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Lütkemann, Joachim: Von dem blawen Dunst der Welt ... : Ein Leich-Sermon bey der Leichbegängniß ... Conradi Fincken ... Rostock, 1647.

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men muß / spricht der HErr. Also beym Propheten Esa. 49, 15.Esaia am 49. Cap. Wenn er wil anzeigen / warumb er Zions nicht vergessen kan in jhrem Vnglück; redet er also: Kan auch ein Weib jhres Kindleins vergessen / daß sie sich nicht erbarme über den Sohn jhres Leibes / vnd ob sie desselben vergesse / so wil ich doch dein nicht vergessen. Wie es nun vnmüglich / daß einen Vater nicht solte zu Hertzen gehen der kläglicher Jammer seines Kindes / also kan GOttes mildreiches Hertz nicht zulassen / daß er solte ansehen das Hertzleid seiner Kinder / vnd nicht mitleyden haben. Allermeist / dieweil das väterliche Hertz in Gott gegen vns viel brünstiger ist / denn in jrrdischen Menschen.

Eine andere Vrsach wird angezeiget in vorangezogen Sprüchlein aus dem 4. Cap. an die Ebreer; in dem von Christo gesagt wird? Er ist versucht allenthalben gleich wie wir / doch ohne Sünde. Vnd in folgenden Capitel derselbigeu Epistel wird von jhm gesaget: Ebr. 5, 8.Wiewol er Gottes Sohn war / hat er doch in dem / daß er leid / gehorsam gelernet. Er hat in seinen Leyden müssen empfinden / wie schwer es menschlichen Hertzen sey / sich allerley Angst vnd Noth in höchster Gedult zu vnterwerffen / vnd nach Gottes Willen alles Vnglück über sich ergehen lassen. Daher fieng er an zu zittern vnd zu zagen / vnd kämpffte mit den Todt / vnd betet: Vater ists müglich / so nimm diesen Kelch von mir. In dem allen ist er ohne Sünde befunden / als der seinen Willen abgesaget / bereit alles zu leiden / was Gott der

men muß / spricht der HErr. Also beym Propheten Esa. 49, 15.Esaia am 49. Cap. Wenn er wil anzeigen / warumb er Zions nicht vergessen kan in jhrem Vnglück; redet er also: Kan auch ein Weib jhres Kindleins vergessen / daß sie sich nicht erbarme über den Sohn jhres Leibes / vnd ob sie desselben vergesse / so wil ich doch dein nicht vergessen. Wie es nun vnmüglich / daß einẽ Vater nicht solte zu Hertzen gehen der kläglicher Jammer seines Kindes / also kan GOttes mildreiches Hertz nicht zulassen / daß er solte ansehen das Hertzleid seiner Kinder / vnd nicht mitleyden haben. Allermeist / dieweil das väterliche Hertz in Gott gegen vns viel brünstiger ist / denn in jrrdischen Menschen.

Eine andere Vrsach wird angezeiget in vorangezogen Sprüchlein aus dem 4. Cap. an die Ebreer; in dem von Christo gesagt wird? Er ist versucht allenthalben gleich wie wir / doch ohne Sünde. Vnd in folgenden Capitel derselbigeu Epistel wird von jhm gesaget: Ebr. 5, 8.Wiewol er Gottes Sohn war / hat er doch in dem / daß er leid / gehorsam gelernet. Er hat in seinen Leyden müssen empfinden / wie schwer es menschlichen Hertzen sey / sich allerley Angst vnd Noth in höchster Gedult zu vnterwerffen / vnd nach Gottes Willen alles Vnglück über sich ergehen lassen. Daher fieng er an zu zittern vnd zu zagen / vnd kämpffte mit den Todt / vnd betet: Vater ists müglich / so nim̃ diesen Kelch von mir. In dem allen ist er ohne Sünde befunden / als der seinen Willen abgesaget / bereit alles zu leiden / was Gott der

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Von dem blawen Dunst der Welt ... : Ein Leich-Sermon bey der Leichbegängniß ... Conradi Fincken ... Rostock, 1647, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_dunst_1647/10>, abgerufen am 29.03.2024.