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Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 63. Berlin, 27. Mai 1741.

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[Beginn Spaltensatz] Groß=Pohlen, dessen Evangelischer Wandel eben so
erbaulich war, als Sein geistreicher Vortrag, nach
einer kurzen Kranckheit, im 81. Jahr Seines Al-
ters, aus der Zeit in die seelige Ewigkeit überge-
gangen.

Schreiben eines Preußischen Officiers aus dem Lager
bey Molwitz, vom 19. May.

Seit dem wir Brieg eingenommen haben, ist bey
uns nichts von besonderer Erheblichkeit vorgefallen.
Der Feind hat sich an den Thoren der Stadt Neuß,
jenseits des Flusses, gelagert. Er schickt seine Hus-
saren, und einige Detachements von seiner Cavalle-
rie, sehr offt aus, um das Getreyde, und die Fou-
rage, welche sie disseits finden können, weg zu schlep-
pen. Wir senden die unsrigen gleichfalls ab, solche
Streiffereyen zu verhindern, und das Land zu bede-
cken. Diese Detachements sind schon vielmahls an
einander gerathen; aber der Vortheil ist immer auf
unserer Seite gewesen. Vor etlichen Tagen jagte
der General=Major von Bredow die feindlichen Par-
thepen aus Wansen, Streelen, und den umliegen-
den Gegenden, nahm ihnen auch 162 mit Getreyde
beladene Wagens ab. Bey einer andern Gelegen-
heit brachte ein Lieutenant von unsern Hussaren ei-
nen Oesterreichischen Hussaren=Capitain, nebst 4
Mann, gefangen ein. Zwey Tage hernach hoben
die unsrigen einen feindlichen Regiments=Quartier-
meister und 14 Mann auf, so denn auch ferner
6 Mann, und ich weiß selbst nicht mehr, wie offt sie
sich sonst noch mit einander herum geschlagen haben.
Der wichtigste Streich aber geschahe vorgestern.
Es marschireten nehmlich der Obriste von Wurmb,
und die beyden Obrist= Lieutenants von Bismarck,
und von Ziethen, nebst dem Major von Winterfeld,
den 16ten dieses mit 600 Hussaren, und 300 Dra-
gonern, aus unserm Lager. Vier Meilen von hier
erhielten sie Kundschafft, daß eine feindliche Par-
they von 13 bis 1400 Reutern, Dragonern, und
Hussaren, unter dem Commando des General=Ma-
jors von Baronay, sich in dem Dorfe Rothschoß be-
fände, und daselbst eine sehr beträchtliche Convoy zu-
sammen gebracht habe, womit sie des andern Mor-
gens von dort abgehen solle. Den 17ten, mit anbre-
chendem Tage, eileten die unsrigen, um sie zu atta-
quiren, traffen sie auch wircklich an, als sie eben im
[Spaltenumbruch] Begrif waren, sich vor dem Dorffe zu versammeln.
So gleich gieng der Obrist=Lieutenant von Ziethen
mit unsern Hussaren auf sie los, und trennete ihre
Escadrons, da ihnen inzwischen unsere Dragoner den
Weg abschnitten. Hierdurch sahe sich diese feindli-
che Parthey genöthiget, einen sehr schmalen Damm
zu paßiren, und über den Graben zu setzen. Sie
können daraus leicht urtheilen, daß die unsrigen hier
ein schönes Spiel vor sich hatten; sie erlegten auch in
der That 50. Mann von dem Feinde, und machten
106 zu Krieges= Gefangenen, unter welchen ein
Obrist=Lieutenant und ein Major von den Hussaren,
desgleichen ein Capitain von dem Seherischen Ca-
vallerie=Regiment, befindlich sind. Der Rest ward
bis ins Gebürge verfolgt.

Der General von Baronay selbst lief Gefahr, ge-
fangen zu werden, und er würde vermuthlich den
unsrigen gantz gewiß in die Hände gerathen seyn, wenn
er nicht zu Fuß durch den Graben entwichen wäre, auf
dessen anderer Seite ihm ein Hussare sein Pferd gab.
Wir haben in dieser Rencontre einen Unter=Officier,
6. Gemeine, und 8 Pferde, verlohren. Die von dem
Feinde zusammen geraffte Fourage, und alle Wa-
gens, sind uns zur Beute geworden.

Corunna, vom 19. April.

Den 1sten dieses wurde das Französische Krieges-
Schiff, der Bourbon genannt, von 74 Canonen,
welches der Marquis von Boulainvilliers comman-
dirte, ohngefehr 75 Meilen von der Jnsul Ouessant
durch einen starcken Nebel von der Escadre des Ad-
mirals von Antin getrennet. Weil nun auf diesen
Nebel ein hefftiger Sturm folgte; so konte sich ge-
dachtes Schiff nicht wieder mit der Escadre verei-
nigen. Den 12ten, des Morgens, bekam das Schiff
3 Meilen von dem Capo Finisterre solche starcke
Risse, und das Wasser drunge so hefftig hinein, daß
der Capitain, da er kein Mittel zur Rettung sahe,
die Chalouppe und den Kahn ins Meer ließ, um ei-
ligst Hülfe zu holen. Aber in weniger als einer Stun-
de war das gantze Schiff bereits zu Grunde gegan-
gen. Die Personen, welche sich am Bord dessel-
ben befanden, musten ihr Leben jämmerlich verlieren,
und es ist niemand gerettet worden, als die Lieute-
nants von Cani, von Kerlorec, und von Morogue;
die Fähnrichs von Keranisan, von Prevalaye, und
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Groß=Pohlen, dessen Evangelischer Wandel eben so
erbaulich war, als Sein geistreicher Vortrag, nach
einer kurzen Kranckheit, im 81. Jahr Seines Al-
ters, aus der Zeit in die seelige Ewigkeit überge-
gangen.

Schreiben eines Preußischen Officiers aus dem Lager
bey Molwitz, vom 19. May.

Seit dem wir Brieg eingenommen haben, ist bey
uns nichts von besonderer Erheblichkeit vorgefallen.
Der Feind hat sich an den Thoren der Stadt Neuß,
jenseits des Flusses, gelagert. Er schickt seine Hus-
saren, und einige Detachements von seiner Cavalle-
rie, sehr offt aus, um das Getreyde, und die Fou-
rage, welche sie disseits finden können, weg zu schlep-
pen. Wir senden die unsrigen gleichfalls ab, solche
Streiffereyen zu verhindern, und das Land zu bede-
cken. Diese Detachements sind schon vielmahls an
einander gerathen; aber der Vortheil ist immer auf
unserer Seite gewesen. Vor etlichen Tagen jagte
der General=Major von Bredow die feindlichen Par-
thepen aus Wansen, Streelen, und den umliegen-
den Gegenden, nahm ihnen auch 162 mit Getreyde
beladene Wagens ab. Bey einer andern Gelegen-
heit brachte ein Lieutenant von unsern Hussaren ei-
nen Oesterreichischen Hussaren=Capitain, nebst 4
Mann, gefangen ein. Zwey Tage hernach hoben
die unsrigen einen feindlichen Regiments=Quartier-
meister und 14 Mann auf, so denn auch ferner
6 Mann, und ich weiß selbst nicht mehr, wie offt sie
sich sonst noch mit einander herum geschlagen haben.
Der wichtigste Streich aber geschahe vorgestern.
Es marschireten nehmlich der Obriste von Wurmb,
und die beyden Obrist= Lieutenants von Bismarck,
und von Ziethen, nebst dem Major von Winterfeld,
den 16ten dieses mit 600 Hussaren, und 300 Dra-
gonern, aus unserm Lager. Vier Meilen von hier
erhielten sie Kundschafft, daß eine feindliche Par-
they von 13 bis 1400 Reutern, Dragonern, und
Hussaren, unter dem Commando des General=Ma-
jors von Baronay, sich in dem Dorfe Rothschoß be-
fände, und daselbst eine sehr beträchtliche Convoy zu-
sammen gebracht habe, womit sie des andern Mor-
gens von dort abgehen solle. Den 17ten, mit anbre-
chendem Tage, eileten die unsrigen, um sie zu atta-
quiren, traffen sie auch wircklich an, als sie eben im
[Spaltenumbruch] Begrif waren, sich vor dem Dorffe zu versammeln.
So gleich gieng der Obrist=Lieutenant von Ziethen
mit unsern Hussaren auf sie los, und trennete ihre
Escadrons, da ihnen inzwischen unsere Dragoner den
Weg abschnitten. Hierdurch sahe sich diese feindli-
che Parthey genöthiget, einen sehr schmalen Damm
zu paßiren, und über den Graben zu setzen. Sie
können daraus leicht urtheilen, daß die unsrigen hier
ein schönes Spiel vor sich hatten; sie erlegten auch in
der That 50. Mann von dem Feinde, und machten
106 zu Krieges= Gefangenen, unter welchen ein
Obrist=Lieutenant und ein Major von den Hussaren,
desgleichen ein Capitain von dem Seherischen Ca-
vallerie=Regiment, befindlich sind. Der Rest ward
bis ins Gebürge verfolgt.

Der General von Baronay selbst lief Gefahr, ge-
fangen zu werden, und er würde vermuthlich den
unsrigen gantz gewiß in die Hände gerathen seyn, wenn
er nicht zu Fuß durch den Graben entwichen wäre, auf
dessen anderer Seite ihm ein Hussare sein Pferd gab.
Wir haben in dieser Rencontre einen Unter=Officier,
6. Gemeine, und 8 Pferde, verlohren. Die von dem
Feinde zusammen geraffte Fourage, und alle Wa-
gens, sind uns zur Beute geworden.

Corunna, vom 19. April.

Den 1sten dieses wurde das Französische Krieges-
Schiff, der Bourbon genannt, von 74 Canonen,
welches der Marquis von Boulainvilliers comman-
dirte, ohngefehr 75 Meilen von der Jnsul Ouessant
durch einen starcken Nebel von der Escadre des Ad-
mirals von Antin getrennet. Weil nun auf diesen
Nebel ein hefftiger Sturm folgte; so konte sich ge-
dachtes Schiff nicht wieder mit der Escadre verei-
nigen. Den 12ten, des Morgens, bekam das Schiff
3 Meilen von dem Capo Finisterre solche starcke
Risse, und das Wasser drunge so hefftig hinein, daß
der Capitain, da er kein Mittel zur Rettung sahe,
die Chalouppe und den Kahn ins Meer ließ, um ei-
ligst Hülfe zu holen. Aber in weniger als einer Stun-
de war das gantze Schiff bereits zu Grunde gegan-
gen. Die Personen, welche sich am Bord dessel-
ben befanden, musten ihr Leben jämmerlich verlieren,
und es ist niemand gerettet worden, als die Lieute-
nants von Cani, von Kerlorec, und von Morogue;
die Fähnrichs von Keranisan, von Prevalaye, und
[Ende Spaltensatz]

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Zitationshilfe: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 63. Berlin, 27. Mai 1741, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin063_1741/2>, abgerufen am 27.09.2024.