die Ausgaben, die
er auf die Ecziehung einer ſtarken Familie wenden
muß. Das alles hindert ihn nicht. Er hat heute
fruͤh das anſehnliche Muͤnzcabinet eines ſeiner rei-
chen Freunde geſehen; um deßwillen nimmt er ſich
vor, auch eines anzufangen. Er putzt alle Tha-
ler rein, die er bekommen kann, und, wo er eine
Muͤnze findet, die recht glaͤnzt, und neu ausſieht,
die traͤgt er in ſeinen Schatz. Jn ein paar Jah-
ren wird ein ſtaͤrkeres Vermoͤgen in dieſer Samm-
lung ſtecken, als er entbehren kann. Seine Kin-
der leiden Noth, er ſieht es, es jammert ihn, aber
er
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 531[529]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/553>, abgerufen am 23.11.2024.
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