Biss nun, wenn Herder nicht selbst Schöpfer eines solchen das Ganze umfassenden Werks seyn will, ein zweyter Montesquieu geboh- ren wird, so bleibt doch ein gerechter Wunsch, dass man wenigstens von jedem einzelnen Deut- schen Staat, der seine Landstände gehabt hat oder noch hat, oder nie keine gehabt hat, eine eige- ne pragmatische Geschichte des Gehorsams hätte, wie solcher, nach dem mehr oder mindern Despotismus der Regenten und ihrer Ministe- rien, zu verschiedenen Zeiten beschaffen ge- wesen; welchen Einfluss er auf Gesinnung und Betragen der Dienerschaft, auf die Moralität der Unterthanen, auf die Lehrer auf Universi- täten, auf die Geistlichkeit, auf den Gemein- geist eines Lands und den Volksglauben gehabt, und wie sich solcher biss zu seiner jetzigen Gestalt gradweis gebildet, verbessert oder verschlechtert hat. Die Regierungs- und Länder-Geschichte von Oesterreich, Böhmen, Sachsen, Brandenburg, Würtemberg, Hessen, Baiern, Meklenburg etc., lauter Provinzen, die Land-Stände hatten und nach verschiedenem innern Valor noch haben, so bearbeitet, wie die Geschichte des Fürsten- thums Hannover und des Herzogthums Wür-
Biſs nun, wenn Herder nicht selbst Schöpfer eines solchen das Ganze umfassenden Werks seyn will, ein zweyter Montesquieu geboh- ren wird, so bleibt doch ein gerechter Wunsch, daſs man wenigstens von jedem einzelnen Deut- schen Staat, der seine Landstände gehabt hat oder noch hat, oder nie keine gehabt hat, eine eige- ne pragmatische Geschichte des Gehorsams hätte, wie solcher, nach dem mehr oder mindern Despotismus der Regenten und ihrer Ministe- rien, zu verschiedenen Zeiten beschaffen ge- wesen; welchen Einfluſs er auf Gesinnung und Betragen der Dienerschaft, auf die Moralität der Unterthanen, auf die Lehrer auf Universi- täten, auf die Geistlichkeit, auf den Gemein- geist eines Lands und den Volksglauben gehabt, und wie sich solcher biſs zu seiner jetzigen Gestalt gradweis gebildet, verbessert oder verschlechtert hat. Die Regierungs- und Länder-Geschichte von Oesterreich, Böhmen, Sachsen, Brandenburg, Würtemberg, Hessen, Baiern, Meklenburg etc., lauter Provinzen, die Land-Stände hatten und nach verschiedenem innern Valor noch haben, so bearbeitet, wie die Geschichte des Fürsten- thums Hannover und des Herzogthums Wür-
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Biſs nun, wenn Herder nicht selbst Schöpfer
eines solchen das Ganze umfassenden Werks
seyn will, ein zweyter Montesquieu geboh-
ren wird, so bleibt doch ein gerechter Wunsch,
daſs man wenigstens von jedem einzelnen Deut-
schen Staat, der seine Landstände gehabt hat oder
noch hat, oder nie keine gehabt hat, eine eige-
ne pragmatische Geschichte des Gehorsams
hätte, wie solcher, nach dem mehr oder mindern
Despotismus der Regenten und ihrer Ministe-
rien, zu verschiedenen Zeiten beschaffen ge-
wesen; welchen Einfluſs er auf Gesinnung und
Betragen der Dienerschaft, auf die Moralität
der Unterthanen, auf die Lehrer auf Universi-
täten, auf die Geistlichkeit, auf den Gemein-
geist eines Lands und den Volksglauben gehabt,
und wie sich solcher biſs zu seiner jetzigen Gestalt
gradweis gebildet, verbessert oder verschlechtert
hat. Die Regierungs- und Länder-Geschichte von
Oesterreich, Böhmen, Sachsen, Brandenburg,
Würtemberg, Hessen, Baiern, Meklenburg etc.,
lauter Provinzen, die Land-Stände hatten und
nach verschiedenem innern Valor noch haben,
so bearbeitet, wie die Geschichte des Fürsten-
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/97>, abgerufen am 14.10.2024.
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