Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

(o)
Schreiber, auf deren Unkosten ich mich
lustig mache. Aber dieses ist wahrlich mei-
ne Absicht nicht. Jch müste ja gantz ra-
send seyn, wenn ich nicht begrife, daß
zwischen einem Menschen, der seine Ver-
nunft in Glaubens-Sachen gefangen
nimmt, und einem ofenbahren Gecken,
der gar keine Vernunft hat, ein unend-
licher Unterscheid sey. Jch erkläre mich
hiemit öfentlich, daß ich diejenigen Got-
tesgelehrten, die am meisten wieder den
Mißbrauch der Vernunft in göttlichen
Dingen eyfern, vor die besten und ver-
nünftigsten halte. Es ist mir nimmer
in den Sinn gekommen, über ihre Auf-
führung zu spotten, und wer andere Ge-
dancken von mir hat, der irret sich. Jch
bemühe mich in meiner Schrift, unter der
Larve eines elenden Scribenten, der bö-
sen Sache meiner Brüder einen guten
Schein zu geben: Aber ich bin so dumm
nicht, daß ich nicht sehen sollte, daß alles,
was ich sage, Sophistereyen sind. Jch
schertze nur, und verlange mit Recht, daß
Leute, welche von meinem Buche urthei-
len wollen, wenigstens so viel Verstand
haben, daß sie Schertz und Ernst unter-
scheiden können.

Habe
d 5

(o)
Schreiber, auf deren Unkoſten ich mich
luſtig mache. Aber dieſes iſt wahrlich mei-
ne Abſicht nicht. Jch muͤſte ja gantz ra-
ſend ſeyn, wenn ich nicht begrife, daß
zwiſchen einem Menſchen, der ſeine Ver-
nunft in Glaubens-Sachen gefangen
nimmt, und einem ofenbahren Gecken,
der gar keine Vernunft hat, ein unend-
licher Unterſcheid ſey. Jch erklaͤre mich
hiemit oͤfentlich, daß ich diejenigen Got-
tesgelehrten, die am meiſten wieder den
Mißbrauch der Vernunft in goͤttlichen
Dingen eyfern, vor die beſten und ver-
nuͤnftigſten halte. Es iſt mir nimmer
in den Sinn gekommen, uͤber ihre Auf-
fuͤhrung zu ſpotten, und wer andere Ge-
dancken von mir hat, der irret ſich. Jch
bemuͤhe mich in meiner Schrift, unter der
Larve eines elenden Scribenten, der boͤ-
ſen Sache meiner Bruͤder einen guten
Schein zu geben: Aber ich bin ſo dumm
nicht, daß ich nicht ſehen ſollte, daß alles,
was ich ſage, Sophiſtereyen ſind. Jch
ſchertze nur, und verlange mit Recht, daß
Leute, welche von meinem Buche urthei-
len wollen, wenigſtens ſo viel Verſtand
haben, daß ſie Schertz und Ernſt unter-
ſcheiden koͤnnen.

Habe
d 5
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="preface" n="1">
        <p><pb facs="#f0061" n="57"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
Schreiber, auf deren Unko&#x017F;ten ich mich<lb/>
lu&#x017F;tig mache. Aber die&#x017F;es i&#x017F;t wahrlich mei-<lb/>
ne Ab&#x017F;icht nicht. Jch mu&#x0364;&#x017F;te ja gantz ra-<lb/>
&#x017F;end &#x017F;eyn, wenn ich nicht begrife, daß<lb/>
zwi&#x017F;chen einem Men&#x017F;chen, der &#x017F;eine Ver-<lb/>
nunft in Glaubens-Sachen gefangen<lb/>
nimmt, und einem ofenbahren Gecken,<lb/>
der gar keine Vernunft hat, ein unend-<lb/>
licher Unter&#x017F;cheid &#x017F;ey. Jch erkla&#x0364;re mich<lb/>
hiemit o&#x0364;fentlich, daß ich diejenigen Got-<lb/>
tesgelehrten, die am mei&#x017F;ten wieder den<lb/>
Mißbrauch der Vernunft in go&#x0364;ttlichen<lb/>
Dingen eyfern, vor die be&#x017F;ten und ver-<lb/>
nu&#x0364;nftig&#x017F;ten halte. Es i&#x017F;t mir nimmer<lb/>
in den Sinn gekommen, u&#x0364;ber ihre Auf-<lb/>
fu&#x0364;hrung zu &#x017F;potten, und wer andere Ge-<lb/>
dancken von mir hat, der irret &#x017F;ich. Jch<lb/>
bemu&#x0364;he mich in meiner Schrift, unter der<lb/>
Larve eines elenden Scribenten, der bo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;en Sache meiner Bru&#x0364;der einen guten<lb/>
Schein zu geben: Aber ich bin &#x017F;o dumm<lb/>
nicht, daß ich nicht &#x017F;ehen &#x017F;ollte, daß alles,<lb/>
was ich &#x017F;age, Sophi&#x017F;tereyen &#x017F;ind. Jch<lb/>
&#x017F;chertze nur, und verlange mit Recht, daß<lb/>
Leute, welche von meinem Buche urthei-<lb/>
len wollen, wenig&#x017F;tens &#x017F;o viel Ver&#x017F;tand<lb/>
haben, daß &#x017F;ie Schertz und Ern&#x017F;t unter-<lb/>
&#x017F;cheiden ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">d 5</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Habe</fw><lb/>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[57/0061] (o) Schreiber, auf deren Unkoſten ich mich luſtig mache. Aber dieſes iſt wahrlich mei- ne Abſicht nicht. Jch muͤſte ja gantz ra- ſend ſeyn, wenn ich nicht begrife, daß zwiſchen einem Menſchen, der ſeine Ver- nunft in Glaubens-Sachen gefangen nimmt, und einem ofenbahren Gecken, der gar keine Vernunft hat, ein unend- licher Unterſcheid ſey. Jch erklaͤre mich hiemit oͤfentlich, daß ich diejenigen Got- tesgelehrten, die am meiſten wieder den Mißbrauch der Vernunft in goͤttlichen Dingen eyfern, vor die beſten und ver- nuͤnftigſten halte. Es iſt mir nimmer in den Sinn gekommen, uͤber ihre Auf- fuͤhrung zu ſpotten, und wer andere Ge- dancken von mir hat, der irret ſich. Jch bemuͤhe mich in meiner Schrift, unter der Larve eines elenden Scribenten, der boͤ- ſen Sache meiner Bruͤder einen guten Schein zu geben: Aber ich bin ſo dumm nicht, daß ich nicht ſehen ſollte, daß alles, was ich ſage, Sophiſtereyen ſind. Jch ſchertze nur, und verlange mit Recht, daß Leute, welche von meinem Buche urthei- len wollen, wenigſtens ſo viel Verſtand haben, daß ſie Schertz und Ernſt unter- ſcheiden koͤnnen. Habe d 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Verlagsangabe wurde ermittelt (vgl. http://op… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/61
Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/61>, abgerufen am 18.04.2024.