Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

Von denen Edelgesteinen ins gemein.
Ein lang/ und eine halbe breit gewesen: Dieser Stein kan wegen seiner
Härte/ vermittels des Feuers/ gleich wie ein Sapphier/ seiner Farb be-
raubet/ und zu einen wunderschönen Demant verwandelt werden/ und ist
kein Stein welcher einen Orientalischen Demant besser gleichen kan als
dieser: Dem Preiß nach ist ein Chrysolith/ von 8. Gran schwer/ 4. Cro-
nen werth: einer der sehr gut/ und 12. Gran schwer ist/ der ist neun Cronen
werth; und einer der eines herrlichen Glantzes ist/ und 2. Scrupel wieget/
ist hundert Cronen werth.

Boetius sagt/ daß er einen gesehen/ der kaum 2. Scrupel gewogen/
derselbe sey vor 2. hundert Cronen verkaufft worden/ und nach dem sol-
chem Stein die Farb sey benommen worden/ hat man ihn/ so artig in einen
Ring eingefasset/ daß solchen der erfahrenste Jubilirer/ von einen rechten
Demant solte kaum haben erkennen und unterscheiden können.

XVII.
Von dem Berill.

Dieses ist auch ein durchsichtiger Edelgestein/ einer bleich grünen Farb/
welche recht See-oder Meergrün zu seyn scheinet: Wann man die eigent-
liche Farb eines Berills abcopirt sehen will/ so thue man ein wenig Jndige/
in rein Wasser/ und den 10ten Theil einer grünen Farb darzu/ so wird
man die vollkommene Gestalt/ solcher Berill-Farb sehen: Plinius saget
daß der Berill sechseckicht sey/ und von der Farbe wie ein Aal-oder Meer-
wasser aussehe; Dieser Stein wird mit vielen Ecken geschnitten/ damit
er durch derselben Wiederschein lebhafft und gläntzender gemacht werde.

XVIII.
Von dem Crystall/ oder auch so genannten falschen
Demant.

Dieser ist ein bekannter/ und durchsichtiger Stein/ gleich einen rei-
nen Wasser/ in einen sechseckichten hellen Leib/ also zusammen genommen:
Den Namen eines Edelgesteins/ verdienet er mit Fug/ wegen seiner herr-
lichen Durchsichtigkeit und ungefärbten Durchscheinung; Und hätte die-
ser Stein so viel Härte/ als er Reinigkeit/ und herrliche Schönheit hat/
es würde ihm kein ander Edelgestein unter der Sonnen können verglichen
werden: Dieser Stein ist nichts anders als ein zusammen geronnenes
Eys; solches erhellet auch aus der Bedeutung seines Namens/ denn
kruos bedeutet Kälte oder Frost/ und stello, heisset/ in unserer Sprach/
ich ziehe zusammen; Solche Zusammenziehung oder Steinverdungen aber/

geschie-

Von denen Edelgeſteinen ins gemein.
Ein lang/ und eine halbe breit geweſen: Dieſer Stein kan wegen ſeiner
Haͤrte/ vermittels des Feuers/ gleich wie ein Sapphier/ ſeiner Farb be-
raubet/ und zu einen wunderſchoͤnen Demant verwandelt werden/ und iſt
kein Stein welcher einen Orientaliſchen Demant beſſer gleichen kan als
dieſer: Dem Preiß nach iſt ein Chryſolith/ von 8. Gran ſchwer/ 4. Cro-
nen werth: einer der ſehr gut/ und 12. Gran ſchwer iſt/ der iſt neun Cronen
werth; und einer der eines herrlichen Glantzes iſt/ und 2. Scrupel wieget/
iſt hundert Cronen werth.

Boetius ſagt/ daß er einen geſehen/ der kaum 2. Scrupel gewogen/
derſelbe ſey vor 2. hundert Cronen verkaufft worden/ und nach dem ſol-
chem Stein die Farb ſey benommen worden/ hat man ihn/ ſo artig in einen
Ring eingefaſſet/ daß ſolchen der erfahrenſte Jubilirer/ von einen rechten
Demant ſolte kaum haben erkennen und unterſcheiden koͤnnen.

XVII.
Von dem Berill.

Dieſes iſt auch ein durchſichtiger Edelgeſtein/ einer bleich gruͤnen Farb/
welche recht See-oder Meergruͤn zu ſeyn ſcheinet: Wann man die eigent-
liche Farb eines Berills abcopirt ſehen will/ ſo thue man ein wenig Jndige/
in rein Waſſer/ und den 10ten Theil einer gruͤnen Farb darzu/ ſo wird
man die vollkommene Geſtalt/ ſolcher Berill-Farb ſehen: Plinius ſaget
daß der Berill ſechseckicht ſey/ und von der Farbe wie ein Aal-oder Meer-
waſſer ausſehe; Dieſer Stein wird mit vielen Ecken geſchnitten/ damit
er durch derſelben Wiederſchein lebhafft und glaͤntzender gemacht werde.

XVIII.
Von dem Cryſtall/ oder auch ſo genannten falſchen
Demant.

Dieſer iſt ein bekannter/ und durchſichtiger Stein/ gleich einen rei-
nen Waſſer/ in einen ſechseckichten hellen Leib/ alſo zuſammen genommen:
Den Namen eines Edelgeſteins/ verdienet er mit Fug/ wegen ſeiner herr-
lichen Durchſichtigkeit und ungefaͤrbten Durchſcheinung; Und haͤtte die-
ſer Stein ſo viel Haͤrte/ als er Reinigkeit/ und herrliche Schoͤnheit hat/
es wuͤrde ihm kein ander Edelgeſtein unter der Sonnen koͤnnen verglichen
werden: Dieſer Stein iſt nichts anders als ein zuſammen geronnenes
Eys; ſolches erhellet auch aus der Bedeutung ſeines Namens/ denn
ϰρύος bedeutet Kaͤlte oder Froſt/ und ϛέλλω, heiſſet/ in unſerer Sprach/
ich ziehe zuſammen; Solche Zuſam̃enziehung oder Steinverdungen aber/

geſchie-
<TEI>
  <text>
    <back>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0544" n="120"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von denen Edelge&#x017F;teinen ins gemein.</hi></fw><lb/>
Ein lang/ und eine halbe breit gewe&#x017F;en: Die&#x017F;er Stein kan wegen &#x017F;einer<lb/>
Ha&#x0364;rte/ vermittels des Feuers/ gleich wie ein Sapphier/ &#x017F;einer Farb be-<lb/>
raubet/ und zu einen wunder&#x017F;cho&#x0364;nen Demant verwandelt werden/ und i&#x017F;t<lb/>
kein Stein welcher einen Orientali&#x017F;chen Demant be&#x017F;&#x017F;er gleichen kan als<lb/>
die&#x017F;er: Dem Preiß nach i&#x017F;t ein Chry&#x017F;olith/ von 8. Gran &#x017F;chwer/ 4. Cro-<lb/>
nen werth: einer der &#x017F;ehr gut/ und 12. Gran &#x017F;chwer i&#x017F;t/ der i&#x017F;t neun Cronen<lb/>
werth; und einer der eines herrlichen Glantzes i&#x017F;t/ und 2. Scrupel wieget/<lb/>
i&#x017F;t hundert Cronen werth.</p><lb/>
            <p>Boetius &#x017F;agt/ daß er einen ge&#x017F;ehen/ der kaum 2. Scrupel gewogen/<lb/>
der&#x017F;elbe &#x017F;ey vor 2. hundert Cronen verkaufft worden/ und nach dem &#x017F;ol-<lb/>
chem Stein die Farb &#x017F;ey benommen worden/ hat man ihn/ &#x017F;o artig in einen<lb/>
Ring eingefa&#x017F;&#x017F;et/ daß &#x017F;olchen der erfahren&#x017F;te Jubilirer/ von einen rechten<lb/>
Demant &#x017F;olte kaum haben erkennen und unter&#x017F;cheiden ko&#x0364;nnen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq">XVII.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Von dem Berill.</hi> </head><lb/>
            <p>Die&#x017F;es i&#x017F;t auch ein durch&#x017F;ichtiger Edelge&#x017F;tein/ einer bleich gru&#x0364;nen Farb/<lb/>
welche recht See-oder Meergru&#x0364;n zu &#x017F;eyn &#x017F;cheinet: Wann man die eigent-<lb/>
liche Farb eines Berills abcopirt &#x017F;ehen will/ &#x017F;o thue man ein wenig Jndige/<lb/>
in rein Wa&#x017F;&#x017F;er/ und den 10ten Theil einer gru&#x0364;nen Farb darzu/ &#x017F;o wird<lb/>
man die vollkommene Ge&#x017F;talt/ &#x017F;olcher Berill-Farb &#x017F;ehen: Plinius &#x017F;aget<lb/>
daß der Berill &#x017F;echseckicht &#x017F;ey/ und von der Farbe wie ein Aal-oder Meer-<lb/>
wa&#x017F;&#x017F;er aus&#x017F;ehe; Die&#x017F;er Stein wird mit vielen Ecken ge&#x017F;chnitten/ damit<lb/>
er durch der&#x017F;elben Wieder&#x017F;chein lebhafft und gla&#x0364;ntzender gemacht werde.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq">XVIII.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Von dem Cry&#x017F;tall/ oder auch &#x017F;o genannten fal&#x017F;chen<lb/>
Demant.</hi> </head><lb/>
            <p>Die&#x017F;er i&#x017F;t ein bekannter/ und durch&#x017F;ichtiger Stein/ gleich einen rei-<lb/>
nen Wa&#x017F;&#x017F;er/ in einen &#x017F;echseckichten hellen Leib/ al&#x017F;o zu&#x017F;ammen genommen:<lb/>
Den Namen eines Edelge&#x017F;teins/ verdienet er mit Fug/ wegen &#x017F;einer herr-<lb/>
lichen Durch&#x017F;ichtigkeit und ungefa&#x0364;rbten Durch&#x017F;cheinung; Und ha&#x0364;tte die-<lb/>
&#x017F;er Stein &#x017F;o viel Ha&#x0364;rte/ als er Reinigkeit/ und herrliche Scho&#x0364;nheit hat/<lb/>
es wu&#x0364;rde ihm kein ander Edelge&#x017F;tein unter der Sonnen ko&#x0364;nnen verglichen<lb/>
werden: Die&#x017F;er Stein i&#x017F;t nichts anders als ein zu&#x017F;ammen geronnenes<lb/>
Eys; &#x017F;olches erhellet auch aus der Bedeutung &#x017F;eines Namens/ denn<lb/>
&#x03F0;&#x03C1;&#x03CD;&#x03BF;&#x03C2; bedeutet Ka&#x0364;lte oder Fro&#x017F;t/ und &#x03DB;&#x03AD;&#x03BB;&#x03BB;&#x03C9;, hei&#x017F;&#x017F;et/ in un&#x017F;erer Sprach/<lb/>
ich ziehe zu&#x017F;ammen; Solche Zu&#x017F;am&#x0303;enziehung oder Steinverdungen aber/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ge&#x017F;chie-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </back>
  </text>
</TEI>
[120/0544] Von denen Edelgeſteinen ins gemein. Ein lang/ und eine halbe breit geweſen: Dieſer Stein kan wegen ſeiner Haͤrte/ vermittels des Feuers/ gleich wie ein Sapphier/ ſeiner Farb be- raubet/ und zu einen wunderſchoͤnen Demant verwandelt werden/ und iſt kein Stein welcher einen Orientaliſchen Demant beſſer gleichen kan als dieſer: Dem Preiß nach iſt ein Chryſolith/ von 8. Gran ſchwer/ 4. Cro- nen werth: einer der ſehr gut/ und 12. Gran ſchwer iſt/ der iſt neun Cronen werth; und einer der eines herrlichen Glantzes iſt/ und 2. Scrupel wieget/ iſt hundert Cronen werth. Boetius ſagt/ daß er einen geſehen/ der kaum 2. Scrupel gewogen/ derſelbe ſey vor 2. hundert Cronen verkaufft worden/ und nach dem ſol- chem Stein die Farb ſey benommen worden/ hat man ihn/ ſo artig in einen Ring eingefaſſet/ daß ſolchen der erfahrenſte Jubilirer/ von einen rechten Demant ſolte kaum haben erkennen und unterſcheiden koͤnnen. XVII. Von dem Berill. Dieſes iſt auch ein durchſichtiger Edelgeſtein/ einer bleich gruͤnen Farb/ welche recht See-oder Meergruͤn zu ſeyn ſcheinet: Wann man die eigent- liche Farb eines Berills abcopirt ſehen will/ ſo thue man ein wenig Jndige/ in rein Waſſer/ und den 10ten Theil einer gruͤnen Farb darzu/ ſo wird man die vollkommene Geſtalt/ ſolcher Berill-Farb ſehen: Plinius ſaget daß der Berill ſechseckicht ſey/ und von der Farbe wie ein Aal-oder Meer- waſſer ausſehe; Dieſer Stein wird mit vielen Ecken geſchnitten/ damit er durch derſelben Wiederſchein lebhafft und glaͤntzender gemacht werde. XVIII. Von dem Cryſtall/ oder auch ſo genannten falſchen Demant. Dieſer iſt ein bekannter/ und durchſichtiger Stein/ gleich einen rei- nen Waſſer/ in einen ſechseckichten hellen Leib/ alſo zuſammen genommen: Den Namen eines Edelgeſteins/ verdienet er mit Fug/ wegen ſeiner herr- lichen Durchſichtigkeit und ungefaͤrbten Durchſcheinung; Und haͤtte die- ſer Stein ſo viel Haͤrte/ als er Reinigkeit/ und herrliche Schoͤnheit hat/ es wuͤrde ihm kein ander Edelgeſtein unter der Sonnen koͤnnen verglichen werden: Dieſer Stein iſt nichts anders als ein zuſammen geronnenes Eys; ſolches erhellet auch aus der Bedeutung ſeines Namens/ denn ϰρύος bedeutet Kaͤlte oder Froſt/ und ϛέλλω, heiſſet/ in unſerer Sprach/ ich ziehe zuſammen; Solche Zuſam̃enziehung oder Steinverdungen aber/ geſchie-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/544
Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/544>, abgerufen am 23.11.2024.