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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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"Väterchen," spricht sie, die Milch ist geseiht.
Gesahnt sind die Schalen.
"Mutter ist fertig. Wie, wenn wir itzt noch ein
wenig spazierten
"Zwischen den Häusern des Dorfs? Es spaziert sich
so traulich im Dunkeln."
Und wir thun ihr den Willen. Den pappelbeschat-
teten Kirchhof
Wallen wir schauernd entlang. Es thauet der Rasen
der Gräber.
Über den tückischen Rost wird sorglich die Kleine
gehoben;
Und nun wandern wir auf und ab in den Gassen
des Fleckens.
Mancher ehrsame Nachbar, der treulich die Schweisse
des Tags trug
Sitzt in der Thür, und freut sich des Pfeifchens
und freut sich der Kleinen,
Welche rastlos noch schnellen den Ball und jagen
den Dritten.
Rechts und links wird jeder gar freundlich gegrüsset.
Mit jedem
Wird zur Rechten und Linken ein freundliches
Wörtchen gekoset;
Manche friedliche Schwelle beschritten. Die schlum-
mernden Kindlein
Werden beschauet und höchlich gelobet. Des nied-
lichen Gärtchens
„Väterchen,“ spricht sie, die Milch ist geseiht.
Gesahnt sind die Schalen.
„Mutter ist fertig. Wie, wenn wir itzt noch ein
wenig spazierten
„Zwischen den Häusern des Dorfs? Es spaziert sich
so traulich im Dunkeln.“
Und wir thun ihr den Willen. Den pappelbeschat-
teten Kirchhof
Wallen wir schauernd entlang. Es thauet der Rasen
der Gräber.
Über den tückischen Rost wird sorglich die Kleine
gehoben;
Und nun wandern wir auf und ab in den Gassen
des Fleckens.
Mancher ehrsame Nachbar, der treulich die Schweisse
des Tags trug
Sitzt in der Thür, und freut sich des Pfeifchens
und freut sich der Kleinen,
Welche rastlos noch schnellen den Ball und jagen
den Dritten.
Rechts und links wird jeder gar freundlich gegrüsset.
Mit jedem
Wird zur Rechten und Linken ein freundliches
Wörtchen gekoset;
Manche friedliche Schwelle beschritten. Die schlum-
mernden Kindlein
Werden beschauet und höchlich gelobet. Des nied-
lichen Gärtchens
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[389/0413] „Väterchen,“ spricht sie, die Milch ist geseiht. Gesahnt sind die Schalen. „Mutter ist fertig. Wie, wenn wir itzt noch ein wenig spazierten „Zwischen den Häusern des Dorfs? Es spaziert sich so traulich im Dunkeln.“ Und wir thun ihr den Willen. Den pappelbeschat- teten Kirchhof Wallen wir schauernd entlang. Es thauet der Rasen der Gräber. Über den tückischen Rost wird sorglich die Kleine gehoben; Und nun wandern wir auf und ab in den Gassen des Fleckens. Mancher ehrsame Nachbar, der treulich die Schweisse des Tags trug Sitzt in der Thür, und freut sich des Pfeifchens und freut sich der Kleinen, Welche rastlos noch schnellen den Ball und jagen den Dritten. Rechts und links wird jeder gar freundlich gegrüsset. Mit jedem Wird zur Rechten und Linken ein freundliches Wörtchen gekoset; Manche friedliche Schwelle beschritten. Die schlum- mernden Kindlein Werden beschauet und höchlich gelobet. Des nied- lichen Gärtchens

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/413>, abgerufen am 24.04.2024.