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Lütkemann, Joachim: Von dem blawen Dunst der Welt ... : Ein Leich-Sermon bey der Leichbegängniß ... Conradi Fincken ... Rostock, 1647.

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daß ein Welt ergebner Mensch / diesen Verlust / Schaden vnd Jammer mercke.

Das ist etwas von dem blawen Dunst des verkehrten Weltwesens gesagt / wiewol nicht nach Würden / doch zu so viel genung / daß ein Christ wisse vnd erkenne / daß warhafftig in den gemeinen vngöttlichen Weltleben ein betrieglicher blawer Dunst stecke / dessen Meister der Sathan ist / als ein Fürst der Welt / der in der Finsterniß herrschet; der auff mannigfaltige weise das Weltwesen verkleidet / daß es von Weltkindern nicht recht erkandt vnd betrachtet werde / damit sie vnvermercket aus Gottes Gnad vnd Gunst / in vnaußsprechlichen Seelen Jammer fallen vnd verderben.

Darauff wird an jhn selbst offenbar / das andereMembrum alterum considerat obnubila lionem mnndi, ut causam praematu rae mortu. Stücke vnserer vorgenommenen Betrachtung / Nemblich / wie Gott zuweilen einer vnschuldigen Seelen aus Liebe / durch einen frühzeitigen Toat dahin nimpt / damit sie durch den blawen Dunst der Welt nicht betrogen werde / denn so redet die Weißheit von den Gerechten: Er gefält Gott wol / vnd ist jhn lieb / vnd wird weggenommen aus dem Leben vnter den Sündern / vnd wird hingerücket / daß die Boßheit seinen Verstand nicht verkehre / noch falsche Lehre seine Seele betriege. Welches überein kompt mit dem das Esaias saget: Die Gerechten werden weggeraffetEsa 57, 1. für dem Vnglück; den vnter dem aller grössesten Vnglück die verführische Boßheit der Welt zu zehlen ist.

Wenn nun Gott zuvor sihet / daß eine vnschuldige Seele / in gedachte Verführung gerathen würde / vnd

daß ein Welt ergebner Mensch / diesen Verlust / Schaden vnd Jammer mercke.

Das ist etwas von dem blawen Dunst des verkehrten Weltwesens gesagt / wiewol nicht nach Würden / doch zu so viel genung / daß ein Christ wisse vnd erkenne / daß warhafftig in den gemeinen vngöttlichen Weltleben ein betrieglicher blawer Dunst stecke / dessen Meister der Sathan ist / als ein Fürst der Welt / der in der Finsterniß herrschet; der auff mannigfaltige weise das Weltwesen verkleidet / daß es von Weltkindern nicht recht erkandt vnd betrachtet werde / damit sie vnvermercket aus Gottes Gnad vnd Gunst / in vnaußsprechlichen Seelen Jammer fallen vnd verderben.

Darauff wird an jhn selbst offenbar / das andereMembrum alterum considerat obnubila lionem mnndi, ut causam praematu rae mortu. Stücke vnserer vorgenommenen Betrachtung / Nemblich / wie Gott zuweilen einer vnschuldigen Seelen aus Liebe / durch einen frühzeitigen Toat dahin nimpt / damit sie durch den blawen Dunst der Welt nicht betrogen werde / denn so redet die Weißheit von den Gerechten: Er gefält Gott wol / vnd ist jhn lieb / vnd wird weggenommen aus dem Leben vnter den Sündern / vnd wird hingerücket / daß die Boßheit seinen Verstand nicht verkehre / noch falsche Lehre seine Seele betriege. Welches überein kompt mit dem das Esaias saget: Die Gerechten werden weggeraffetEsa 57, 1. für dem Vnglück; den vnter dem aller grössesten Vnglück die verführische Boßheit der Welt zu zehlen ist.

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           damit sie durch den blawen Dunst der Welt nicht betrogen werde / denn so redet die
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[0029] daß ein Welt ergebner Mensch / diesen Verlust / Schaden vnd Jammer mercke. Das ist etwas von dem blawen Dunst des verkehrten Weltwesens gesagt / wiewol nicht nach Würden / doch zu so viel genung / daß ein Christ wisse vnd erkenne / daß warhafftig in den gemeinen vngöttlichen Weltleben ein betrieglicher blawer Dunst stecke / dessen Meister der Sathan ist / als ein Fürst der Welt / der in der Finsterniß herrschet; der auff mannigfaltige weise das Weltwesen verkleidet / daß es von Weltkindern nicht recht erkandt vnd betrachtet werde / damit sie vnvermercket aus Gottes Gnad vnd Gunst / in vnaußsprechlichen Seelen Jammer fallen vnd verderben. Darauff wird an jhn selbst offenbar / das andere Stücke vnserer vorgenommenen Betrachtung / Nemblich / wie Gott zuweilen einer vnschuldigen Seelen aus Liebe / durch einen frühzeitigen Toat dahin nimpt / damit sie durch den blawen Dunst der Welt nicht betrogen werde / denn so redet die Weißheit von den Gerechten: Er gefält Gott wol / vnd ist jhn lieb / vnd wird weggenommen aus dem Leben vnter den Sündern / vnd wird hingerücket / daß die Boßheit seinen Verstand nicht verkehre / noch falsche Lehre seine Seele betriege. Welches überein kompt mit dem das Esaias saget: Die Gerechten werden weggeraffet für dem Vnglück; den vnter dem aller grössesten Vnglück die verführische Boßheit der Welt zu zehlen ist. Membrum alterum considerat obnubila lionem mnndi, ut causam praematu rae mortu. Esa 57, 1. Wenn nun Gott zuvor sihet / daß eine vnschuldige Seele / in gedachte Verführung gerathen würde / vnd

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Von dem blawen Dunst der Welt ... : Ein Leich-Sermon bey der Leichbegängniß ... Conradi Fincken ... Rostock, 1647, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_dunst_1647/29>, abgerufen am 20.04.2024.