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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861.

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haben; ich möcht' Jhnen damit e bißl die lang-
weilige Zeit vertreiben. Auch hab ich noch einige
Ueberbleibseln von einer halben Portion sogenann-
ter romantischer Poesie im Sack, die ich auf'm
Tandlmarkt selber um 12 Kreuzer gekauft hab und
die meinen alten guten, guten Freund, den Herrn
Clemens Brentano, Gott hab'n selig, umgebracht
hat. Eine herrliche, miserabelverkannte Verlassen-
schaft, die er mit in's Grab hat nehmen wollen;
aber eh' er gstorb'n ist, hat er's doch wieder da
lassen und hat sich gedacht: Vielleicht klaubt's doch
noch eine sympathetische Seele auf! -- Ha! diese
sympastetische Seele hat sich gefunden und die Co-
mödienstückl, die ich da mitgebracht hab, enthalten
den Abdruck des Ausdrucks des Eindrucks eines
Mondscheinstrahles aus der romantischen Zeit, wo
die Ritter noch beim helllichten Tag herumgritten
sind und die Zauberer noch als solche haben gel-
ten können. Aber jetzt machen die Ritter keine
Kreuzfahrten mehr, sondern lassen sich lieber ein
Dutzend kleine Kreuzl'n anhängen und die Zaube-
rer, die uns einen blauen Dunst vormachen, sind
auch noch da, aber das geht Alles auf natürliche
Manier her und -- -- -- Aber ich bitt um Ver-

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haben; ich möcht’ Jhnen damit e bißl die lang-
weilige Zeit vertreiben. Auch hab ich noch einige
Ueberbleibſeln von einer halben Portion ſogenann-
ter romantiſcher Poeſie im Sack, die ich auf’m
Tandlmarkt ſelber um 12 Kreuzer gekauft hab und
die meinen alten guten, guten Freund, den Herrn
Clemens Brentano, Gott hab’n ſelig, umgebracht
hat. Eine herrliche, miſerabelverkannte Verlaſſen-
ſchaft, die er mit in’s Grab hat nehmen wollen;
aber eh’ er gſtorb’n iſt, hat er’s doch wieder da
laſſen und hat ſich gedacht: Vielleicht klaubt’s doch
noch eine ſympathetiſche Seele auf! — Ha! dieſe
ſympaſtetiſche Seele hat ſich gefunden und die Co-
mödienſtückl, die ich da mitgebracht hab, enthalten
den Abdruck des Ausdrucks des Eindrucks eines
Mondſcheinſtrahles aus der romantiſchen Zeit, wo
die Ritter noch beim helllichten Tag herumgritten
ſind und die Zauberer noch als ſolche haben gel-
ten können. Aber jetzt machen die Ritter keine
Kreuzfahrten mehr, ſondern laſſen ſich lieber ein
Dutzend kleine Kreuzl’n anhängen und die Zaube-
rer, die uns einen blauen Dunſt vormachen, ſind
auch noch da, aber das geht Alles auf natürliche
Manier her und — — — Aber ich bitt um Ver-

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[XVII/0017] haben; ich möcht’ Jhnen damit e bißl die lang- weilige Zeit vertreiben. Auch hab ich noch einige Ueberbleibſeln von einer halben Portion ſogenann- ter romantiſcher Poeſie im Sack, die ich auf’m Tandlmarkt ſelber um 12 Kreuzer gekauft hab und die meinen alten guten, guten Freund, den Herrn Clemens Brentano, Gott hab’n ſelig, umgebracht hat. Eine herrliche, miſerabelverkannte Verlaſſen- ſchaft, die er mit in’s Grab hat nehmen wollen; aber eh’ er gſtorb’n iſt, hat er’s doch wieder da laſſen und hat ſich gedacht: Vielleicht klaubt’s doch noch eine ſympathetiſche Seele auf! — Ha! dieſe ſympaſtetiſche Seele hat ſich gefunden und die Co- mödienſtückl, die ich da mitgebracht hab, enthalten den Abdruck des Ausdrucks des Eindrucks eines Mondſcheinſtrahles aus der romantiſchen Zeit, wo die Ritter noch beim helllichten Tag herumgritten ſind und die Zauberer noch als ſolche haben gel- ten können. Aber jetzt machen die Ritter keine Kreuzfahrten mehr, ſondern laſſen ſich lieber ein Dutzend kleine Kreuzl’n anhängen und die Zaube- rer, die uns einen blauen Dunſt vormachen, ſind auch noch da, aber das geht Alles auf natürliche Manier her und — — — Aber ich bitt um Ver- *

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Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861, S. XVII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein02_1861/17>, abgerufen am 20.04.2024.