Dem Notar entdeckte er gern den Namen des Mannes und der Stadt; indessen war an der Sache nichts. Das zweite Inserat enthielt mehr ungefärbte Wahrheit, nämlich die Nachricht, daß er einen Compagnon mit 20,000 Thlr. zu einem Weinhandel suche und wünsche.
Walts Gesicht glänzte von Freude, daß der gutmüthige Mensch so viele Mittel habe, und er¬ hob dessen vergoldete Wetterstangen des Lebens recht stark.
Flitte aber versetzte: "Sagen Sie mir auf¬ richtig, ob keine Stil-Fehler darin sind? Ich warf die Dinge in der Zeit einer kleinen Stunde hin." Walt erklärte, je kleiner eine Anzeige sei, desto schwerer werde sie; er wolle leichter einen Bo¬ gen für den Druck ausarbeiten, als dessen Bo¬ gen. "Schadet wohl überhaupt lukubriren viel? An der Makrobiotik sahen mich oft die Nachbarn bis 3 Uhr aufsitzen," sagte Flitte, nicht ganz un¬ wahr, da er bisher durch seine Nachtmütze auf einem Haubenstock und durch ein Licht daneben ei¬ nen makrobiotischen Leser auf die leichteste und ge¬ sündeste Weise vorgestellt hatte. Darauf schnürte
Dem Notar entdeckte er gern den Namen des Mannes und der Stadt; indeſſen war an der Sache nichts. Das zweite Inſerat enthielt mehr ungefaͤrbte Wahrheit, naͤmlich die Nachricht, daß er einen Compagnon mit 20,000 Thlr. zu einem Weinhandel ſuche und wuͤnſche.
Walts Geſicht glaͤnzte von Freude, daß der gutmuͤthige Menſch ſo viele Mittel habe, und er¬ hob deſſen vergoldete Wetterſtangen des Lebens recht ſtark.
Flitte aber verſetzte: „Sagen Sie mir auf¬ richtig, ob keine Stil-Fehler darin ſind? Ich warf die Dinge in der Zeit einer kleinen Stunde hin.“ Walt erklaͤrte, je kleiner eine Anzeige ſei, deſto ſchwerer werde ſie; er wolle leichter einen Bo¬ gen fuͤr den Druck ausarbeiten, als deſſen Bo¬ gen. „Schadet wohl uͤberhaupt lukubriren viel? An der Makrobiotik ſahen mich oft die Nachbarn bis 3 Uhr aufſitzen,“ ſagte Flitte, nicht ganz un¬ wahr, da er bisher durch ſeine Nachtmuͤtze auf einem Haubenſtock und durch ein Licht daneben ei¬ nen makrobiotiſchen Leſer auf die leichteſte und ge¬ ſuͤndeſte Weiſe vorgeſtellt hatte. Darauf ſchnuͤrte
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0037"n="31"/>
Dem Notar entdeckte er gern den Namen des<lb/>
Mannes und der Stadt; indeſſen war an der<lb/>
Sache nichts. Das zweite Inſerat enthielt mehr<lb/>
ungefaͤrbte Wahrheit, naͤmlich die Nachricht, daß<lb/>
er einen <hirendition="#aq">Compagnon</hi> mit 20,000 Thlr. zu einem<lb/>
Weinhandel ſuche und wuͤnſche.</p><lb/><p>Walts Geſicht glaͤnzte von Freude, daß der<lb/>
gutmuͤthige Menſch ſo viele Mittel habe, und er¬<lb/>
hob deſſen vergoldete Wetterſtangen des Lebens<lb/>
recht ſtark.</p><lb/><p>Flitte aber verſetzte: „Sagen Sie mir auf¬<lb/>
richtig, ob keine Stil-Fehler darin ſind? Ich<lb/>
warf die Dinge in der Zeit einer kleinen Stunde<lb/>
hin.“ Walt erklaͤrte, je kleiner eine Anzeige ſei,<lb/>
deſto ſchwerer werde ſie; er wolle leichter einen Bo¬<lb/>
gen fuͤr den Druck ausarbeiten, als deſſen <formulanotation="TeX">\frac{1}{24}</formula> Bo¬<lb/>
gen. „Schadet wohl uͤberhaupt lukubriren viel?<lb/>
An der Makrobiotik ſahen mich oft die Nachbarn<lb/>
bis 3 Uhr aufſitzen,“ſagte Flitte, nicht ganz un¬<lb/>
wahr, da er bisher durch ſeine Nachtmuͤtze auf<lb/>
einem Haubenſtock und durch ein Licht daneben ei¬<lb/>
nen makrobiotiſchen Leſer auf die leichteſte und ge¬<lb/>ſuͤndeſte Weiſe vorgeſtellt hatte. Darauf ſchnuͤrte<lb/></p></div></body></text></TEI>
[31/0037]
Dem Notar entdeckte er gern den Namen des
Mannes und der Stadt; indeſſen war an der
Sache nichts. Das zweite Inſerat enthielt mehr
ungefaͤrbte Wahrheit, naͤmlich die Nachricht, daß
er einen Compagnon mit 20,000 Thlr. zu einem
Weinhandel ſuche und wuͤnſche.
Walts Geſicht glaͤnzte von Freude, daß der
gutmuͤthige Menſch ſo viele Mittel habe, und er¬
hob deſſen vergoldete Wetterſtangen des Lebens
recht ſtark.
Flitte aber verſetzte: „Sagen Sie mir auf¬
richtig, ob keine Stil-Fehler darin ſind? Ich
warf die Dinge in der Zeit einer kleinen Stunde
hin.“ Walt erklaͤrte, je kleiner eine Anzeige ſei,
deſto ſchwerer werde ſie; er wolle leichter einen Bo¬
gen fuͤr den Druck ausarbeiten, als deſſen [FORMEL] Bo¬
gen. „Schadet wohl uͤberhaupt lukubriren viel?
An der Makrobiotik ſahen mich oft die Nachbarn
bis 3 Uhr aufſitzen,“ ſagte Flitte, nicht ganz un¬
wahr, da er bisher durch ſeine Nachtmuͤtze auf
einem Haubenſtock und durch ein Licht daneben ei¬
nen makrobiotiſchen Leſer auf die leichteſte und ge¬
ſuͤndeſte Weiſe vorgeſtellt hatte. Darauf ſchnuͤrte
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/37>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.