Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 2. Chemnitz, 1883.

Bild:
<< vorherige Seite

So aber will ich's mit euch leichter nehmen, da
ich Schweres zu tragen habe; und was thut's mir,
wenn sich Käfer und Flügelwürmer noch auf mein
Bündel setzen!

Wahrlich, es soll mir darob nicht schwerer werden!
Und nicht aus euch, ihr Gegenwärtigen, soll mir die
grosse Müdigkeit kommen. --

Ach, wohin soll ich nun noch steigen mit meiner
Sehnsucht! Von allen Bergen schaue ich aus nach
Vater- und Mutterländern.

Aber Heimat fand ich nirgends: unstät bin ich
in allen Städten und ein Aufbruch an allen Thoren.

Fremd sind mir und ein Spott die Gegenwärtigen,
zu denen mich jüngst das Herz trieb; und vertrieben
bin ich aus Vater- und Mutterländern.

So liebe ich allein noch meiner Kinder Land,
das unentdeckte, im fernsten Meere: nach ihm heisse
ich meine Segel suchen und suchen.

An meinen Kindern will ich es gut machen, dass
ich meiner Väter Kind bin: und an aller Zukunft --
diese Gegenwart!

Also sprach Zarathustra.


So aber will ich's mit euch leichter nehmen, da
ich Schweres zu tragen habe; und was thut's mir,
wenn sich Käfer und Flügelwürmer noch auf mein
Bündel setzen!

Wahrlich, es soll mir darob nicht schwerer werden!
Und nicht aus euch, ihr Gegenwärtigen, soll mir die
grosse Müdigkeit kommen. —

Ach, wohin soll ich nun noch steigen mit meiner
Sehnsucht! Von allen Bergen schaue ich aus nach
Vater- und Mutterländern.

Aber Heimat fand ich nirgends: unstät bin ich
in allen Städten und ein Aufbruch an allen Thoren.

Fremd sind mir und ein Spott die Gegenwärtigen,
zu denen mich jüngst das Herz trieb; und vertrieben
bin ich aus Vater- und Mutterländern.

So liebe ich allein noch meiner Kinder Land,
das unentdeckte, im fernsten Meere: nach ihm heisse
ich meine Segel suchen und suchen.

An meinen Kindern will ich es gut machen, dass
ich meiner Väter Kind bin: und an aller Zukunft —
diese Gegenwart!

Also sprach Zarathustra.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0069" n="59"/>
        <p>So aber will ich's mit euch leichter nehmen, da<lb/>
ich <hi rendition="#g">Schweres</hi> zu tragen habe; und was thut's mir,<lb/>
wenn sich Käfer und Flügelwürmer noch auf mein<lb/>
Bündel setzen!</p><lb/>
        <p>Wahrlich, es soll mir darob nicht schwerer werden!<lb/>
Und nicht aus euch, ihr Gegenwärtigen, soll mir die<lb/>
grosse Müdigkeit kommen. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Ach, wohin soll ich nun noch steigen mit meiner<lb/>
Sehnsucht! Von allen Bergen schaue ich aus nach<lb/>
Vater- und Mutterländern.</p><lb/>
        <p>Aber Heimat fand ich nirgends: unstät bin ich<lb/>
in allen Städten und ein Aufbruch an allen Thoren.</p><lb/>
        <p>Fremd sind mir und ein Spott die Gegenwärtigen,<lb/>
zu denen mich jüngst das Herz trieb; und vertrieben<lb/>
bin ich aus Vater- und Mutterländern.</p><lb/>
        <p>So liebe ich allein noch meiner <hi rendition="#g">Kinder Land</hi>,<lb/>
das unentdeckte, im fernsten Meere: nach ihm heisse<lb/>
ich meine Segel suchen und suchen.</p><lb/>
        <p>An meinen Kindern will ich es gut machen, dass<lb/>
ich meiner Väter Kind bin: und an aller Zukunft &#x2014;<lb/><hi rendition="#g">diese</hi> Gegenwart!</p><lb/>
        <p>Also sprach Zarathustra.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[59/0069] So aber will ich's mit euch leichter nehmen, da ich Schweres zu tragen habe; und was thut's mir, wenn sich Käfer und Flügelwürmer noch auf mein Bündel setzen! Wahrlich, es soll mir darob nicht schwerer werden! Und nicht aus euch, ihr Gegenwärtigen, soll mir die grosse Müdigkeit kommen. — Ach, wohin soll ich nun noch steigen mit meiner Sehnsucht! Von allen Bergen schaue ich aus nach Vater- und Mutterländern. Aber Heimat fand ich nirgends: unstät bin ich in allen Städten und ein Aufbruch an allen Thoren. Fremd sind mir und ein Spott die Gegenwärtigen, zu denen mich jüngst das Herz trieb; und vertrieben bin ich aus Vater- und Mutterländern. So liebe ich allein noch meiner Kinder Land, das unentdeckte, im fernsten Meere: nach ihm heisse ich meine Segel suchen und suchen. An meinen Kindern will ich es gut machen, dass ich meiner Väter Kind bin: und an aller Zukunft — diese Gegenwart! Also sprach Zarathustra.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra02_1883
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra02_1883/69
Zitationshilfe: Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 2. Chemnitz, 1883, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra02_1883/69>, abgerufen am 29.11.2024.