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Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905.

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gegründete Lyceum in Leipzig, verdient hier noch besondere
Beachtung. Seine Begründerin ist Frau H. Goldschmidt,
zweite Vorsitzende und Mitbegründerin des Allg. Dtsch. Frauen-
vereins. "Das Lyceum", so sagt sie, "will der Jdee dienen:
das instinktive, passive Tun der Frau auf ihrem
eigensten Gebiete in ein bewußtes zu wandeln: es will die
weibliche Jugend der wohlhabenden, der gebildeten Stände mit
dem Wissen und Können ausstatten, das der Erziehungsberuf in-
nerhalb der eigenen Familie erfordert. Der Erziehungs-
beruf der Frau ist als gleichwertig der Berufsbil-
dung des Mannes zu betrachten, er bedarf der Vor-
bereitung
." Jm Mittelpunkt des Unterrichts steht Erzie-
hungslehre , Geschichte der Erziehung, Gesundheitslehre, Psy-
chologie, Einführung in Fröbels Lehre und Methode. Das
Lyceum steht in Zusammenhang mit den Volkskindergärten
die der 1871 gegründete Verein für Familien- und Volkser-
ziehung, dessen Vorsitzende ebenfalls Frau Henriette Gold-
schmidt
ist, ins Leben gerufen hat. Doch ist das Lyceum, wie
ähnliche in anderen Städten entstandene Anstalten (Pestalozzi-
Fröbelhaus-Berlin, Comeniushaus-Cassel) nur für schulentlas-
sene Mädchen bestimmt, kommt nur einer Minderheit beson-
ders begünstigter Mädchen zu statten. Dem gegenüber hätte
der Schmidtsche Plan den Vorzug, daß bei seiner Durchführung
der Mehrzahl der Mädchen, ja, sobald wir die obligatorische
Fortbildungsschule für die Volksschülerinnen oder hauswirtschaft-
liche Unterweisung derselben in der Schule mit hinzurechnen,
der gesamten weiblichen Jugend eine gewisse systematische Aus-
bildung für Hausfrauen- und Mutterberuf gegeben würde.

Soviel steht jedenfalls fest: gehen die Meinungen über
das Wie auch noch auseinander, daß eine derartige Aus-
bildung der Mädchen notwendig ist, wird nicht mehr bezweifelt.

gegründete Lyceum in Leipzig, verdient hier noch besondere
Beachtung. Seine Begründerin ist Frau H. Goldschmidt,
zweite Vorsitzende und Mitbegründerin des Allg. Dtsch. Frauen-
vereins. „Das Lyceum“, so sagt sie, „will der Jdee dienen:
das instinktive, passive Tun der Frau auf ihrem
eigensten Gebiete in ein bewußtes zu wandeln: es will die
weibliche Jugend der wohlhabenden, der gebildeten Stände mit
dem Wissen und Können ausstatten, das der Erziehungsberuf in-
nerhalb der eigenen Familie erfordert. Der Erziehungs-
beruf der Frau ist als gleichwertig der Berufsbil-
dung des Mannes zu betrachten, er bedarf der Vor-
bereitung
.“ Jm Mittelpunkt des Unterrichts steht Erzie-
hungslehre , Geschichte der Erziehung, Gesundheitslehre, Psy-
chologie, Einführung in Fröbels Lehre und Methode. Das
Lyceum steht in Zusammenhang mit den Volkskindergärten
die der 1871 gegründete Verein für Familien- und Volkser-
ziehung, dessen Vorsitzende ebenfalls Frau Henriette Gold-
schmidt
ist, ins Leben gerufen hat. Doch ist das Lyceum, wie
ähnliche in anderen Städten entstandene Anstalten (Pestalozzi-
Fröbelhaus-Berlin, Comeniushaus-Cassel) nur für schulentlas-
sene Mädchen bestimmt, kommt nur einer Minderheit beson-
ders begünstigter Mädchen zu statten. Dem gegenüber hätte
der Schmidtsche Plan den Vorzug, daß bei seiner Durchführung
der Mehrzahl der Mädchen, ja, sobald wir die obligatorische
Fortbildungsschule für die Volksschülerinnen oder hauswirtschaft-
liche Unterweisung derselben in der Schule mit hinzurechnen,
der gesamten weiblichen Jugend eine gewisse systematische Aus-
bildung für Hausfrauen- und Mutterberuf gegeben würde.

Soviel steht jedenfalls fest: gehen die Meinungen über
das Wie auch noch auseinander, daß eine derartige Aus-
bildung der Mädchen notwendig ist, wird nicht mehr bezweifelt.

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[39/0049] gegründete Lyceum in Leipzig, verdient hier noch besondere Beachtung. Seine Begründerin ist Frau H. Goldschmidt, zweite Vorsitzende und Mitbegründerin des Allg. Dtsch. Frauen- vereins. „Das Lyceum“, so sagt sie, „will der Jdee dienen: das instinktive, passive Tun der Frau auf ihrem eigensten Gebiete in ein bewußtes zu wandeln: es will die weibliche Jugend der wohlhabenden, der gebildeten Stände mit dem Wissen und Können ausstatten, das der Erziehungsberuf in- nerhalb der eigenen Familie erfordert. Der Erziehungs- beruf der Frau ist als gleichwertig der Berufsbil- dung des Mannes zu betrachten, er bedarf der Vor- bereitung.“ Jm Mittelpunkt des Unterrichts steht Erzie- hungslehre , Geschichte der Erziehung, Gesundheitslehre, Psy- chologie, Einführung in Fröbels Lehre und Methode. Das Lyceum steht in Zusammenhang mit den Volkskindergärten die der 1871 gegründete Verein für Familien- und Volkser- ziehung, dessen Vorsitzende ebenfalls Frau Henriette Gold- schmidt ist, ins Leben gerufen hat. Doch ist das Lyceum, wie ähnliche in anderen Städten entstandene Anstalten (Pestalozzi- Fröbelhaus-Berlin, Comeniushaus-Cassel) nur für schulentlas- sene Mädchen bestimmt, kommt nur einer Minderheit beson- ders begünstigter Mädchen zu statten. Dem gegenüber hätte der Schmidtsche Plan den Vorzug, daß bei seiner Durchführung der Mehrzahl der Mädchen, ja, sobald wir die obligatorische Fortbildungsschule für die Volksschülerinnen oder hauswirtschaft- liche Unterweisung derselben in der Schule mit hinzurechnen, der gesamten weiblichen Jugend eine gewisse systematische Aus- bildung für Hausfrauen- und Mutterberuf gegeben würde. Soviel steht jedenfalls fest: gehen die Meinungen über das Wie auch noch auseinander, daß eine derartige Aus- bildung der Mädchen notwendig ist, wird nicht mehr bezweifelt.

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Zitationshilfe: Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/49>, abgerufen am 29.03.2024.