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Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870.

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beisammen und fragten sich, vorwärts blickend: "Aber was nun?"

Da bekommt man denn von diesen Frauen, von denen man allerdings bis dahin vielleicht nichts gehört, nur um so mehr zu hören, und zwar Klagen über ihre Hilflosigkeit, bittere Klagen über ihre Unfähigkeit, auch nur zehn Thaler zu erwerben; und mit dem "keuschen Dämmer des Hauses" ist es dann auch in der Regel bald vorbei. Man muß zu berechnen anfangen, was von dem Mobiliar dieses keuschen Dämmers verkauft werden soll, um die Kosten der Trauerkleider und des Begräbnisses zu bezahlen; und man ist dann immer nur zu froh, wenn man die eine der Töchter mit dem ersten besten Mann verheirathen und die andere in die erste beste Familie bringen kann, in welcher sie mit sechzig Thalern Gehalt als Gesellschafterin einer vielleicht sehr launenhaften Frau ein wenig näht und flickt und vorliest und Clavier klimpert, und nebenher mit der standesmäßigen keuschen Ungeduld Tag und Stunden zählt und immer wartet und wartet und hofft und hofft, ob sich nicht Jemand finden werde, sie -- wie einst der Vater die Mutter -- auch in den keuschen Dämmer des Hauses, in die Ehe und in die Versorgung einzuführen. Jedes Jahr macht sie unzufriedener, jedes Jahr wird sie weniger anspruchsvoll, und zuletzt heirathet sie im glücklichsten Falle gleichviel welchen Mann, wenn er sie zu ernähren übernimmt.

Darin, und dies Bild ist lebenstreu und nicht in

beisammen und fragten sich, vorwärts blickend: »Aber was nun?«

Da bekommt man denn von diesen Frauen, von denen man allerdings bis dahin vielleicht nichts gehört, nur um so mehr zu hören, und zwar Klagen über ihre Hilflosigkeit, bittere Klagen über ihre Unfähigkeit, auch nur zehn Thaler zu erwerben; und mit dem »keuschen Dämmer des Hauses« ist es dann auch in der Regel bald vorbei. Man muß zu berechnen anfangen, was von dem Mobiliar dieses keuschen Dämmers verkauft werden soll, um die Kosten der Trauerkleider und des Begräbnisses zu bezahlen; und man ist dann immer nur zu froh, wenn man die eine der Töchter mit dem ersten besten Mann verheirathen und die andere in die erste beste Familie bringen kann, in welcher sie mit sechzig Thalern Gehalt als Gesellschafterin einer vielleicht sehr launenhaften Frau ein wenig näht und flickt und vorliest und Clavier klimpert, und nebenher mit der standesmäßigen keuschen Ungeduld Tag und Stunden zählt und immer wartet und wartet und hofft und hofft, ob sich nicht Jemand finden werde, sie — wie einst der Vater die Mutter — auch in den keuschen Dämmer des Hauses, in die Ehe und in die Versorgung einzuführen. Jedes Jahr macht sie unzufriedener, jedes Jahr wird sie weniger anspruchsvoll, und zuletzt heirathet sie im glücklichsten Falle gleichviel welchen Mann, wenn er sie zu ernähren übernimmt.

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[9/0019] beisammen und fragten sich, vorwärts blickend: »Aber was nun?« Da bekommt man denn von diesen Frauen, von denen man allerdings bis dahin vielleicht nichts gehört, nur um so mehr zu hören, und zwar Klagen über ihre Hilflosigkeit, bittere Klagen über ihre Unfähigkeit, auch nur zehn Thaler zu erwerben; und mit dem »keuschen Dämmer des Hauses« ist es dann auch in der Regel bald vorbei. Man muß zu berechnen anfangen, was von dem Mobiliar dieses keuschen Dämmers verkauft werden soll, um die Kosten der Trauerkleider und des Begräbnisses zu bezahlen; und man ist dann immer nur zu froh, wenn man die eine der Töchter mit dem ersten besten Mann verheirathen und die andere in die erste beste Familie bringen kann, in welcher sie mit sechzig Thalern Gehalt als Gesellschafterin einer vielleicht sehr launenhaften Frau ein wenig näht und flickt und vorliest und Clavier klimpert, und nebenher mit der standesmäßigen keuschen Ungeduld Tag und Stunden zählt und immer wartet und wartet und hofft und hofft, ob sich nicht Jemand finden werde, sie — wie einst der Vater die Mutter — auch in den keuschen Dämmer des Hauses, in die Ehe und in die Versorgung einzuführen. Jedes Jahr macht sie unzufriedener, jedes Jahr wird sie weniger anspruchsvoll, und zuletzt heirathet sie im glücklichsten Falle gleichviel welchen Mann, wenn er sie zu ernähren übernimmt. Darin, und dies Bild ist lebenstreu und nicht in

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_frauen_1870/19>, abgerufen am 23.11.2024.