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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Und den lichtblaublühenden Flachs und die Fülle
des Weizens!
Welche mächtigre Wonne, so bald wir die Höhe
gewannen,
Anzuschauen des heiligen Meers lebendige Bläue!
O du heiliges Meer, ein Emblem des Erhabnen,
ein Spiegel
Unausschöpflicher Kraft und unauslöschlicher
Milde!
Nimmer zu schauen vermag ich dein majestätisches
Ruhen,
Nimmer zu hören das Grollen der fernherwälzenden
Fülle,
Ohne dass mir das Herz erschwillt, dass Schauder
mich anwehn,
Und der Unendlichkeit Riesengefühl die Seele mir
ausfüllt.

Rechts ab lenken wir nun aus der dörfergat-
tenden Strasse
An das Gestade des heiligen Meers -- Da thürmt
schon der Vorzeit
Hehrer Ruin, das Hünenmaal, geründet aus Stei-
nen,
Welche beschämen den Fels, auf dem der eherne
Zaar steht.
Abzusteigen wird hier beschlossen. Es werden mit
Vorsicht

Und den lichtblaublühenden Flachs und die Fülle
des Weizens!
Welche mächtigre Wonne, so bald wir die Höhe
gewannen,
Anzuschauen des heiligen Meers lebendige Bläue!
O du heiliges Meer, ein Emblem des Erhabnen,
ein Spiegel
Unausschöpflicher Kraft und unauslöschlicher
Milde!
Nimmer zu schauen vermag ich dein majestätisches
Ruhen,
Nimmer zu hören das Grollen der fernherwälzenden
Fülle,
Ohne dass mir das Herz erschwillt, dass Schauder
mich anwehn,
Und der Unendlichkeit Riesengefühl die Seele mir
ausfüllt.

Rechts ab lenken wir nun aus der dörfergat-
tenden Strasse
An das Gestade des heiligen Meers — Da thürmt
schon der Vorzeit
Hehrer Ruin, das Hünenmaal, geründet aus Stei-
nen,
Welche beschämen den Fels, auf dem der eherne
Zaar steht.
Abzusteigen wird hier beschlossen. Es werden mit
Vorsicht
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[384/0408] Und den lichtblaublühenden Flachs und die Fülle des Weizens! Welche mächtigre Wonne, so bald wir die Höhe gewannen, Anzuschauen des heiligen Meers lebendige Bläue! O du heiliges Meer, ein Emblem des Erhabnen, ein Spiegel Unausschöpflicher Kraft und unauslöschlicher Milde! Nimmer zu schauen vermag ich dein majestätisches Ruhen, Nimmer zu hören das Grollen der fernherwälzenden Fülle, Ohne dass mir das Herz erschwillt, dass Schauder mich anwehn, Und der Unendlichkeit Riesengefühl die Seele mir ausfüllt. Rechts ab lenken wir nun aus der dörfergat- tenden Strasse An das Gestade des heiligen Meers — Da thürmt schon der Vorzeit Hehrer Ruin, das Hünenmaal, geründet aus Stei- nen, Welche beschämen den Fels, auf dem der eherne Zaar steht. Abzusteigen wird hier beschlossen. Es werden mit Vorsicht

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/408>, abgerufen am 19.04.2024.