gen, wie er mit seinen Kindern spricht. Was ich euch zu sagen habe, ist, um euch zu bit- ten, das Edict, das ich denen Religionairs ge- geben habe, anzunehmen. -- Ich habe es selbst gemacht, und will, dass es gehalten werden soll. Mein Wille kann euch Grund genug seyn; in einem gehorsamen Staat fordert man von einem Fürsten nicht mehr. Ich bin Kö- nig und spreche zu euch als König, und will, dass ihr gehorchet".
Dieser gute König pflegte auch manchmahl zu sagen: Er hoffe, Gott werde ihm in seinen alten Tagen die Gnade thun, ihm so viel Zeit zu lassen, dass er wochentlich zwey biss drey- mahl ins Parlament und auf die Rechen-Cam- mer gehen könne, um auf die Abkürzung der Processe und die gute Verwaltung der Staats- Einkünfte persönlich Acht geben zu können; diss sollten dann seine lezten Promenaden seyn.
Als sein Sohn und Nachfolger, der schwache König Ludwig XIII. in Frankreich, den Lieb- ling seiner Mutter, den Marschall von Ancre, umbringen lassen, sagte er, wenige Augenbli- cke hernach, dem Staats-Minister von Brien-
gen, wie er mit seinen Kindern spricht. Was ich euch zu sagen habe, ist, um euch zu bit- ten, das Edict, das ich denen Religionairs ge- geben habe, anzunehmen. — Ich habe es selbst gemacht, und will, daſs es gehalten werden soll. Mein Wille kann euch Grund genug seyn; in einem gehorsamen Staat fordert man von einem Fürsten nicht mehr. Ich bin Kö- nig und spreche zu euch als König, und will, daſs ihr gehorchet„.
Dieser gute König pflegte auch manchmahl zu sagen: Er hoffe, Gott werde ihm in seinen alten Tagen die Gnade thun, ihm so viel Zeit zu lassen, daſs er wochentlich zwey biſs drey- mahl ins Parlament und auf die Rechen-Cam- mer gehen könne, um auf die Abkürzung der Processe und die gute Verwaltung der Staats- Einkünfte persönlich Acht geben zu können; diſs sollten dann seine lezten Promenaden seyn.
Als sein Sohn und Nachfolger, der schwache König Ludwig XIII. in Frankreich, den Lieb- ling seiner Mutter, den Marschall von Ancre, umbringen lassen, sagte er, wenige Augenbli- cke hernach, dem Staats-Minister von Brien-
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gen, wie er mit seinen Kindern spricht. Was
ich euch zu sagen habe, ist, um euch zu bit-
ten, das Edict, das ich denen Religionairs ge-
geben habe, anzunehmen. — Ich habe es selbst
gemacht, und will, daſs es gehalten werden
soll. Mein Wille kann euch Grund genug
seyn; in einem gehorsamen Staat fordert man
von einem Fürsten nicht mehr. Ich bin Kö-
nig und spreche zu euch als König, und
will, daſs ihr gehorchet„.
Dieser gute König pflegte auch manchmahl
zu sagen: Er hoffe, Gott werde ihm in seinen
alten Tagen die Gnade thun, ihm so viel Zeit
zu lassen, daſs er wochentlich zwey biſs drey-
mahl ins Parlament und auf die Rechen-Cam-
mer gehen könne, um auf die Abkürzung der
Processe und die gute Verwaltung der Staats-
Einkünfte persönlich Acht geben zu können;
diſs sollten dann seine lezten Promenaden seyn.
Als sein Sohn und Nachfolger, der schwache
König Ludwig XIII. in Frankreich, den Lieb-
ling seiner Mutter, den Marschall von Ancre,
umbringen lassen, sagte er, wenige Augenbli-
cke hernach, dem Staats-Minister von Brien-
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/27>, abgerufen am 23.11.2024.
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