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[N. N.]: Der berühmte Ertz-Dieb und Strassen-Räuber Cartouche. Leipzig, 1722.

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staunen angehöret, als daß der Königl. General-Fiscal am 10. Decembr.
einen Befehl von Parlament ausgebracht, daß ein Inquisitions-Proceß
wider den Lieutenant des Criminal-Gerichts und den Fiscal vom Chate-
let solte angestellet werden, welche durch einen von denen bereits geräder-
ten Cameraden des Cartouche beschuldiget worden, daß sie gewisse ihnen
bekante Verbrechen darum verschwiegen, damit einige dabey interessir-
te vornehme Personen, so gedachte beyde Gerichts-Officianten bestochen,
verschonet werden möchten. Man erwartet daher recht sehnlich wie die-
ser Proceß ablauffen werde.

Den 12. Decembr. sind einige Gefreyte, oder Exempten von denen Ge-
richts-Dienern zu Pferde an die Spanische Gräntzen gesendet worden, um
9. Diebe von der Bande des Cartouche, so sich unter dem Gefolg der
Mademoiselle von Montpensier befunden, und wovon sonderlich zwey dero
Silber-Geschirr stehlen helffen, nach Paris zu bringen. Den 15. ward
abermahls eine Frau von der Bande des Cartouche Chevaliere genannt
aufgeknüpffet, und nach der Zeit sind durch das Criminal-Gerichte noch
2. Weibes- und 6. Manns-Personen von eben dieser Bande zum Tode
verurtheilet worden, dem ohngeachtet ist doch der Fleiß und Strenge der
Justitz nicht vermögend gewesen, denen häufigen Mordthaten und Die-
bereyen Einhalt zu thun.

Den 20. Decembr. hat man abermahls verschiedene Personen aus
ihren Häusern, und unter diesen auch einen Schlösser geholet, der wie die
Rede gehet, dem hingerichteten Cartouche die Mittel angewiesen, gemäch-
lich und ohne vieles Geräusch, in die Häuser wohlhabender Leute zu
kommen.

Am 28. dito Abends um 6. Uhr kamen 3. wohlgekleidete junge Kerls zu ei-
nem auf dem Platz von Maubert wohnenden Kauffman, und forderten ihm
mit entblössetem Degen seine Gold-Börse ab, die er ihnen auch, ihrer loß
zu werden, willig auslieferte; Kaum aber waren sie mit dem Raube weg,
so rieff der Kauffmann: Es sind Diebe da. Die patronillirende Schaar-
Wache kam ohngefehr darzu, und holete noch 2. von diesen Galgenvögeln
ein, welche in das Chatelet gebracht wurden.

Dem

ſtaunen angehoͤret, als daß der Koͤnigl. General-Fiſcal am 10. Decembr.
einen Befehl von Parlament ausgebracht, daß ein Inquiſitions-Proceß
wider den Lieutenant des Criminal-Gerichts und den Fiſcal vom Chate-
let ſolte angeſtellet werden, welche durch einen von denen bereits geraͤder-
ten Cameraden des Cartouche beſchuldiget worden, daß ſie gewiſſe ihnen
bekante Verbrechen darum verſchwiegen, damit einige dabey intereſſir-
te vornehme Perſonen, ſo gedachte beyde Gerichts-Officianten beſtochen,
verſchonet werden moͤchten. Man erwartet daher recht ſehnlich wie die-
ſer Proceß ablauffen werde.

Den 12. Decembr. ſind einige Gefreyte, oder Exempten von denen Ge-
richts-Dienern zu Pferde an die Spaniſche Graͤntzen geſendet worden, um
9. Diebe von der Bande des Cartouche, ſo ſich unter dem Gefolg der
Mademoiſelle von Montpenſier befunden, und wovon ſonderlich zwey dero
Silber-Geſchirr ſtehlen helffen, nach Paris zu bringen. Den 15. ward
abermahls eine Frau von der Bande des Cartouche Chevaliere genannt
aufgeknuͤpffet, und nach der Zeit ſind durch das Criminal-Gerichte noch
2. Weibes- und 6. Manns-Perſonen von eben dieſer Bande zum Tode
verurtheilet worden, dem ohngeachtet iſt doch der Fleiß und Strenge der
Juſtitz nicht vermoͤgend geweſen, denen haͤufigen Mordthaten und Die-
bereyen Einhalt zu thun.

Den 20. Decembr. hat man abermahls verſchiedene Perſonen aus
ihren Haͤuſern, und unter dieſen auch einen Schloͤſſer geholet, der wie die
Rede gehet, dem hingerichteten Cartouche die Mittel angewieſen, gemaͤch-
lich und ohne vieles Geraͤuſch, in die Haͤuſer wohlhabender Leute zu
kommen.

Am 28. dito Abends um 6. Uhr kamen 3. wohlgekleidete junge Kerls zu ei-
nem auf dem Platz von Maubert wohnenden Kauffman, und forderten ihm
mit entbloͤſſetem Degen ſeine Gold-Boͤrſe ab, die er ihnen auch, ihrer loß
zu werden, willig auslieferte; Kaum aber waren ſie mit dem Raube weg,
ſo rieff der Kauffmann: Es ſind Diebe da. Die patronillirende Schaar-
Wache kam ohngefehr darzu, und holete noch 2. von dieſen Galgenvoͤgeln
ein, welche in das Chatelet gebracht wurden.

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[22/0028] ſtaunen angehoͤret, als daß der Koͤnigl. General-Fiſcal am 10. Decembr. einen Befehl von Parlament ausgebracht, daß ein Inquiſitions-Proceß wider den Lieutenant des Criminal-Gerichts und den Fiſcal vom Chate- let ſolte angeſtellet werden, welche durch einen von denen bereits geraͤder- ten Cameraden des Cartouche beſchuldiget worden, daß ſie gewiſſe ihnen bekante Verbrechen darum verſchwiegen, damit einige dabey intereſſir- te vornehme Perſonen, ſo gedachte beyde Gerichts-Officianten beſtochen, verſchonet werden moͤchten. Man erwartet daher recht ſehnlich wie die- ſer Proceß ablauffen werde. Den 12. Decembr. ſind einige Gefreyte, oder Exempten von denen Ge- richts-Dienern zu Pferde an die Spaniſche Graͤntzen geſendet worden, um 9. Diebe von der Bande des Cartouche, ſo ſich unter dem Gefolg der Mademoiſelle von Montpenſier befunden, und wovon ſonderlich zwey dero Silber-Geſchirr ſtehlen helffen, nach Paris zu bringen. Den 15. ward abermahls eine Frau von der Bande des Cartouche Chevaliere genannt aufgeknuͤpffet, und nach der Zeit ſind durch das Criminal-Gerichte noch 2. Weibes- und 6. Manns-Perſonen von eben dieſer Bande zum Tode verurtheilet worden, dem ohngeachtet iſt doch der Fleiß und Strenge der Juſtitz nicht vermoͤgend geweſen, denen haͤufigen Mordthaten und Die- bereyen Einhalt zu thun. Den 20. Decembr. hat man abermahls verſchiedene Perſonen aus ihren Haͤuſern, und unter dieſen auch einen Schloͤſſer geholet, der wie die Rede gehet, dem hingerichteten Cartouche die Mittel angewieſen, gemaͤch- lich und ohne vieles Geraͤuſch, in die Haͤuſer wohlhabender Leute zu kommen. Am 28. dito Abends um 6. Uhr kamen 3. wohlgekleidete junge Kerls zu ei- nem auf dem Platz von Maubert wohnenden Kauffman, und forderten ihm mit entbloͤſſetem Degen ſeine Gold-Boͤrſe ab, die er ihnen auch, ihrer loß zu werden, willig auslieferte; Kaum aber waren ſie mit dem Raube weg, ſo rieff der Kauffmann: Es ſind Diebe da. Die patronillirende Schaar- Wache kam ohngefehr darzu, und holete noch 2. von dieſen Galgenvoͤgeln ein, welche in das Chatelet gebracht wurden. Dem

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Zitationshilfe: [N. N.]: Der berühmte Ertz-Dieb und Strassen-Räuber Cartouche. Leipzig, 1722, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oa_cartouche_1722/28>, abgerufen am 25.04.2024.