Jn beyden Formeln kömmt etwas verneinendes vor. Jn der ersten, daßAnichtCsey, und davon löset sich der Beweis immer in den Begriff der Verschie- denheit auf, welche bereits schon bey den einfachen Grundbegriffen und ihren Bestimmungen vorkömmt, (§. 250.). Die andere Formel setzet voraus, daß D und E solche zween Begriffe sind, welche nicht bey- sammen seyn können, und davon löset sich der Be- weis darein auf, daß was auf eine Art bereits be- stimmet ist, nicht zugleich auf eine andere Art be- stimmet seyn könne. Denn so schließen die Bestim- mungen der Zahl, der Grade, der Zeit, des Ortes, der Lage, der Figur, der Direction etc. einander aus. Daher kömmt es auch in Ansehung der zweyten Form der apogogischen Beweise auf absolute und schlechthin nothwendige Verschiedenheiten an, (§. 250.). Da demnach die Verschiedenheiten die erste Anlage zu apogogischen Beweisen, und zur Einschränkung der Möglichkeiten Begriffe zusammen zu setzen sind, so sehen wir daraus, daß diese Einschränkungen kein Mangel, sondern eine wesentliche Vollkommenheit des Reiches der Wahrheiten sind, weil mit diesen Einschränkungen zugleich auch die Mannichfaltigkei- ten darinn wegfallen müßten, weil jene nur statt haben, weil in den einfachen Begriffen diese vor- kommen. Uebrigens ist für sich klar, daß die bisher (§. 250. seqq.) angezeigten Quellen der Widersprüche nicht an sich betrachtet, sondern nur in Absicht auf unsere Erkenntniß und Ausdrücke, Quellen zu Wi- dersprüchen sind, oder die objective Möglichkeit dazu angeben. Die eigentliche Quellen wirklicher Wider- sprüche müssen wir in der Unwissenheit, in der Un- achtsamkeit und in dem Mangel des Gedächt- nisses aufsuchen.
Achtes
VII. Hauptſtuͤck. Das Seyn ꝛc.
Jn beyden Formeln koͤmmt etwas verneinendes vor. Jn der erſten, daßAnichtCſey, und davon loͤſet ſich der Beweis immer in den Begriff der Verſchie- denheit auf, welche bereits ſchon bey den einfachen Grundbegriffen und ihren Beſtimmungen vorkoͤmmt, (§. 250.). Die andere Formel ſetzet voraus, daß D und E ſolche zween Begriffe ſind, welche nicht bey- ſammen ſeyn koͤnnen, und davon loͤſet ſich der Be- weis darein auf, daß was auf eine Art bereits be- ſtimmet iſt, nicht zugleich auf eine andere Art be- ſtimmet ſeyn koͤnne. Denn ſo ſchließen die Beſtim- mungen der Zahl, der Grade, der Zeit, des Ortes, der Lage, der Figur, der Direction ꝛc. einander aus. Daher koͤmmt es auch in Anſehung der zweyten Form der apogogiſchen Beweiſe auf abſolute und ſchlechthin nothwendige Verſchiedenheiten an, (§. 250.). Da demnach die Verſchiedenheiten die erſte Anlage zu apogogiſchen Beweiſen, und zur Einſchraͤnkung der Moͤglichkeiten Begriffe zuſammen zu ſetzen ſind, ſo ſehen wir daraus, daß dieſe Einſchraͤnkungen kein Mangel, ſondern eine weſentliche Vollkommenheit des Reiches der Wahrheiten ſind, weil mit dieſen Einſchraͤnkungen zugleich auch die Mannichfaltigkei- ten darinn wegfallen muͤßten, weil jene nur ſtatt haben, weil in den einfachen Begriffen dieſe vor- kommen. Uebrigens iſt fuͤr ſich klar, daß die bisher (§. 250. ſeqq.) angezeigten Quellen der Widerſpruͤche nicht an ſich betrachtet, ſondern nur in Abſicht auf unſere Erkenntniß und Ausdruͤcke, Quellen zu Wi- derſpruͤchen ſind, oder die objective Moͤglichkeit dazu angeben. Die eigentliche Quellen wirklicher Wider- ſpruͤche muͤſſen wir in der Unwiſſenheit, in der Un- achtſamkeit und in dem Mangel des Gedaͤcht- niſſes aufſuchen.
Achtes
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0262"n="226"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">VII.</hi> Hauptſtuͤck. Das Seyn ꝛc.</hi></fw><lb/><p>Jn beyden Formeln koͤmmt etwas verneinendes vor.<lb/>
Jn der erſten, <hirendition="#fr">daß</hi><hirendition="#aq"><hirendition="#i">A</hi></hi><hirendition="#fr">nicht</hi><hirendition="#aq"><hirendition="#i">C</hi></hi><hirendition="#fr">ſey,</hi> und davon loͤſet<lb/>ſich der Beweis immer in den Begriff der <hirendition="#fr">Verſchie-<lb/>
denheit</hi> auf, welche bereits ſchon bey den einfachen<lb/>
Grundbegriffen und ihren Beſtimmungen vorkoͤmmt,<lb/>
(§. 250.). Die andere Formel ſetzet voraus, daß<lb/><hirendition="#aq">D</hi> und <hirendition="#aq">E</hi>ſolche zween Begriffe ſind, welche nicht bey-<lb/>ſammen ſeyn koͤnnen, und davon loͤſet ſich der Be-<lb/>
weis darein auf, daß was auf eine Art bereits be-<lb/>ſtimmet iſt, nicht zugleich auf eine andere Art be-<lb/>ſtimmet ſeyn koͤnne. Denn ſo ſchließen die Beſtim-<lb/>
mungen der Zahl, der Grade, der Zeit, des Ortes,<lb/>
der Lage, der Figur, der Direction ꝛc. einander aus.<lb/>
Daher koͤmmt es auch in Anſehung der zweyten Form<lb/>
der apogogiſchen Beweiſe auf abſolute und ſchlechthin<lb/>
nothwendige Verſchiedenheiten an, (§. 250.). Da<lb/>
demnach die <hirendition="#fr">Verſchiedenheiten</hi> die erſte Anlage zu<lb/>
apogogiſchen Beweiſen, und zur Einſchraͤnkung der<lb/>
Moͤglichkeiten Begriffe zuſammen zu ſetzen ſind, ſo<lb/>ſehen wir daraus, daß dieſe Einſchraͤnkungen kein<lb/>
Mangel, ſondern eine weſentliche Vollkommenheit<lb/>
des Reiches der Wahrheiten ſind, weil mit dieſen<lb/>
Einſchraͤnkungen zugleich auch die Mannichfaltigkei-<lb/>
ten darinn wegfallen muͤßten, weil jene nur ſtatt<lb/>
haben, weil in den einfachen Begriffen dieſe vor-<lb/>
kommen. Uebrigens iſt fuͤr ſich klar, daß die bisher<lb/>
(§. 250. <hirendition="#aq">ſeqq.</hi>) angezeigten Quellen der Widerſpruͤche<lb/>
nicht an ſich betrachtet, ſondern nur in Abſicht auf<lb/>
unſere Erkenntniß und Ausdruͤcke, Quellen zu Wi-<lb/>
derſpruͤchen ſind, oder die objective Moͤglichkeit dazu<lb/>
angeben. Die eigentliche Quellen wirklicher Wider-<lb/>ſpruͤche muͤſſen wir in der <hirendition="#fr">Unwiſſenheit,</hi> in der <hirendition="#fr">Un-<lb/>
achtſamkeit</hi> und in dem <hirendition="#fr">Mangel des Gedaͤcht-<lb/>
niſſes</hi> aufſuchen.</p></div></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Achtes</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[226/0262]
VII. Hauptſtuͤck. Das Seyn ꝛc.
Jn beyden Formeln koͤmmt etwas verneinendes vor.
Jn der erſten, daß A nicht C ſey, und davon loͤſet
ſich der Beweis immer in den Begriff der Verſchie-
denheit auf, welche bereits ſchon bey den einfachen
Grundbegriffen und ihren Beſtimmungen vorkoͤmmt,
(§. 250.). Die andere Formel ſetzet voraus, daß
D und E ſolche zween Begriffe ſind, welche nicht bey-
ſammen ſeyn koͤnnen, und davon loͤſet ſich der Be-
weis darein auf, daß was auf eine Art bereits be-
ſtimmet iſt, nicht zugleich auf eine andere Art be-
ſtimmet ſeyn koͤnne. Denn ſo ſchließen die Beſtim-
mungen der Zahl, der Grade, der Zeit, des Ortes,
der Lage, der Figur, der Direction ꝛc. einander aus.
Daher koͤmmt es auch in Anſehung der zweyten Form
der apogogiſchen Beweiſe auf abſolute und ſchlechthin
nothwendige Verſchiedenheiten an, (§. 250.). Da
demnach die Verſchiedenheiten die erſte Anlage zu
apogogiſchen Beweiſen, und zur Einſchraͤnkung der
Moͤglichkeiten Begriffe zuſammen zu ſetzen ſind, ſo
ſehen wir daraus, daß dieſe Einſchraͤnkungen kein
Mangel, ſondern eine weſentliche Vollkommenheit
des Reiches der Wahrheiten ſind, weil mit dieſen
Einſchraͤnkungen zugleich auch die Mannichfaltigkei-
ten darinn wegfallen muͤßten, weil jene nur ſtatt
haben, weil in den einfachen Begriffen dieſe vor-
kommen. Uebrigens iſt fuͤr ſich klar, daß die bisher
(§. 250. ſeqq.) angezeigten Quellen der Widerſpruͤche
nicht an ſich betrachtet, ſondern nur in Abſicht auf
unſere Erkenntniß und Ausdruͤcke, Quellen zu Wi-
derſpruͤchen ſind, oder die objective Moͤglichkeit dazu
angeben. Die eigentliche Quellen wirklicher Wider-
ſpruͤche muͤſſen wir in der Unwiſſenheit, in der Un-
achtſamkeit und in dem Mangel des Gedaͤcht-
niſſes aufſuchen.
Achtes
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/262>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.