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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 3. Berlin, 1791.

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Zur Seelennaturkunde.
1. Wirkung des Denkvermögens auf die Sprachwerkzeuge.

Mein Freund, der Herr Professor Markus Herz, berichtet uns (Mag. zur Erfahrungs-Seelenkunde 8. Band. 2. Stück 1.) eine merkwürdige medizinisch-psychologische Erscheinung, die er, als gleich competenter Richter in beiden Wissenschaften, mit dem ihm eignen Scharfsinn zu erklären sucht.

Jch werde hier sowohl diese Erscheinung, als seine Erklärung in Kurzem anführen, und meine eigne Erklärung hinzufügen; überlasse es aber dem Leser, mit welcher Erklärungsart er am besten zufrieden seyn will.

Ein Mann, der durch einen Zufall, an der Zunge und an den Händen und Füßen einige Zeit völlig gelähmet war, ist nachher soweit wieder hergestellt worden, daß er die Füße hat vollkommen brauchen können, wie auch einigermaßen die Hände; in Ansehung der Sprache aber hat sich folgende merkwürdige Erscheinung bei ihm ereignet. Er war


Zur Seelennaturkunde.
1. Wirkung des Denkvermoͤgens auf die Sprachwerkzeuge.

Mein Freund, der Herr Professor Markus Herz, berichtet uns (Mag. zur Erfahrungs-Seelenkunde 8. Band. 2. Stuͤck 1.) eine merkwuͤrdige medizinisch-psychologische Erscheinung, die er, als gleich competenter Richter in beiden Wissenschaften, mit dem ihm eignen Scharfsinn zu erklaͤren sucht.

Jch werde hier sowohl diese Erscheinung, als seine Erklaͤrung in Kurzem anfuͤhren, und meine eigne Erklaͤrung hinzufuͤgen; uͤberlasse es aber dem Leser, mit welcher Erklaͤrungsart er am besten zufrieden seyn will.

Ein Mann, der durch einen Zufall, an der Zunge und an den Haͤnden und Fuͤßen einige Zeit voͤllig gelaͤhmet war, ist nachher soweit wieder hergestellt worden, daß er die Fuͤße hat vollkommen brauchen koͤnnen, wie auch einigermaßen die Haͤnde; in Ansehung der Sprache aber hat sich folgende merkwuͤrdige Erscheinung bei ihm ereignet. Er war

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[8/0008] Zur Seelennaturkunde. 1. Wirkung des Denkvermoͤgens auf die Sprachwerkzeuge. Mein Freund, der Herr Professor Markus Herz, berichtet uns (Mag. zur Erfahrungs-Seelenkunde 8. Band. 2. Stuͤck 1.) eine merkwuͤrdige medizinisch-psychologische Erscheinung, die er, als gleich competenter Richter in beiden Wissenschaften, mit dem ihm eignen Scharfsinn zu erklaͤren sucht. Jch werde hier sowohl diese Erscheinung, als seine Erklaͤrung in Kurzem anfuͤhren, und meine eigne Erklaͤrung hinzufuͤgen; uͤberlasse es aber dem Leser, mit welcher Erklaͤrungsart er am besten zufrieden seyn will. Ein Mann, der durch einen Zufall, an der Zunge und an den Haͤnden und Fuͤßen einige Zeit voͤllig gelaͤhmet war, ist nachher soweit wieder hergestellt worden, daß er die Fuͤße hat vollkommen brauchen koͤnnen, wie auch einigermaßen die Haͤnde; in Ansehung der Sprache aber hat sich folgende merkwuͤrdige Erscheinung bei ihm ereignet. Er war

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 3. Berlin, 1791, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0803_1791/8>, abgerufen am 19.04.2024.