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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die vierdte Betrachtung.
bestehet nicht in Worten/ sondern in der Krafft.
Dabey mag man erkennen/ woher es komme/
daß bey vielen Predigten kein Nachdruck ist;
Sie nehmen das Wort nicht von GOtt; Ihre
eigene Weißheit soll reden. Wer derowegen
begehret etwas erbauliches zu predigen/ der muß
GOtt darum bitten/ daß er selbsten rede: Herr
thue meine Lippen auff/ daß mein Mund
deinen Ruhm verkündige
/ Ps. 51. v. 17. Und
wenn Gottsfürchtige Zuhörer erkennen/ was
Christus durch sein Wort außrichte/ seynd sie
schuldig/ werdens auch nicht unterlassen/ hertz-
lich zu bitten/ daß GOtt sein Wort gebe mit
grossen Schaaren der Evangelisten/ und ihnen
selbst Hertz und Mund fülle.

Was richten aber die Heerscharen der Ev-
angelisten auß? Was ists für Krafft/ die sie
wircken? In unserm Psalm stehet: Die Könige
der Heerschaaren sind untereinander
Freunde/ und die Haus-Ehre theilet den
Raub auß.
Eigentlich redet der Propheti-
sche Geist also: Es fliehen/ es fliehen/ die Kö-
nige der Heerschaaren/ und die Haus-Mut-
ter theilet den Raub auß.
Hie seynd sich ein-
ander entgegen gesetzet/ ein ieglicher Hauff;
Da stehen zu erst die Könige der Heerschaaren/
die grosse gewaltige Fürsten; Denen stehen

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X ij

Die vierdte Betrachtung.
beſtehet nicht in Worten/ ſondern in der Krafft.
Dabey mag man erkennen/ woher es komme/
daß bey vielen Predigten kein Nachdruck iſt;
Sie nehmen das Wort nicht von GOtt; Ihre
eigene Weißheit ſoll reden. Wer derowegen
begehret etwas erbauliches zu predigen/ der muß
GOtt darum bitten/ daß er ſelbſten rede: Herr
thue meine Lippen auff/ daß mein Mund
deinen Ruhm verkündige
/ Pſ. 51. v. 17. Und
wenn Gottsfürchtige Zuhörer erkennen/ was
Chriſtus durch ſein Wort außrichte/ ſeynd ſie
ſchuldig/ werdens auch nicht unterlaſſen/ hertz-
lich zu bitten/ daß GOtt ſein Wort gebe mit
groſſen Schaaren der Evangeliſten/ und ihnen
ſelbſt Hertz und Mund fülle.

Was richten aber die Heerſcharen der Ev-
angeliſten auß? Was iſts für Krafft/ die ſie
wircken? In unſerm Pſalm ſtehet: Die Könige
der Heerſchaaren ſind untereinander
Freunde/ und die Haus-Ehre theilet den
Raub auß.
Eigentlich redet der Propheti-
ſche Geiſt alſo: Es fliehen/ es fliehen/ die Kö-
nige der Heerſchaaren/ und die Haus-Mut-
ter theilet den Raub auß.
Hie ſeynd ſich ein-
ander entgegen geſetzet/ ein ieglicher Hauff;
Da ſtehen zu erſt die Könige der Heerſchaaren/
die groſſe gewaltige Fürſten; Denen ſtehen

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[323/0346] Die vierdte Betrachtung. beſtehet nicht in Worten/ ſondern in der Krafft. Dabey mag man erkennen/ woher es komme/ daß bey vielen Predigten kein Nachdruck iſt; Sie nehmen das Wort nicht von GOtt; Ihre eigene Weißheit ſoll reden. Wer derowegen begehret etwas erbauliches zu predigen/ der muß GOtt darum bitten/ daß er ſelbſten rede: Herr thue meine Lippen auff/ daß mein Mund deinen Ruhm verkündige/ Pſ. 51. v. 17. Und wenn Gottsfürchtige Zuhörer erkennen/ was Chriſtus durch ſein Wort außrichte/ ſeynd ſie ſchuldig/ werdens auch nicht unterlaſſen/ hertz- lich zu bitten/ daß GOtt ſein Wort gebe mit groſſen Schaaren der Evangeliſten/ und ihnen ſelbſt Hertz und Mund fülle. Was richten aber die Heerſcharen der Ev- angeliſten auß? Was iſts für Krafft/ die ſie wircken? In unſerm Pſalm ſtehet: Die Könige der Heerſchaaren ſind untereinander Freunde/ und die Haus-Ehre theilet den Raub auß. Eigentlich redet der Propheti- ſche Geiſt alſo: Es fliehen/ es fliehen/ die Kö- nige der Heerſchaaren/ und die Haus-Mut- ter theilet den Raub auß. Hie ſeynd ſich ein- ander entgegen geſetzet/ ein ieglicher Hauff; Da ſtehen zu erſt die Könige der Heerſchaaren/ die groſſe gewaltige Fürſten; Denen ſtehen ent- X ij

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/346>, abgerufen am 23.11.2024.