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Mährisches Tagblatt. Nr. 18, Olmütz, 24.01.1898.

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[Spaltenumbruch] wässerige Beschaffenheit aufweist, dürfte derselbe
jedoch bald wieder verschwunden sein.




Aus dem Gerichtssaale

Meuchelmord.

Vor den Schranken des biesigen k. k Kreis-
als Schwurgerichtes steht heute der 25jährige
Grundbesitzer Rudolf Neubauer in Mähr.-
Kotzendorf unter der Anklage des Verbrechens des
Meuchelmordes.

Die Anklage legt dem Rudolf Neubauer zur
Last, daß derselbe in der Nacht vom 26. auf den
27. Juli v. J. die Dienstmagd Anna Dittrich,
welche sich in gesegneten Umständen befand, ermo[rd]et
und den Knecht Peter Neumann beschuldigt habe,
daß sich derselbe an dem Morde der Anna
Dittrich betheiligt habe, wodurch er das Verbre-
chen der Verleumdung beging.

Anna Dittrich war in der Nacht zum 27.
Juli v. J. aus dem Hause ihres Dienstgebers
Johann Neumann in Mähr.-Kotzendorf plötzlich
verschwunden. Nachdem Anna Dittrich sich in ge-
segneten Umständen befand, so vermuthete man,
daß sie ihr Liebhaber Rudolf Neubauer ermordet
und ihre Leiche beseitigt habe.

Erst am 11. September v. J. wurde der
Leichnam der Anna Dittrich im Brunnen der
Neumann'schen Wirthschaft aufgefunden. Durch
das Gutachten der Gerichtsärzte wurde sicher-
gestellt, daß Anna Dittrich mittelst eines Stran-
ges von fremder Hand erdrosselt worden ist.

Der in Haft genommene Rudolf Neubauer
leugnete Anfangs die That, schritt jedoch später
zu dem Geständnisse, daß er seine Geliebte Anna
Dittrich, als ihn dieselbe zur Stallthüte heraus-
gelassen hatte, mit Hi[l]fe des Knechtes Peter
Neumann auf die Weise erdrosselt habe,
daß er ihr einen bereits in Bereitschaft gehal-
tenen Strang um den Hals warf und zuzog,
wobei ihr Peter Neumann den Mund zuhielt,
worauf er (Neubauer) den Leichnam in
den Brunnen warf. Der Angeklagte habe später
seine Behauptung Peter Neumann sei ihm bei
Ausführung der That beh[il]flich geweser, wider-
rufen. Neubauer gestand, daß er die That allein
ausführte; er habe dieselbe deshalb begangen, weil
er nicht als Vater des Kindes, das Anna Dietrich
unter den Herzen trug, gelten wollte. Die Um-
stände, unter welchen der Mord ausgeführt wurde,
sagt die Anklage, seien solche gewesen, daß der
dringende Verdacht eines Meuchelmordes vor-
handen sei.

Den Vorsitz bei der heutigen Schwurgerichts-
verhandlung führt Herr Vicepräsident Dr.
Krbalek. Als Vertheidiger des Angeklagten
fungirt Herr Dr. Ambros.




Vom Tage.
(Nebergriffe eines tschechischen Caplans)

Der Caplan von Stepanitz, Herr Franz Stary,
hat in seiner P[r]edig am 1. Jänner 1898
unter Anderem folgende Aeußerungen gethan:
"Ich als Tscheche, wünsche meiner Nation:
Unser Volk möge im heurigen Jahr den böhmischen
König erhalten und seine Rechte erreichen, unser
Känig möge sich als König von Böhmen krönen
lassen. Die Tschechen haben den Deutschen zu
lange getraut und es ist schade, daß die Tage
von Saaz und Eger uns erst so spät die Augen
geöffnet haben. Die Tsch[e]chen haben sich auf das
Feld locken lassen, wie Kain den Abel hinaus-
geführt hat ... Das Blut der Tschechen jedoch
schreit um Rache .... Der Regierung an der
Donau wünsche ich, sie möge fest in ihrem Vor-
satze ausharren und nicht nachgeben, damit endlich
die tschechische Sprache Staatssprache werde. Meinen
Feinden, den Deutschen, würde ich den Tod und
noch Aergeres wünschen, aber als Christ muß ich
ihnen vergeben; ich will jedoch Gott bitten, er
möge ihnen Verstand geben." Müssen solche
Aeußerungen im Gotteshause schon an sich Ent-
rüstung erregen, so wird dieselbe noch dadurch
gesteigert, daß der genannte Herr auch Katechet
an der nur von deutschen Kindern besuchten Schul-
vereinsschule in Benetzko ist. Da bei solch' feind-
seliger Gesinnung ein ersprießlicher Einfluß auf
deutsche Kinder von einem solchen Katecheten nicht
gewärtigt werden kann, so hat der deutsche Schul-
verein dem fürstbischöflichen Consistorium in
[Spaltenumbruch] Königgrätz und dem k. k. Bezirksschulrathe
Starkenbach von diesem Vorfalle die Anzeige
erstattet mit dem Begehren, daß dieser Schule
ein deutscher Katechet zugewiesen werde.

(Die Sonnensinsterniß.)

Aus Talni in
Indien wird gemeldet: Die Beobachtung der
Sonnenfinsterniß am 22. d. durch den Viceprä-
sidenten der königlichen astronomischen Gesell-
schaft, Maunder, ist erfolgreich verlaufen. Der
Himmel war sehr klar und während der totalen
Verfinsterung der Sonnenscheibe herrschte eine
Belenchtung wie in einer Vollmondmacht.

(Das einzige,)

angenehm zu nehmende
natürlich Abführmittel ist das Franz Josef
Bitterwasser,
seit mehr als zwanzig Jahren
von unvergleichlicher Popularität. Die Wirkung
ist eine nachhaltig auflösende. Das Franz Josef
Bitterwasser sollte in keinem Haushalte fehlen.

(Den zahlreichen Interessenten)

der beiden,
in der [g]anzen Monarchie verbreiteten und ihres
proctischen Werthes wegen so viel benützten Ver-
kehrsbeheife: "Prochaska's Neue Eisen-
bahnkarte von Oesterreich-Ungarn"

und "Prochaska's Stationenverzeich-
niß von Oesterreich-Ungarn,"
sei hiemit
bekannt gegeben, daß die neuen Ausgaben beider
Werke für 1898 bereits erschienen sind. In unserem
großartig entwickelten Verkehrsleben werden all-
jährlich so begeutende Fortschritte gemacht, daß
Behelfe wie die vorgenannten füglich auch nicht
länger als ein Jahr verläßlich sein können. Neue
Ausgaben solcher Hilfsmittel haben deshalb den
Werth völlig neuer Erscheinungen und um so
mehr, wenn si alle Aenderungen und Neuerungen
so gewissenhaft verzeichnen, wie es bei der Pro-
ch[as]ka'schen Eisenbahnkarte und dem Prochaska'schen
Stationenverzeichniß der Fall ist. Letzteres speciell
hat durch die Aufnahme der Telephonstellen und
die Angabe der nächsten Eisenbahn-Stationen von
Orten, die selbst solche nicht sind, eine wesentliche
Vervollkommnung erfahren.




Telegramme
des "Mährischen Tagblattes."

(Vom Correspondenz-Bureau.)

Das heutige Amts-
blatt veröffentlicht die folgenden A. h. Hand-
schreiben: "Lieber Baron Josika! Indem Ich
Sie von Ihrer Stelle als ungarischer Minister
um Meine Person auf Ihr eigenes Ansuchen
enthebe, verleihe Ich Ihnen in Anerkennung der
in dieser Eigenschaft geleisteten vorzüglichen
Dienste taxfrei Meinen eisernen Kronenorden
erster Classe. Wien den 20. Jänner 1898. Franz
Josef m. p. Baron Banffy m. p." "Lieber
Baron Banffy! Infolge Ihrer Unterbreitung
betraue Ich Sie hiemit mit der provisorischen
Leitung der Agenden des ungarischen Ministeriums
um Meine Person. Wien, den 20. Jänner 1898.
Franz Josef m. p. Baron Banffy m. p." Das
Amtsblatt veröffentlicht ferner das sanctionirte
Gesetz betreffend die provisorische Regelung der
Zoll- und Bankangelegenheiten, sowie einiger
hiemit zusammenhängenden Fragen.

Die Meldung einiger
Wiener Blätter, wonach die Studenten der
deutschen Universität beschlossen hätten, die Vor-
lesungen bis auf Weiteres nicht zu besuchen, ist
unrichtig. Ein solcher Beschluß wurde nicht gefaßt
und es werden die Vorlesungen selbstverständlich
fortgesetzt. Es scheint hier eine Verwechslung mit
dem Besuche des von einer Seite angeregten
Akademikertages vorzuliegen.

Ueber Vorschlag des
Ministerrathes unterzeichnete König Humbert
heute Morgens ein Decret, welches bis zum
30. April den Zoll auf Getreide von 71/2 auf
5 Lire herabsetzt. Das Decret wird am 25. Jänner
Morgens in Kraft treten. Am selben Tage wird
das Decret der Kammer mitgetheilt werden, um
die diesbezügliche Gesetzesänderung durchzuführen.

In einer Kirche
brach heute infolge einer Detonation eine Panik
aus, wobei mehrere Damen in Ohnmacht fielen.
Man glaubt, daß es sich um einen schlechten
Scherz handelte.

Aus Anlaß der voll-
ständigen Pacificirung der Philippinen fand gestern
Abens eine Illumination statt. Zur Feier des
Namensfestes des Königs wurden zahlreiche
Amnestien erlassen.


[Spaltenumbruch]

Der Insurgentenchef Toyo in der Provinz
St. Clara hat sich unterworfen.

Der Gouver-
neur von New-Jersey John Griggs wurde zum
Attorney-General ernannt.

Angesichts der erheb-
lichen Ausdehnung der Pest-Epidemie in Indien hielt
das russische Comite zur Bekämpfung der Pest
das Verbot der mohamedanischen Pilgerfahrten
für das laufende Jahr aufrecht. Fünf russische
Aerzte wurden zur Beobachtung der Bewegung
der Epidemie nach Indien gesandt.

Die kretensische Frage.

Die "National-
zeitung" constatirt, es gebe keinen deutsch-russischen
Interessengegensatz in der kretensischen Frage.
Deutschland habe in dieser Frage nicht nur keine
Interessen gegen Rußland, sondern habe über-
haupt keine eigenen Interessen wahrzunehmen.
Wenn Deutschland redlich mitwirkt zur Herbei-
führung einer Lösung, die den Frieden Eurapas
nicht gefährde, so könne es auch die Akten über
Kreta mit gutem Gewissen schließen.

Der Aufstand auf Cuba.

Sechs Aufständische,
die dem Leibgarde-Regimente Maximo Gomez'
angehörten, sagten aus, daß Commandant Alvarez,
der sich mit seiner Bande unterwerfen wollte, auf
Befehl Gomez' füsilirt worden sei. Zwanzig
Mann desselben Regimentes würden sich dem-
nächst unterwerfen. General Blanco wird
voraussichtlich morgen nach dem östlichen Theile
der Insel abgehen.

Die Affaire Dreyfus.

2 Uhr 20 Minuten
Nachm. (Meldung der "Agence Havas".) An-
gesichts der für heute auf der Place de la
Concorde geplanten Kundgebungen gegen die
Bewegung zu Gunsten Dreyfus' wurden strenge
Maßregeln ergriffen. Abtheilungen Cavallerie
und Infanterie sowie zahlreiche Polizeiagenten
bewachen die Place de la Concorde und den
Tuilerien-Garten. Bis jetzt ist Alles ruhig.

(Meldung der
"Agence Havas".) Im Quartier Latin herrscht
vollständige Ruhe. Das heutige Meeting in der
Rue Allemagne verlief ohne Störung und endigte
ruhig um Mitternacht. Die auarchistischen Redner
griffen die Regierung an und machten sich über
die gegenwärtige Bewegung lustig. Zu Gunsten
des Anarchisten Etievant wurde eine Collecte
veranstaltet.

In Lyon fand ein Meeting statt, nach
welchem einige Studenten eine autisemitische Kund-
gebung veranstalteten, von der Polizei jedoch ohne
Mühe zerstreut wurden.

(Meldung der "Agence
Havas".) Das Meeting in der Salle des mille
colonnes
verlief ziemlich stürmisch, jedoch ohne
ernsteren Zwischenfall. Der Einberufer desselben,
Guerin, erklärte, der Zweck der Versammlung
sei kein politischer, sondern ein patriotischer
um gegen die Angriffe auf die Armee zu prote-
stiren. Die Anarchisten, denen es gelungen
war, in den Saal zu dringen, begannen
zu lärmen. Thiebaud wurde zum Präfidenten
gewählt und wollte das Wort ergreifen, wurde
jedoch durch neuerliche Unterbrechungen daran ge-
hindert. Drei Anarchisten wurden hinausgedrängt.
Thiebaud schlug vor, einen Kranz an dem Straß-
burgdenkmale niederzulegen (Rufe: "Hoch die
Armee! Hoch Frankreich!" -- Neuerliche Unter-
brechungen.) Schließlich beantragte Thiebaud, bei
der Unmöglichkeit, die Debatte fortzusetzen, die
Sitzung aufzuheben und in Ruhe auf die
Place de la concorde zu gehen, um den Krauz
niederzulegen. Der Antrag wurde angenommen
und der Kranz in einen Wagen gebracht. Die
Polizei erlaubte jedoch den Manifestanten nicht,
in geschlossenem Zuge zu folgen, weshalb sie
einzeln oder in kleinen Gruppen sich dahin bege-
ben mußten. Es wurden zwei Verhaftun-
gen
vorgenommen.

Wie die "Agence
Havas" aus Algier meldet, fand daselbst gestern
Abends ein antisemitisches Meeting statt, an welchem
etwa 6000 Personen theilnahmen. Es wurden
heftige Ansprachen gehalten. Die Versammlung
beschloß Resolutionen in welchen die oberste Ver-
waltung scharf getadelt und die Bildung eines

[Spaltenumbruch] wäſſerige Beſchaffenheit aufweiſt, dürfte derſelbe
jedoch bald wieder verſchwunden ſein.




Aus dem Gerichtsſaale

Meuchelmord.

Vor den Schranken des bieſigen k. k Kreis-
als Schwurgerichtes ſteht heute der 25jährige
Grundbeſitzer Rudolf Neubauer in Mähr.-
Kotzendorf unter der Anklage des Verbrechens des
Meuchelmordes.

Die Anklage legt dem Rudolf Neubauer zur
Laſt, daß derſelbe in der Nacht vom 26. auf den
27. Juli v. J. die Dienſtmagd Anna Dittrich,
welche ſich in geſegneten Umſtänden befand, ermo[rd]et
und den Knecht Peter Neumann beſchuldigt habe,
daß ſich derſelbe an dem Morde der Anna
Dittrich betheiligt habe, wodurch er das Verbre-
chen der Verleumdung beging.

Anna Dittrich war in der Nacht zum 27.
Juli v. J. aus dem Hauſe ihres Dienſtgebers
Johann Neumann in Mähr.-Kotzendorf plötzlich
verſchwunden. Nachdem Anna Dittrich ſich in ge-
ſegneten Umſtänden befand, ſo vermuthete man,
daß ſie ihr Liebhaber Rudolf Neubauer ermordet
und ihre Leiche beſeitigt habe.

Erſt am 11. September v. J. wurde der
Leichnam der Anna Dittrich im Brunnen der
Neumann’ſchen Wirthſchaft aufgefunden. Durch
das Gutachten der Gerichtsärzte wurde ſicher-
geſtellt, daß Anna Dittrich mittelſt eines Stran-
ges von fremder Hand erdroſſelt worden iſt.

Der in Haft genommene Rudolf Neubauer
leugnete Anfangs die That, ſchritt jedoch ſpäter
zu dem Geſtändniſſe, daß er ſeine Geliebte Anna
Dittrich, als ihn dieſelbe zur Stallthüte heraus-
gelaſſen hatte, mit Hi[l]fe des Knechtes Peter
Neumann auf die Weiſe erdroſſelt habe,
daß er ihr einen bereits in Bereitſchaft gehal-
tenen Strang um den Hals warf und zuzog,
wobei ihr Peter Neumann den Mund zuhielt,
worauf er (Neubauer) den Leichnam in
den Brunnen warf. Der Angeklagte habe ſpäter
ſeine Behauptung Peter Neumann ſei ihm bei
Ausführung der That beh[il]flich geweſer, wider-
rufen. Neubauer geſtand, daß er die That allein
ausführte; er habe dieſelbe deshalb begangen, weil
er nicht als Vater des Kindes, das Anna Dietrich
unter den Herzen trug, gelten wollte. Die Um-
ſtände, unter welchen der Mord ausgeführt wurde,
ſagt die Anklage, ſeien ſolche geweſen, daß der
dringende Verdacht eines Meuchelmordes vor-
handen ſei.

Den Vorſitz bei der heutigen Schwurgerichts-
verhandlung führt Herr Vicepräſident Dr.
Krbalek. Als Vertheidiger des Angeklagten
fungirt Herr Dr. Ambros.




Vom Tage.
(Nebergriffe eines tſchechiſchen Caplans)

Der Caplan von Stepanitz, Herr Franz Stary,
hat in ſeiner P[r]edig am 1. Jänner 1898
unter Anderem folgende Aeußerungen gethan:
„Ich als Tſcheche, wünſche meiner Nation:
Unſer Volk möge im heurigen Jahr den böhmiſchen
König erhalten und ſeine Rechte erreichen, unſer
Känig möge ſich als König von Böhmen krönen
laſſen. Die Tſchechen haben den Deutſchen zu
lange getraut und es iſt ſchade, daß die Tage
von Saaz und Eger uns erſt ſo ſpät die Augen
geöffnet haben. Die Tſch[e]chen haben ſich auf das
Feld locken laſſen, wie Kain den Abel hinaus-
geführt hat ... Das Blut der Tſchechen jedoch
ſchreit um Rache .... Der Regierung an der
Donau wünſche ich, ſie möge feſt in ihrem Vor-
ſatze ausharren und nicht nachgeben, damit endlich
die tſchechiſche Sprache Staatsſprache werde. Meinen
Feinden, den Deutſchen, würde ich den Tod und
noch Aergeres wünſchen, aber als Chriſt muß ich
ihnen vergeben; ich will jedoch Gott bitten, er
möge ihnen Verſtand geben.“ Müſſen ſolche
Aeußerungen im Gotteshauſe ſchon an ſich Ent-
rüſtung erregen, ſo wird dieſelbe noch dadurch
geſteigert, daß der genannte Herr auch Katechet
an der nur von deutſchen Kindern beſuchten Schul-
vereinsſchule in Benetzko iſt. Da bei ſolch’ feind-
ſeliger Geſinnung ein erſprießlicher Einfluß auf
deutſche Kinder von einem ſolchen Katecheten nicht
gewärtigt werden kann, ſo hat der deutſche Schul-
verein dem fürſtbiſchöflichen Conſiſtorium in
[Spaltenumbruch] Königgrätz und dem k. k. Bezirksſchulrathe
Starkenbach von dieſem Vorfalle die Anzeige
erſtattet mit dem Begehren, daß dieſer Schule
ein deutſcher Katechet zugewieſen werde.

(Die Sonnenſinſterniß.)

Aus Talni in
Indien wird gemeldet: Die Beobachtung der
Sonnenfinſterniß am 22. d. durch den Viceprä-
ſidenten der königlichen aſtronomiſchen Geſell-
ſchaft, Maunder, iſt erfolgreich verlaufen. Der
Himmel war ſehr klar und während der totalen
Verfinſterung der Sonnenſcheibe herrſchte eine
Belenchtung wie in einer Vollmondmacht.

(Das einzige,)

angenehm zu nehmende
natürlich Abführmittel iſt das Franz Joſef
Bitterwaſſer,
ſeit mehr als zwanzig Jahren
von unvergleichlicher Popularität. Die Wirkung
iſt eine nachhaltig auflöſende. Das Franz Joſef
Bitterwaſſer ſollte in keinem Haushalte fehlen.

(Den zahlreichen Intereſſenten)

der beiden,
in der [g]anzen Monarchie verbreiteten und ihres
proctiſchen Werthes wegen ſo viel benützten Ver-
kehrsbeheife: „Prochaska’s Neue Eiſen-
bahnkarte von Oeſterreich-Ungarn“

und „Prochaska’s Stationenverzeich-
niß von Oeſterreich-Ungarn,“
ſei hiemit
bekannt gegeben, daß die neuen Ausgaben beider
Werke für 1898 bereits erſchienen ſind. In unſerem
großartig entwickelten Verkehrsleben werden all-
jährlich ſo begeutende Fortſchritte gemacht, daß
Behelfe wie die vorgenannten füglich auch nicht
länger als ein Jahr verläßlich ſein können. Neue
Ausgaben ſolcher Hilfsmittel haben deshalb den
Werth völlig neuer Erſcheinungen und um ſo
mehr, wenn ſi alle Aenderungen und Neuerungen
ſo gewiſſenhaft verzeichnen, wie es bei der Pro-
ch[as]ka’ſchen Eiſenbahnkarte und dem Prochaska’ſchen
Stationenverzeichniß der Fall iſt. Letzteres ſpeciell
hat durch die Aufnahme der Telephonſtellen und
die Angabe der nächſten Eiſenbahn-Stationen von
Orten, die ſelbſt ſolche nicht ſind, eine weſentliche
Vervollkommnung erfahren.




Telegramme
des „Mähriſchen Tagblattes.“

(Vom Correſpondenz-Bureau.)

Das heutige Amts-
blatt veröffentlicht die folgenden A. h. Hand-
ſchreiben: „Lieber Baron Joſika! Indem Ich
Sie von Ihrer Stelle als ungariſcher Miniſter
um Meine Perſon auf Ihr eigenes Anſuchen
enthebe, verleihe Ich Ihnen in Anerkennung der
in dieſer Eigenſchaft geleiſteten vorzüglichen
Dienſte taxfrei Meinen eiſernen Kronenorden
erſter Claſſe. Wien den 20. Jänner 1898. Franz
Joſef m. p. Baron Bánffy m. p.“ „Lieber
Baron Bánffy! Infolge Ihrer Unterbreitung
betraue Ich Sie hiemit mit der proviſoriſchen
Leitung der Agenden des ungariſchen Miniſteriums
um Meine Perſon. Wien, den 20. Jänner 1898.
Franz Joſef m. p. Baron Bánffy m. p.“ Das
Amtsblatt veröffentlicht ferner das ſanctionirte
Geſetz betreffend die proviſoriſche Regelung der
Zoll- und Bankangelegenheiten, ſowie einiger
hiemit zuſammenhängenden Fragen.

Die Meldung einiger
Wiener Blätter, wonach die Studenten der
deutſchen Univerſität beſchloſſen hätten, die Vor-
leſungen bis auf Weiteres nicht zu beſuchen, iſt
unrichtig. Ein ſolcher Beſchluß wurde nicht gefaßt
und es werden die Vorleſungen ſelbſtverſtändlich
fortgeſetzt. Es ſcheint hier eine Verwechslung mit
dem Beſuche des von einer Seite angeregten
Akademikertages vorzuliegen.

Ueber Vorſchlag des
Miniſterrathes unterzeichnete König Humbert
heute Morgens ein Decret, welches bis zum
30. April den Zoll auf Getreide von 7½ auf
5 Lire herabſetzt. Das Decret wird am 25. Jänner
Morgens in Kraft treten. Am ſelben Tage wird
das Decret der Kammer mitgetheilt werden, um
die diesbezügliche Geſetzesänderung durchzuführen.

In einer Kirche
brach heute infolge einer Detonation eine Panik
aus, wobei mehrere Damen in Ohnmacht fielen.
Man glaubt, daß es ſich um einen ſchlechten
Scherz handelte.

Aus Anlaß der voll-
ſtändigen Pacificirung der Philippinen fand geſtern
Abens eine Illumination ſtatt. Zur Feier des
Namensfeſtes des Königs wurden zahlreiche
Amneſtien erlaſſen.


[Spaltenumbruch]

Der Inſurgentenchef Toyo in der Provinz
St. Clara hat ſich unterworfen.

Der Gouver-
neur von New-Jerſey John Griggs wurde zum
Attorney-General ernannt.

Angeſichts der erheb-
lichen Ausdehnung der Peſt-Epidemie in Indien hielt
das ruſſiſche Comité zur Bekämpfung der Peſt
das Verbot der mohamedaniſchen Pilgerfahrten
für das laufende Jahr aufrecht. Fünf ruſſiſche
Aerzte wurden zur Beobachtung der Bewegung
der Epidemie nach Indien geſandt.

Die kretenſiſche Frage.

Die „National-
zeitung“ conſtatirt, es gebe keinen deutſch-ruſſiſchen
Intereſſengegenſatz in der kretenſiſchen Frage.
Deutſchland habe in dieſer Frage nicht nur keine
Intereſſen gegen Rußland, ſondern habe über-
haupt keine eigenen Intereſſen wahrzunehmen.
Wenn Deutſchland redlich mitwirkt zur Herbei-
führung einer Löſung, die den Frieden Eurapas
nicht gefährde, ſo könne es auch die Akten über
Kreta mit gutem Gewiſſen ſchließen.

Der Aufſtand auf Cuba.

Sechs Aufſtändiſche,
die dem Leibgarde-Regimente Maximo Gomez’
angehörten, ſagten aus, daß Commandant Alvarez,
der ſich mit ſeiner Bande unterwerfen wollte, auf
Befehl Gomez’ füſilirt worden ſei. Zwanzig
Mann desſelben Regimentes würden ſich dem-
nächſt unterwerfen. General Blanco wird
vorausſichtlich morgen nach dem öſtlichen Theile
der Inſel abgehen.

Die Affaire Dreyfus.

2 Uhr 20 Minuten
Nachm. (Meldung der „Agence Havas“.) An-
geſichts der für heute auf der Place de la
Concorde geplanten Kundgebungen gegen die
Bewegung zu Gunſten Dreyfus’ wurden ſtrenge
Maßregeln ergriffen. Abtheilungen Cavallerie
und Infanterie ſowie zahlreiche Polizeiagenten
bewachen die Place de la Concorde und den
Tuilerien-Garten. Bis jetzt iſt Alles ruhig.

(Meldung der
„Agence Havas“.) Im Quartier Latin herrſcht
vollſtändige Ruhe. Das heutige Meeting in der
Rue Allemagne verlief ohne Störung und endigte
ruhig um Mitternacht. Die auarchiſtiſchen Redner
griffen die Regierung an und machten ſich über
die gegenwärtige Bewegung luſtig. Zu Gunſten
des Anarchiſten Etievant wurde eine Collecte
veranſtaltet.

In Lyon fand ein Meeting ſtatt, nach
welchem einige Studenten eine autiſemitiſche Kund-
gebung veranſtalteten, von der Polizei jedoch ohne
Mühe zerſtreut wurden.

(Meldung der „Agence
Havas“.) Das Meeting in der Salle des mille
colonnes
verlief ziemlich ſtürmiſch, jedoch ohne
ernſteren Zwiſchenfall. Der Einberufer desſelben,
Guérin, erklärte, der Zweck der Verſammlung
ſei kein politiſcher, ſondern ein patriotiſcher
um gegen die Angriffe auf die Armee zu prote-
ſtiren. Die Anarchiſten, denen es gelungen
war, in den Saal zu dringen, begannen
zu lärmen. Thiébaud wurde zum Präfidenten
gewählt und wollte das Wort ergreifen, wurde
jedoch durch neuerliche Unterbrechungen daran ge-
hindert. Drei Anarchiſten wurden hinausgedrängt.
Thiébaud ſchlug vor, einen Kranz an dem Straß-
burgdenkmale niederzulegen (Rufe: „Hoch die
Armee! Hoch Frankreich!“ — Neuerliche Unter-
brechungen.) Schließlich beantragte Thiébaud, bei
der Unmöglichkeit, die Debatte fortzuſetzen, die
Sitzung aufzuheben und in Ruhe auf die
Place de la concorde zu gehen, um den Krauz
niederzulegen. Der Antrag wurde angenommen
und der Kranz in einen Wagen gebracht. Die
Polizei erlaubte jedoch den Manifeſtanten nicht,
in geſchloſſenem Zuge zu folgen, weshalb ſie
einzeln oder in kleinen Gruppen ſich dahin bege-
ben mußten. Es wurden zwei Verhaftun-
gen
vorgenommen.

Wie die „Agence
Havas“ aus Algier meldet, fand daſelbſt geſtern
Abends ein antiſemitiſches Meeting ſtatt, an welchem
etwa 6000 Perſonen theilnahmen. Es wurden
heftige Anſprachen gehalten. Die Verſammlung
beſchloß Reſolutionen in welchen die oberſte Ver-
waltung ſcharf getadelt und die Bildung eines

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</TEI>
[[6]/0006] wäſſerige Beſchaffenheit aufweiſt, dürfte derſelbe jedoch bald wieder verſchwunden ſein. Aus dem Gerichtsſaale Olmütz, 24. Jänner. Meuchelmord. Vor den Schranken des bieſigen k. k Kreis- als Schwurgerichtes ſteht heute der 25jährige Grundbeſitzer Rudolf Neubauer in Mähr.- Kotzendorf unter der Anklage des Verbrechens des Meuchelmordes. Die Anklage legt dem Rudolf Neubauer zur Laſt, daß derſelbe in der Nacht vom 26. auf den 27. Juli v. J. die Dienſtmagd Anna Dittrich, welche ſich in geſegneten Umſtänden befand, ermordet und den Knecht Peter Neumann beſchuldigt habe, daß ſich derſelbe an dem Morde der Anna Dittrich betheiligt habe, wodurch er das Verbre- chen der Verleumdung beging. Anna Dittrich war in der Nacht zum 27. Juli v. J. aus dem Hauſe ihres Dienſtgebers Johann Neumann in Mähr.-Kotzendorf plötzlich verſchwunden. Nachdem Anna Dittrich ſich in ge- ſegneten Umſtänden befand, ſo vermuthete man, daß ſie ihr Liebhaber Rudolf Neubauer ermordet und ihre Leiche beſeitigt habe. Erſt am 11. September v. J. wurde der Leichnam der Anna Dittrich im Brunnen der Neumann’ſchen Wirthſchaft aufgefunden. Durch das Gutachten der Gerichtsärzte wurde ſicher- geſtellt, daß Anna Dittrich mittelſt eines Stran- ges von fremder Hand erdroſſelt worden iſt. Der in Haft genommene Rudolf Neubauer leugnete Anfangs die That, ſchritt jedoch ſpäter zu dem Geſtändniſſe, daß er ſeine Geliebte Anna Dittrich, als ihn dieſelbe zur Stallthüte heraus- gelaſſen hatte, mit Hilfe des Knechtes Peter Neumann auf die Weiſe erdroſſelt habe, daß er ihr einen bereits in Bereitſchaft gehal- tenen Strang um den Hals warf und zuzog, wobei ihr Peter Neumann den Mund zuhielt, worauf er (Neubauer) den Leichnam in den Brunnen warf. Der Angeklagte habe ſpäter ſeine Behauptung Peter Neumann ſei ihm bei Ausführung der That behilflich geweſer, wider- rufen. Neubauer geſtand, daß er die That allein ausführte; er habe dieſelbe deshalb begangen, weil er nicht als Vater des Kindes, das Anna Dietrich unter den Herzen trug, gelten wollte. Die Um- ſtände, unter welchen der Mord ausgeführt wurde, ſagt die Anklage, ſeien ſolche geweſen, daß der dringende Verdacht eines Meuchelmordes vor- handen ſei. Den Vorſitz bei der heutigen Schwurgerichts- verhandlung führt Herr Vicepräſident Dr. Krbalek. Als Vertheidiger des Angeklagten fungirt Herr Dr. Ambros. Vom Tage. (Nebergriffe eines tſchechiſchen Caplans) Der Caplan von Stepanitz, Herr Franz Stary, hat in ſeiner Predig am 1. Jänner 1898 unter Anderem folgende Aeußerungen gethan: „Ich als Tſcheche, wünſche meiner Nation: Unſer Volk möge im heurigen Jahr den böhmiſchen König erhalten und ſeine Rechte erreichen, unſer Känig möge ſich als König von Böhmen krönen laſſen. Die Tſchechen haben den Deutſchen zu lange getraut und es iſt ſchade, daß die Tage von Saaz und Eger uns erſt ſo ſpät die Augen geöffnet haben. Die Tſchechen haben ſich auf das Feld locken laſſen, wie Kain den Abel hinaus- geführt hat ... Das Blut der Tſchechen jedoch ſchreit um Rache .... Der Regierung an der Donau wünſche ich, ſie möge feſt in ihrem Vor- ſatze ausharren und nicht nachgeben, damit endlich die tſchechiſche Sprache Staatsſprache werde. Meinen Feinden, den Deutſchen, würde ich den Tod und noch Aergeres wünſchen, aber als Chriſt muß ich ihnen vergeben; ich will jedoch Gott bitten, er möge ihnen Verſtand geben.“ Müſſen ſolche Aeußerungen im Gotteshauſe ſchon an ſich Ent- rüſtung erregen, ſo wird dieſelbe noch dadurch geſteigert, daß der genannte Herr auch Katechet an der nur von deutſchen Kindern beſuchten Schul- vereinsſchule in Benetzko iſt. Da bei ſolch’ feind- ſeliger Geſinnung ein erſprießlicher Einfluß auf deutſche Kinder von einem ſolchen Katecheten nicht gewärtigt werden kann, ſo hat der deutſche Schul- verein dem fürſtbiſchöflichen Conſiſtorium in Königgrätz und dem k. k. Bezirksſchulrathe Starkenbach von dieſem Vorfalle die Anzeige erſtattet mit dem Begehren, daß dieſer Schule ein deutſcher Katechet zugewieſen werde. (Die Sonnenſinſterniß.) Aus Talni in Indien wird gemeldet: Die Beobachtung der Sonnenfinſterniß am 22. d. durch den Viceprä- ſidenten der königlichen aſtronomiſchen Geſell- ſchaft, Maunder, iſt erfolgreich verlaufen. Der Himmel war ſehr klar und während der totalen Verfinſterung der Sonnenſcheibe herrſchte eine Belenchtung wie in einer Vollmondmacht. (Das einzige,) angenehm zu nehmende natürlich Abführmittel iſt das Franz Joſef Bitterwaſſer, ſeit mehr als zwanzig Jahren von unvergleichlicher Popularität. Die Wirkung iſt eine nachhaltig auflöſende. Das Franz Joſef Bitterwaſſer ſollte in keinem Haushalte fehlen. (Den zahlreichen Intereſſenten) der beiden, in der ganzen Monarchie verbreiteten und ihres proctiſchen Werthes wegen ſo viel benützten Ver- kehrsbeheife: „Prochaska’s Neue Eiſen- bahnkarte von Oeſterreich-Ungarn“ und „Prochaska’s Stationenverzeich- niß von Oeſterreich-Ungarn,“ ſei hiemit bekannt gegeben, daß die neuen Ausgaben beider Werke für 1898 bereits erſchienen ſind. In unſerem großartig entwickelten Verkehrsleben werden all- jährlich ſo begeutende Fortſchritte gemacht, daß Behelfe wie die vorgenannten füglich auch nicht länger als ein Jahr verläßlich ſein können. Neue Ausgaben ſolcher Hilfsmittel haben deshalb den Werth völlig neuer Erſcheinungen und um ſo mehr, wenn ſi alle Aenderungen und Neuerungen ſo gewiſſenhaft verzeichnen, wie es bei der Pro- chaska’ſchen Eiſenbahnkarte und dem Prochaska’ſchen Stationenverzeichniß der Fall iſt. Letzteres ſpeciell hat durch die Aufnahme der Telephonſtellen und die Angabe der nächſten Eiſenbahn-Stationen von Orten, die ſelbſt ſolche nicht ſind, eine weſentliche Vervollkommnung erfahren. Telegramme des „Mähriſchen Tagblattes.“ (Vom Correſpondenz-Bureau.) Budapeſt, 23. Jänner. Das heutige Amts- blatt veröffentlicht die folgenden A. h. Hand- ſchreiben: „Lieber Baron Joſika! Indem Ich Sie von Ihrer Stelle als ungariſcher Miniſter um Meine Perſon auf Ihr eigenes Anſuchen enthebe, verleihe Ich Ihnen in Anerkennung der in dieſer Eigenſchaft geleiſteten vorzüglichen Dienſte taxfrei Meinen eiſernen Kronenorden erſter Claſſe. Wien den 20. Jänner 1898. Franz Joſef m. p. Baron Bánffy m. p.“ „Lieber Baron Bánffy! Infolge Ihrer Unterbreitung betraue Ich Sie hiemit mit der proviſoriſchen Leitung der Agenden des ungariſchen Miniſteriums um Meine Perſon. Wien, den 20. Jänner 1898. Franz Joſef m. p. Baron Bánffy m. p.“ Das Amtsblatt veröffentlicht ferner das ſanctionirte Geſetz betreffend die proviſoriſche Regelung der Zoll- und Bankangelegenheiten, ſowie einiger hiemit zuſammenhängenden Fragen. Prag, 23. Jänner. Die Meldung einiger Wiener Blätter, wonach die Studenten der deutſchen Univerſität beſchloſſen hätten, die Vor- leſungen bis auf Weiteres nicht zu beſuchen, iſt unrichtig. Ein ſolcher Beſchluß wurde nicht gefaßt und es werden die Vorleſungen ſelbſtverſtändlich fortgeſetzt. Es ſcheint hier eine Verwechslung mit dem Beſuche des von einer Seite angeregten Akademikertages vorzuliegen. Rom, 23. Jänner. Ueber Vorſchlag des Miniſterrathes unterzeichnete König Humbert heute Morgens ein Decret, welches bis zum 30. April den Zoll auf Getreide von 7½ auf 5 Lire herabſetzt. Das Decret wird am 25. Jänner Morgens in Kraft treten. Am ſelben Tage wird das Decret der Kammer mitgetheilt werden, um die diesbezügliche Geſetzesänderung durchzuführen. Barcelona, 23. Jänner. In einer Kirche brach heute infolge einer Detonation eine Panik aus, wobei mehrere Damen in Ohnmacht fielen. Man glaubt, daß es ſich um einen ſchlechten Scherz handelte. Madrid, 23. Jänner. Aus Anlaß der voll- ſtändigen Pacificirung der Philippinen fand geſtern Abens eine Illumination ſtatt. Zur Feier des Namensfeſtes des Königs wurden zahlreiche Amneſtien erlaſſen. Der Inſurgentenchef Toyo in der Provinz St. Clara hat ſich unterworfen. Washington 23. Jänner. Der Gouver- neur von New-Jerſey John Griggs wurde zum Attorney-General ernannt. Petersburg, 23. Jänner. Angeſichts der erheb- lichen Ausdehnung der Peſt-Epidemie in Indien hielt das ruſſiſche Comité zur Bekämpfung der Peſt das Verbot der mohamedaniſchen Pilgerfahrten für das laufende Jahr aufrecht. Fünf ruſſiſche Aerzte wurden zur Beobachtung der Bewegung der Epidemie nach Indien geſandt. Die kretenſiſche Frage. Berlin, 23. Jänner. Die „National- zeitung“ conſtatirt, es gebe keinen deutſch-ruſſiſchen Intereſſengegenſatz in der kretenſiſchen Frage. Deutſchland habe in dieſer Frage nicht nur keine Intereſſen gegen Rußland, ſondern habe über- haupt keine eigenen Intereſſen wahrzunehmen. Wenn Deutſchland redlich mitwirkt zur Herbei- führung einer Löſung, die den Frieden Eurapas nicht gefährde, ſo könne es auch die Akten über Kreta mit gutem Gewiſſen ſchließen. Der Aufſtand auf Cuba. Havanna, 23. Jänner. Sechs Aufſtändiſche, die dem Leibgarde-Regimente Maximo Gomez’ angehörten, ſagten aus, daß Commandant Alvarez, der ſich mit ſeiner Bande unterwerfen wollte, auf Befehl Gomez’ füſilirt worden ſei. Zwanzig Mann desſelben Regimentes würden ſich dem- nächſt unterwerfen. General Blanco wird vorausſichtlich morgen nach dem öſtlichen Theile der Inſel abgehen. Die Affaire Dreyfus. Paris, 23. Jänner, 2 Uhr 20 Minuten Nachm. (Meldung der „Agence Havas“.) An- geſichts der für heute auf der Place de la Concorde geplanten Kundgebungen gegen die Bewegung zu Gunſten Dreyfus’ wurden ſtrenge Maßregeln ergriffen. Abtheilungen Cavallerie und Infanterie ſowie zahlreiche Polizeiagenten bewachen die Place de la Concorde und den Tuilerien-Garten. Bis jetzt iſt Alles ruhig. Paris, 23. Jänner. Nachts. (Meldung der „Agence Havas“.) Im Quartier Latin herrſcht vollſtändige Ruhe. Das heutige Meeting in der Rue Allemagne verlief ohne Störung und endigte ruhig um Mitternacht. Die auarchiſtiſchen Redner griffen die Regierung an und machten ſich über die gegenwärtige Bewegung luſtig. Zu Gunſten des Anarchiſten Etievant wurde eine Collecte veranſtaltet. In Lyon fand ein Meeting ſtatt, nach welchem einige Studenten eine autiſemitiſche Kund- gebung veranſtalteten, von der Polizei jedoch ohne Mühe zerſtreut wurden. Paris, 23. Jänner. (Meldung der „Agence Havas“.) Das Meeting in der Salle des mille colonnes verlief ziemlich ſtürmiſch, jedoch ohne ernſteren Zwiſchenfall. Der Einberufer desſelben, Guérin, erklärte, der Zweck der Verſammlung ſei kein politiſcher, ſondern ein patriotiſcher um gegen die Angriffe auf die Armee zu prote- ſtiren. Die Anarchiſten, denen es gelungen war, in den Saal zu dringen, begannen zu lärmen. Thiébaud wurde zum Präfidenten gewählt und wollte das Wort ergreifen, wurde jedoch durch neuerliche Unterbrechungen daran ge- hindert. Drei Anarchiſten wurden hinausgedrängt. Thiébaud ſchlug vor, einen Kranz an dem Straß- burgdenkmale niederzulegen (Rufe: „Hoch die Armee! Hoch Frankreich!“ — Neuerliche Unter- brechungen.) Schließlich beantragte Thiébaud, bei der Unmöglichkeit, die Debatte fortzuſetzen, die Sitzung aufzuheben und in Ruhe auf die Place de la concorde zu gehen, um den Krauz niederzulegen. Der Antrag wurde angenommen und der Kranz in einen Wagen gebracht. Die Polizei erlaubte jedoch den Manifeſtanten nicht, in geſchloſſenem Zuge zu folgen, weshalb ſie einzeln oder in kleinen Gruppen ſich dahin bege- ben mußten. Es wurden zwei Verhaftun- gen vorgenommen. Paris, 23. Jänner. Wie die „Agence Havas“ aus Algier meldet, fand daſelbſt geſtern Abends ein antiſemitiſches Meeting ſtatt, an welchem etwa 6000 Perſonen theilnahmen. Es wurden heftige Anſprachen gehalten. Die Verſammlung beſchloß Reſolutionen in welchen die oberſte Ver- waltung ſcharf getadelt und die Bildung eines

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Zitationshilfe: Mährisches Tagblatt. Nr. 18, Olmütz, 24.01.1898, S. [6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_maehrisches18_1898/6>, abgerufen am 19.04.2024.