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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 3. Berlin, 1791.

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Sprache ausser Uebunggekommen; er konnte zwar sprechen, aber nur mit Schwierigkeit. Dieser Schwierigkeit mußte daher durch eine Association abgeholfen werden.

Nun ist freilich die Vorstellung eines Objects mit dem Schalle seines Nahmens in einer Association, indem man diesen durch Verknüpfung mit jener erlernt hat. Da aber die Vorstellung des Objects seinem Nahmen eine lange Zeit vorhergegangen ist, so ist diese Association nicht stark genug, um dasjenige zu bewerkstelligen, was ohne dieselbe unmöglich war. Und so ist es auch mit den von andern gehörten Worten beschaffen, indem man die Worte eher gehört, als sie auszusprechen gelernt hat. Hingegen ist die Association der Schriftzeichen, mit den ausgesprochenen Worten die größtmögliche, weil man jene beständig in einer Association mit diesen, aber nie außer derselben wahrgenommen hat; folglich kann sie stark genug seyn, um die erforderliche Wirkung hervorzubringen.

Salomon Maimon.



Sprache ausser Uebunggekommen; er konnte zwar sprechen, aber nur mit Schwierigkeit. Dieser Schwierigkeit mußte daher durch eine Association abgeholfen werden.

Nun ist freilich die Vorstellung eines Objects mit dem Schalle seines Nahmens in einer Association, indem man diesen durch Verknuͤpfung mit jener erlernt hat. Da aber die Vorstellung des Objects seinem Nahmen eine lange Zeit vorhergegangen ist, so ist diese Association nicht stark genug, um dasjenige zu bewerkstelligen, was ohne dieselbe unmoͤglich war. Und so ist es auch mit den von andern gehoͤrten Worten beschaffen, indem man die Worte eher gehoͤrt, als sie auszusprechen gelernt hat. Hingegen ist die Association der Schriftzeichen, mit den ausgesprochenen Worten die groͤßtmoͤgliche, weil man jene bestaͤndig in einer Association mit diesen, aber nie außer derselben wahrgenommen hat; folglich kann sie stark genug seyn, um die erforderliche Wirkung hervorzubringen.

Salomon Maimon.


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[16/0016] Sprache ausser Uebunggekommen; er konnte zwar sprechen, aber nur mit Schwierigkeit. Dieser Schwierigkeit mußte daher durch eine Association abgeholfen werden. Nun ist freilich die Vorstellung eines Objects mit dem Schalle seines Nahmens in einer Association, indem man diesen durch Verknuͤpfung mit jener erlernt hat. Da aber die Vorstellung des Objects seinem Nahmen eine lange Zeit vorhergegangen ist, so ist diese Association nicht stark genug, um dasjenige zu bewerkstelligen, was ohne dieselbe unmoͤglich war. Und so ist es auch mit den von andern gehoͤrten Worten beschaffen, indem man die Worte eher gehoͤrt, als sie auszusprechen gelernt hat. Hingegen ist die Association der Schriftzeichen, mit den ausgesprochenen Worten die groͤßtmoͤgliche, weil man jene bestaͤndig in einer Association mit diesen, aber nie außer derselben wahrgenommen hat; folglich kann sie stark genug seyn, um die erforderliche Wirkung hervorzubringen. Salomon Maimon.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 3. Berlin, 1791, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0803_1791/16>, abgerufen am 20.04.2024.