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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796.

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erste Rock, den sie nach zurückgelegten Kin-
der-Jahren bekommen, ist eine Uniform; sie
lernen noch eher und lieber exerciren, als le-
sen und schreiben; sie lernen von der Wiege
an den vorzüglich also genannten Dienst; sie
lernen eine Weile gehorchen, aber noch immer
allzufrüh befehlen; und dieses Commandieren
und Befehlen vereinigt sich so innig mit ihrer
ganzen Denkungsart, dass es ihnen zur andern
Natur wird, und sie sich, wenn sie auch durch
Geburts-Rechte zur würklichen Regierung von
Land und Leuten kommen, diese gebietende,
keine Einwendungen und Vorstellung leidende,
Handels-Weise, auch in Geschäften und Din-
gen des bürgerlichen Lebens, nur mit Mühe,
gemeiniglich aber gar nicht, wieder abgewöh-
nen können.

Vergleichungen zwischen den nächstvorher-
gehenden Jabrhunderten und unsern Tagen las-
sen sich gar nicht anstellen. Die ritterliche Er-
ziehung des vierzehnten, funfzehnten und der
ersten Helfte des sechszehnten Jahrhunderts,
die Turniere und andere Ritter-Spiele damaliger
Zeiten; passen auf unsere jetzige so wenig,
als ihre körperliche Kräfte, Rüstung und Waf-
fen. Die Söhne Deutscher Fürsten, die nicht

erste Rock, den sie nach zurückgelegten Kin-
der-Jahren bekommen, ist eine Uniform; sie
lernen noch eher und lieber exerciren, als le-
sen und schreiben; sie lernen von der Wiege
an den vorzüglich also genannten Dienst; sie
lernen eine Weile gehorchen, aber noch immer
allzufrüh befehlen; und dieses Commandieren
und Befehlen vereinigt sich so innig mit ihrer
ganzen Denkungsart, daſs es ihnen zur andern
Natur wird, und sie sich, wenn sie auch durch
Geburts-Rechte zur würklichen Regierung von
Land und Leuten kommen, diese gebietende,
keine Einwendungen und Vorstellung leidende,
Handels-Weise, auch in Geschäften und Din-
gen des bürgerlichen Lebens, nur mit Mühe,
gemeiniglich aber gar nicht, wieder abgewöh-
nen können.

Vergleichungen zwischen den nächstvorher-
gehenden Jabrhunderten und unsern Tagen las-
sen sich gar nicht anstellen. Die ritterliche Er-
ziehung des vierzehnten, funfzehnten und der
ersten Helfte des sechszehnten Jahrhunderts,
die Turniere und andere Ritter-Spiele damaliger
Zeiten; paſsen auf unsere jetzige so wenig,
als ihre körperliche Kräfte, Rüstung und Waf-
fen. Die Söhne Deutscher Fürsten, die nicht

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[109/0115] erste Rock, den sie nach zurückgelegten Kin- der-Jahren bekommen, ist eine Uniform; sie lernen noch eher und lieber exerciren, als le- sen und schreiben; sie lernen von der Wiege an den vorzüglich also genannten Dienst; sie lernen eine Weile gehorchen, aber noch immer allzufrüh befehlen; und dieses Commandieren und Befehlen vereinigt sich so innig mit ihrer ganzen Denkungsart, daſs es ihnen zur andern Natur wird, und sie sich, wenn sie auch durch Geburts-Rechte zur würklichen Regierung von Land und Leuten kommen, diese gebietende, keine Einwendungen und Vorstellung leidende, Handels-Weise, auch in Geschäften und Din- gen des bürgerlichen Lebens, nur mit Mühe, gemeiniglich aber gar nicht, wieder abgewöh- nen können. Vergleichungen zwischen den nächstvorher- gehenden Jabrhunderten und unsern Tagen las- sen sich gar nicht anstellen. Die ritterliche Er- ziehung des vierzehnten, funfzehnten und der ersten Helfte des sechszehnten Jahrhunderts, die Turniere und andere Ritter-Spiele damaliger Zeiten; paſsen auf unsere jetzige so wenig, als ihre körperliche Kräfte, Rüstung und Waf- fen. Die Söhne Deutscher Fürsten, die nicht

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/115>, abgerufen am 23.11.2024.