Flitte ein- und darauf ausgepackt; denn mit sei¬ nem Geräthe hatt' er, wie eine Raupe und Spinne mit ihrem Fadengespinnste, gewöhnlich den Gang durch seine Wechselwohnungen bedeckt und bezeich¬ net; gleichsam mit schönen Haarlocken, die zum Andenken ausgerauft werden; und hatte sich, wie gedacht, wie Weltkörper durch Umlauf kleiner ein¬ geschliffen. Er wagte es jetzt, aus seinem Thurm, -- seiner bisherigen Bastie und Gränzfestung gegen Gläubiger -- herabzurücken in ein unbefestigtes Caffeehaus, weil er theils sein eignes Testament beerbet hatte, nämlich den Kredit davon, theils das Kabelsche, in dessen Gütergemeinschaft ihn Walts neueste Fehler vor der Stadt einzusetzen schienen, theils die 10 Tannenstämme, Walts Klage-Eichen. "Der ausgestopfte Blaumüller" Nro. 51. erwähnte schon weitläufiger, mit welchem Gepränge er die durch Walt gesäete Fehler-Ernte von Steinobst und Kernhäusern aufgeknackt und ausgekernet hatte, um sich der Stadt zu zeigen.
Walt schied am schönsten Nachsommer-Mor¬ gen halb wehmüthig aus seiner leisen Klause; ihm war, als brauche sie ihn und habe denn so leer und
Flitte ein- und darauf ausgepackt; denn mit ſei¬ nem Geraͤthe hatt' er, wie eine Raupe und Spinne mit ihrem Fadengeſpinnſte, gewoͤhnlich den Gang durch ſeine Wechſelwohnungen bedeckt und bezeich¬ net; gleichſam mit ſchoͤnen Haarlocken, die zum Andenken ausgerauft werden; und hatte ſich, wie gedacht, wie Weltkoͤrper durch Umlauf kleiner ein¬ geſchliffen. Er wagte es jetzt, aus ſeinem Thurm, — ſeiner bisherigen Baſtie und Graͤnzfeſtung gegen Glaͤubiger — herabzuruͤcken in ein unbefeſtigtes Caffeehaus, weil er theils ſein eignes Teſtament beerbet hatte, naͤmlich den Kredit davon, theils das Kabelſche, in deſſen Guͤtergemeinſchaft ihn Walts neueſte Fehler vor der Stadt einzuſetzen ſchienen, theils die 10 Tannenſtaͤmme, Walts Klage-Eichen. „Der ausgeſtopfte Blaumuͤller“ Nro. 51. erwaͤhnte ſchon weitlaͤufiger, mit welchem Gepraͤnge er die durch Walt geſaͤete Fehler-Ernte von Steinobſt und Kernhaͤuſern aufgeknackt und ausgekernet hatte, um ſich der Stadt zu zeigen.
Walt ſchied am ſchoͤnſten Nachſommer-Mor¬ gen halb wehmuͤthig aus ſeiner leiſen Klauſe; ihm war, als brauche ſie ihn und habe denn ſo leer und
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0033"n="27"/>
Flitte ein- und darauf ausgepackt; denn mit ſei¬<lb/>
nem Geraͤthe hatt' er, wie eine Raupe und Spinne<lb/>
mit ihrem Fadengeſpinnſte, gewoͤhnlich den Gang<lb/>
durch ſeine Wechſelwohnungen bedeckt und bezeich¬<lb/>
net; gleichſam mit ſchoͤnen Haarlocken, die zum<lb/>
Andenken ausgerauft werden; und hatte ſich, wie<lb/>
gedacht, wie Weltkoͤrper durch Umlauf kleiner ein¬<lb/>
geſchliffen. Er wagte es jetzt, aus ſeinem Thurm,<lb/>—ſeiner bisherigen Baſtie und Graͤnzfeſtung gegen<lb/>
Glaͤubiger — herabzuruͤcken in ein unbefeſtigtes<lb/>
Caffeehaus, weil er theils ſein eignes Teſtament<lb/>
beerbet hatte, naͤmlich den Kredit davon, theils<lb/>
das Kabelſche, in deſſen Guͤtergemeinſchaft ihn<lb/>
Walts neueſte Fehler vor der Stadt einzuſetzen<lb/>ſchienen, theils die 10 Tannenſtaͤmme, Walts<lb/>
Klage-Eichen. „Der ausgeſtopfte Blaumuͤller“<lb/>
Nro. 51. erwaͤhnte ſchon weitlaͤufiger, mit welchem<lb/>
Gepraͤnge er die durch Walt geſaͤete Fehler-Ernte<lb/>
von Steinobſt und Kernhaͤuſern aufgeknackt und<lb/>
ausgekernet hatte, um ſich der Stadt zu zeigen.</p><lb/><p>Walt ſchied am ſchoͤnſten Nachſommer-Mor¬<lb/>
gen halb wehmuͤthig aus ſeiner leiſen Klauſe; ihm<lb/>
war, als brauche ſie ihn und habe denn ſo leer und<lb/></p></div></body></text></TEI>
[27/0033]
Flitte ein- und darauf ausgepackt; denn mit ſei¬
nem Geraͤthe hatt' er, wie eine Raupe und Spinne
mit ihrem Fadengeſpinnſte, gewoͤhnlich den Gang
durch ſeine Wechſelwohnungen bedeckt und bezeich¬
net; gleichſam mit ſchoͤnen Haarlocken, die zum
Andenken ausgerauft werden; und hatte ſich, wie
gedacht, wie Weltkoͤrper durch Umlauf kleiner ein¬
geſchliffen. Er wagte es jetzt, aus ſeinem Thurm,
— ſeiner bisherigen Baſtie und Graͤnzfeſtung gegen
Glaͤubiger — herabzuruͤcken in ein unbefeſtigtes
Caffeehaus, weil er theils ſein eignes Teſtament
beerbet hatte, naͤmlich den Kredit davon, theils
das Kabelſche, in deſſen Guͤtergemeinſchaft ihn
Walts neueſte Fehler vor der Stadt einzuſetzen
ſchienen, theils die 10 Tannenſtaͤmme, Walts
Klage-Eichen. „Der ausgeſtopfte Blaumuͤller“
Nro. 51. erwaͤhnte ſchon weitlaͤufiger, mit welchem
Gepraͤnge er die durch Walt geſaͤete Fehler-Ernte
von Steinobſt und Kernhaͤuſern aufgeknackt und
ausgekernet hatte, um ſich der Stadt zu zeigen.
Walt ſchied am ſchoͤnſten Nachſommer-Mor¬
gen halb wehmuͤthig aus ſeiner leiſen Klauſe; ihm
war, als brauche ſie ihn und habe denn ſo leer und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/33>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.