Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.Einleitung zur auch die Provence gehörte/ an das Römische Deutsche Reich kam/und hernach das Arelatische Reich genennet ward/ in Spanien aber ward das Navarrische mit Castilien vermehret/ und prae- valirte der letzte Nahme/ es kam auch selbst das Leonische Kö- nigreich darzu; Das Arragonische aber ward ein besonderes Reich/ und die Saracenen wurden sehr in die Enge getrieben. Jn Engelland spielten die Dähnen den Meister/ und nach ihnen die Normannen/ welche auch in Calabrien/ Sicilien und Apuli- en ein neues Reich stiffteten. Die Saracenen in Asien wurden von den Türcken überwältiget/ und entstunden fünff Türckische Sultans/ im gelobten Land/ zu Iconien, Damasco, Aleppo, und Mosul: Die ersten überwältigten die Fränckischen Christen/ und stiffteten ein neues Königreich zu Jerusalem. Ungarn setzt sich in bessern Stand/ sonderlich durch die vielen Deutschen/ so dahin und in Siebenbürgen zogen/ auch demüthigte sich so wohl dieses Reich als das Pohlnische unter das Deutsche Käyserthum. Die Genueser und nach ihnen die Venetianer wurden sehr mächtig. Jn Kirchen-Sachen brachte der Pabst seine Macht so hoch/ daß er auch über alle gekröhnte Häupter herrschte/ oder doch ihnen lauter Unruhe anrichteten: Die Mönche vermehr- ten sich/ und wurden immer mehr neue Orden; insonderheit hat- te die Lehre vom Fegfeuer so feste Wurzeln gefasset/ daß die Messen in höchsten Flor kamen/ und ieder vor seine Seele etwas stifften wolte. So kam auch das Geißeln und die Wallfar- then auff/ und die Ehe wurde immer verachteter/ so daß man es vor eine Heiligkeit hielte/ sein Eheweib nicht berühren/ oder gax verlassen/ wie denn auch die Priester-Ehe folgends abgeschaffet ward; Die Stiffte und Klöster nahmen weltliche Advocatos an/ und die Lehre von der Transsubstantiation kam auff/ so wohl als das Scholastische Studium. Die Jüden/ so von Babel vertrieben wurden/ breiteten sich nun in gantz Europa aus/ so wohl als die Mönche in Norden/ welche daselbst die al- te Runische Schrifft abbrachten/ und die Lateinische an dersel- ben statt einführeten. Bey Gelegenheit des grossen Zugs in das ge-
Einleitung zur auch die Provence gehoͤrte/ an das Roͤmiſche Deutſche Reich kam/und hernach das Arelatiſche Reich genennet ward/ in Spanien aber ward das Navarriſche mit Caſtilien vermehret/ und præ- valirte der letzte Nahme/ es kam auch ſelbſt das Leoniſche Koͤ- nigreich darzu; Das Arragoniſche aber ward ein beſonderes Reich/ und die Saracenen wurden ſehr in die Enge getrieben. Jn Engelland ſpielten die Daͤhnen den Meiſter/ und nach ihnen die Normannen/ welche auch in Calabrien/ Sicilien und Apuli- en ein neues Reich ſtiffteten. Die Saracenen in Aſien wurden von den Tuͤrcken uͤberwaͤltiget/ und entſtunden fuͤnff Tuͤrckiſche Sultans/ im gelobten Land/ zu Iconien, Damaſco, Aleppo, und Moſul: Die erſten uͤberwaͤltigten die Fraͤnckiſchen Chriſten/ und ſtiffteten ein neues Koͤnigreich zu Jeruſalem. Ungarn ſetzt ſich in beſſern Stand/ ſonderlich durch die vielen Deutſchen/ ſo dahin und in Siebenbuͤrgen zogen/ auch demuͤthigte ſich ſo wohl dieſes Reich als das Pohlniſche unter das Deutſche Kaͤyſerthum. Die Genueſer und nach ihnen die Venetianer wurden ſehr maͤchtig. Jn Kirchen-Sachen brachte der Pabſt ſeine Macht ſo hoch/ daß er auch uͤber alle gekroͤhnte Haͤupter herrſchte/ oder doch ihnen lauter Unruhe anrichteten: Die Moͤnche vermehr- ten ſich/ und wurden immer mehr neue Orden; inſonderheit hat- te die Lehre vom Fegfeuer ſo feſte Wurzeln gefaſſet/ daß die Meſſen in hoͤchſten Flor kamen/ und ieder vor ſeine Seele etwas ſtifften wolte. So kam auch das Geißeln und die Wallfar- then auff/ und die Ehe wurde immer verachteter/ ſo daß man es vor eine Heiligkeit hielte/ ſein Eheweib nicht beruͤhren/ oder gax verlaſſen/ wie denn auch die Prieſter-Ehe folgends abgeſchaffet ward; Die Stiffte und Kloͤſter nahmen weltliche Advocatos an/ und die Lehre von der Transſubſtantiation kam auff/ ſo wohl als das Scholaſtiſche Studium. Die Juͤden/ ſo von Babel vertrieben wurden/ breiteten ſich nun in gantz Europa aus/ ſo wohl als die Moͤnche in Norden/ welche daſelbſt die al- te Runiſche Schrifft abbrachten/ und die Lateiniſche an derſel- ben ſtatt einfuͤhreten. Bey Gelegenheit des groſſen Zugs in das ge-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0250" n="232"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Einleitung zur</hi></fw><lb/> auch die <hi rendition="#aq">Provence</hi> gehoͤrte/ an das Roͤmiſche Deutſche Reich kam/<lb/> und hernach das <hi rendition="#aq">Arelati</hi>ſche Reich genennet ward/ in Spanien<lb/> aber ward das Navarriſche mit <hi rendition="#aq">Caſtili</hi>en vermehret/ und <hi rendition="#aq">præ-<lb/> valirt</hi>e der letzte Nahme/ es kam auch ſelbſt das <hi rendition="#aq">Leoni</hi>ſche Koͤ-<lb/> nigreich darzu; Das <hi rendition="#aq">Arragoni</hi>ſche aber ward ein beſonderes<lb/> Reich/ und die <hi rendition="#aq">Saracen</hi>en wurden ſehr in die Enge getrieben.<lb/> Jn Engelland ſpielten die Daͤhnen den Meiſter/ und nach ihnen<lb/> die Normannen/ welche auch in <hi rendition="#aq">Calabri</hi>en/ <hi rendition="#aq">Sicili</hi>en und <hi rendition="#aq">Apuli-</hi><lb/> en ein neues Reich ſtiffteten. Die <hi rendition="#aq">Saracen</hi>en in <hi rendition="#aq">Aſi</hi>en wurden<lb/> von den Tuͤrcken uͤberwaͤltiget/ und entſtunden fuͤnff Tuͤrckiſche<lb/><hi rendition="#aq">Sultan</hi>s/ im gelobten Land/ zu <hi rendition="#aq">Iconien, Damaſco, Aleppo,</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">Moſul:</hi> Die erſten uͤberwaͤltigten die Fraͤnckiſchen Chriſten/<lb/> und ſtiffteten ein neues Koͤnigreich zu Jeruſalem. Ungarn ſetzt<lb/> ſich in beſſern Stand/ ſonderlich durch die vielen Deutſchen/ ſo<lb/> dahin und in Siebenbuͤrgen zogen/ auch demuͤthigte ſich ſo wohl<lb/> dieſes Reich als das Pohlniſche unter das Deutſche Kaͤyſerthum.<lb/> Die <hi rendition="#aq">Genue</hi>ſer und nach ihnen die <hi rendition="#aq">Venetian</hi>er wurden ſehr<lb/> maͤchtig. Jn Kirchen-Sachen brachte der Pabſt ſeine Macht<lb/> ſo hoch/ daß er auch uͤber alle gekroͤhnte Haͤupter herrſchte/ oder<lb/> doch ihnen lauter Unruhe anrichteten: Die Moͤnche vermehr-<lb/> ten ſich/ und wurden immer mehr neue Orden; inſonderheit hat-<lb/> te die Lehre vom Fegfeuer ſo feſte Wurzeln gefaſſet/ daß die<lb/> Meſſen in hoͤchſten Flor kamen/ und ieder vor ſeine Seele etwas<lb/> ſtifften wolte. So kam auch das Geißeln und die Wallfar-<lb/> then auff/ und die Ehe wurde immer verachteter/ ſo daß man es<lb/> vor eine Heiligkeit hielte/ ſein Eheweib nicht beruͤhren/ oder gax<lb/> verlaſſen/ wie denn auch die Prieſter-Ehe folgends abgeſchaffet<lb/> ward; Die Stiffte und Kloͤſter nahmen weltliche <hi rendition="#aq">Advocatos</hi><lb/> an/ und die Lehre von der <hi rendition="#aq">Transſubſtantiation</hi> kam auff/ ſo<lb/> wohl als das <hi rendition="#aq">Scholaſti</hi>ſche <hi rendition="#aq">Studium.</hi> Die Juͤden/ ſo von<lb/> Babel vertrieben wurden/ breiteten ſich nun in gantz Europa<lb/> aus/ ſo wohl als die Moͤnche in Norden/ welche daſelbſt die al-<lb/> te Runiſche Schrifft abbrachten/ und die Lateiniſche an derſel-<lb/> ben ſtatt einfuͤhreten. Bey Gelegenheit des groſſen Zugs in das<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ge-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [232/0250]
Einleitung zur
auch die Provence gehoͤrte/ an das Roͤmiſche Deutſche Reich kam/
und hernach das Arelatiſche Reich genennet ward/ in Spanien
aber ward das Navarriſche mit Caſtilien vermehret/ und præ-
valirte der letzte Nahme/ es kam auch ſelbſt das Leoniſche Koͤ-
nigreich darzu; Das Arragoniſche aber ward ein beſonderes
Reich/ und die Saracenen wurden ſehr in die Enge getrieben.
Jn Engelland ſpielten die Daͤhnen den Meiſter/ und nach ihnen
die Normannen/ welche auch in Calabrien/ Sicilien und Apuli-
en ein neues Reich ſtiffteten. Die Saracenen in Aſien wurden
von den Tuͤrcken uͤberwaͤltiget/ und entſtunden fuͤnff Tuͤrckiſche
Sultans/ im gelobten Land/ zu Iconien, Damaſco, Aleppo, und
Moſul: Die erſten uͤberwaͤltigten die Fraͤnckiſchen Chriſten/
und ſtiffteten ein neues Koͤnigreich zu Jeruſalem. Ungarn ſetzt
ſich in beſſern Stand/ ſonderlich durch die vielen Deutſchen/ ſo
dahin und in Siebenbuͤrgen zogen/ auch demuͤthigte ſich ſo wohl
dieſes Reich als das Pohlniſche unter das Deutſche Kaͤyſerthum.
Die Genueſer und nach ihnen die Venetianer wurden ſehr
maͤchtig. Jn Kirchen-Sachen brachte der Pabſt ſeine Macht
ſo hoch/ daß er auch uͤber alle gekroͤhnte Haͤupter herrſchte/ oder
doch ihnen lauter Unruhe anrichteten: Die Moͤnche vermehr-
ten ſich/ und wurden immer mehr neue Orden; inſonderheit hat-
te die Lehre vom Fegfeuer ſo feſte Wurzeln gefaſſet/ daß die
Meſſen in hoͤchſten Flor kamen/ und ieder vor ſeine Seele etwas
ſtifften wolte. So kam auch das Geißeln und die Wallfar-
then auff/ und die Ehe wurde immer verachteter/ ſo daß man es
vor eine Heiligkeit hielte/ ſein Eheweib nicht beruͤhren/ oder gax
verlaſſen/ wie denn auch die Prieſter-Ehe folgends abgeſchaffet
ward; Die Stiffte und Kloͤſter nahmen weltliche Advocatos
an/ und die Lehre von der Transſubſtantiation kam auff/ ſo
wohl als das Scholaſtiſche Studium. Die Juͤden/ ſo von
Babel vertrieben wurden/ breiteten ſich nun in gantz Europa
aus/ ſo wohl als die Moͤnche in Norden/ welche daſelbſt die al-
te Runiſche Schrifft abbrachten/ und die Lateiniſche an derſel-
ben ſtatt einfuͤhreten. Bey Gelegenheit des groſſen Zugs in das
ge-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |