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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Selige Tugend, dir nun ewig treu,
Himmlische Wahrheit, ewig froh und frey.
Mich lehnen an deinen reinen Busen,
Dir schauen in dein hellstrahlend Antlitz,
Mich weiden an deiner Engelschöne --
Deinen Schleyer zerreissen, spröde Feye Natur!
Dir folgen durch Feld und Wald und Flur,
Behorchen deine leisesten Tritte,
Belauschen deine verhülltesten Schritte,
Mich wagen bis hart an die Säume des Nichts,
Mich schwingen bis hoch zur Quelle des
Lichts,
Rudern im weiten Raum der undurchschiff baren Leere,
Durch der donnernden Schöpfung Inselmeere,
Von Pol zu Pol, von Sphäre zu Sphäre,
Vom Regulus,
Zum Sirius,
Von Präsepens Strand bis zum Strand der
Hyaden,
Von Weltengestaden zu Weltengestaden,
Die Tycho nicht, Herschel nicht, Kep-
ler nicht sah --
Luft! Luft!
Freyheit! Freyheit!
Victoria! Victoria! Victoria!
Und welche süsse Botschaft
Drang dem Entzücken in das trunkne Ohr!

Selige Tugend, dir nun ewig treu,
Himmlische Wahrheit, ewig froh und frey.
Mich lehnen an deinen reinen Busen,
Dir schauen in dein hellstrahlend Antlitz,
Mich weiden an deiner Engelschöne —
Deinen Schleyer zerreissen, spröde Feye Natur!
Dir folgen durch Feld und Wald und Flur,
Behorchen deine leisesten Tritte,
Belauschen deine verhülltesten Schritte,
Mich wagen bis hart an die Säume des Nichts,
Mich schwingen bis hoch zur Quelle des
Lichts,
Rudern im weiten Raum der undurchschiff baren Leere,
Durch der donnernden Schöpfung Inselmeere,
Von Pol zu Pol, von Sphäre zu Sphäre,
Vom Regulus,
Zum Sirius,
Von Präsepens Strand bis zum Strand der
Hyaden,
Von Weltengestaden zu Weltengestaden,
Die Tycho nicht, Herschel nicht, Kep-
ler nicht sah —
Luft! Luft!
Freyheit! Freyheit!
Victoria! Victoria! Victoria!
Und welche süsse Botschaft
Drang dem Entzücken in das trunkne Ohr!

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[175/0193] Selige Tugend, dir nun ewig treu, Himmlische Wahrheit, ewig froh und frey. Mich lehnen an deinen reinen Busen, Dir schauen in dein hellstrahlend Antlitz, Mich weiden an deiner Engelschöne — Deinen Schleyer zerreissen, spröde Feye Natur! Dir folgen durch Feld und Wald und Flur, Behorchen deine leisesten Tritte, Belauschen deine verhülltesten Schritte, Mich wagen bis hart an die Säume des Nichts, Mich schwingen bis hoch zur Quelle des Lichts, Rudern im weiten Raum der undurchschiff baren Leere, Durch der donnernden Schöpfung Inselmeere, Von Pol zu Pol, von Sphäre zu Sphäre, Vom Regulus, Zum Sirius, Von Präsepens Strand bis zum Strand der Hyaden, Von Weltengestaden zu Weltengestaden, Die Tycho nicht, Herschel nicht, Kep- ler nicht sah — Luft! Luft! Freyheit! Freyheit! Victoria! Victoria! Victoria! Und welche süsse Botschaft Drang dem Entzücken in das trunkne Ohr!

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/193>, abgerufen am 24.04.2024.