Wie viel nun die mit schnellen Schritten zu- nehmende Aufklärung unserer Zeiten überhaupt, was die in mehreren Deutschen Provinzen zu einer bessern Erziehung und Unterricht des Volks, durch zweckmässigere Einrichtung der mittlern und niedern Schulen getroffene rühm- liche Anstalten, was eine freyere und liberalere Denkungs-Art und Bildung des geistlichen Standes, und am meisten das mildere Betragen der durch warnende Beyspiele wacker gewor- denen Regenten auch auf den gemeinen Mann würken, und wie viel Licht, als er zu seinem Bedürfniss nöthig hat, sich über ihn allmälig verbreiten werde, wollen wir von dem Segen des kommenden Jahrhunderts verhoffen und er- warten.
Der Geist der Zeit, wenn man mit diesem Wort den Ideen-Gang unter den Menschen, den Umlauf, Erweiterung und Verfeinerung der Be- griffe bezeichnen darf, würkt auch in der Leh- re vom Gehorsam auf eine auffallende Weise. Wenn auch der Glaube der Könige im Grund immer derselbe bleibt, und sie das Selbst-Gefühl ihrer Macht in Thaten und Handlungen so stark, als ihnen nur möglich ist, zu empfinden geben,
Wie viel nun die mit schnellen Schritten zu- nehmende Aufklärung unserer Zeiten überhaupt, was die in mehreren Deutschen Provinzen zu einer bessern Erziehung und Unterricht des Volks, durch zweckmäſsigere Einrichtung der mittlern und niedern Schulen getroffene rühm- liche Anstalten, was eine freyere und liberalere Denkungs-Art und Bildung des geistlichen Standes, und am meisten das mildere Betragen der durch warnende Beyspiele wacker gewor- denen Regenten auch auf den gemeinen Mann würken, und wie viel Licht, als er zu seinem Bedürfniſs nöthig hat, sich über ihn allmälig verbreiten werde, wollen wir von dem Segen des kommenden Jahrhunderts verhoffen und er- warten.
Der Geist der Zeit, wenn man mit diesem Wort den Ideen-Gang unter den Menschen, den Umlauf, Erweiterung und Verfeinerung der Be- griffe bezeichnen darf, würkt auch in der Leh- re vom Gehorsam auf eine auffallende Weise. Wenn auch der Glaube der Könige im Grund immer derselbe bleibt, und sie das Selbst-Gefühl ihrer Macht in Thaten und Handlungen so stark, als ihnen nur möglich ist, zu empfinden geben,
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Wie viel nun die mit schnellen Schritten zu-
nehmende Aufklärung unserer Zeiten überhaupt,
was die in mehreren Deutschen Provinzen zu
einer bessern Erziehung und Unterricht des
Volks, durch zweckmäſsigere Einrichtung der
mittlern und niedern Schulen getroffene rühm-
liche Anstalten, was eine freyere und liberalere
Denkungs-Art und Bildung des geistlichen
Standes, und am meisten das mildere Betragen
der durch warnende Beyspiele wacker gewor-
denen Regenten auch auf den gemeinen Mann
würken, und wie viel Licht, als er zu seinem
Bedürfniſs nöthig hat, sich über ihn allmälig
verbreiten werde, wollen wir von dem Segen
des kommenden Jahrhunderts verhoffen und er-
warten.
Der Geist der Zeit, wenn man mit diesem
Wort den Ideen-Gang unter den Menschen, den
Umlauf, Erweiterung und Verfeinerung der Be-
griffe bezeichnen darf, würkt auch in der Leh-
re vom Gehorsam auf eine auffallende Weise.
Wenn auch der Glaube der Könige im Grund
immer derselbe bleibt, und sie das Selbst-Gefühl
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/92>, abgerufen am 23.11.2024.
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