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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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eckigen, genau abgezirkelten Seifenstücken, welche
rings auf das Gesimse des Tannengetäfels gelegt
waren zum Hartwerden, behufs besserer Nutznie¬
ßung. Diese Stücke zirkelte ab und schnitt aus
den frischen Tafeln mittelst eines Messingdrahtes
jederzeit Züs selbst. Der Draht hatte zwei
Queerhölzchen an den Enden zum bequemen
Anfassen und Durchschneiden der weichen Seife,
einen schönen Zirkel aber zum Eintheilen hatte
ihr ein Zeugschmidtgesell verfertigt und geschenkt,
mit welchem sie einst so gut wie versprochen
war. Von demselben rührte auch ein blanker
kleiner Gewürzmörser her, welcher das Gesimse
ihres Schrankes zierte zwischen der blauen Thee¬
kanne und dem bemalten Blumenglas; schon
lange war ein solches artiges Mörserchen ihr
Wunsch gewesen, und der aufmerksame Zeug¬
schmied kam daher wie gerufen, als er an ihrem
Namenstage damit erschien und auch was zum
Stoßen mitbrachte: eine Schachtel voll Zimmet,
Zucker, Nägelein und Pfeffer. Den Mörser hing
er dazumal vor der Stubenthüre, ehe er eintrat,
mit dem einen Henkel an den kleinen Finger,
und hub mit dem Stößel ein schönes Geläute

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eckigen, genau abgezirkelten Seifenſtücken, welche
rings auf das Geſimſe des Tannengetäfels gelegt
waren zum Hartwerden, behufs beſſerer Nutznie¬
ßung. Dieſe Stücke zirkelte ab und ſchnitt aus
den friſchen Tafeln mittelſt eines Meſſingdrahtes
jederzeit Züs ſelbſt. Der Draht hatte zwei
Queerhölzchen an den Enden zum bequemen
Anfaſſen und Durchſchneiden der weichen Seife,
einen ſchönen Zirkel aber zum Eintheilen hatte
ihr ein Zeugſchmidtgeſell verfertigt und geſchenkt,
mit welchem ſie einſt ſo gut wie verſprochen
war. Von demſelben rührte auch ein blanker
kleiner Gewürzmörſer her, welcher das Geſimſe
ihres Schrankes zierte zwiſchen der blauen Thee¬
kanne und dem bemalten Blumenglas; ſchon
lange war ein ſolches artiges Mörſerchen ihr
Wunſch geweſen, und der aufmerkſame Zeug¬
ſchmied kam daher wie gerufen, als er an ihrem
Namenstage damit erſchien und auch was zum
Stoßen mitbrachte: eine Schachtel voll Zimmet,
Zucker, Nägelein und Pfeffer. Den Mörſer hing
er dazumal vor der Stubenthüre, ehe er eintrat,
mit dem einen Henkel an den kleinen Finger,
und hub mit dem Stößel ein ſchönes Geläute

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[387/0399] eckigen, genau abgezirkelten Seifenſtücken, welche rings auf das Geſimſe des Tannengetäfels gelegt waren zum Hartwerden, behufs beſſerer Nutznie¬ ßung. Dieſe Stücke zirkelte ab und ſchnitt aus den friſchen Tafeln mittelſt eines Meſſingdrahtes jederzeit Züs ſelbſt. Der Draht hatte zwei Queerhölzchen an den Enden zum bequemen Anfaſſen und Durchſchneiden der weichen Seife, einen ſchönen Zirkel aber zum Eintheilen hatte ihr ein Zeugſchmidtgeſell verfertigt und geſchenkt, mit welchem ſie einſt ſo gut wie verſprochen war. Von demſelben rührte auch ein blanker kleiner Gewürzmörſer her, welcher das Geſimſe ihres Schrankes zierte zwiſchen der blauen Thee¬ kanne und dem bemalten Blumenglas; ſchon lange war ein ſolches artiges Mörſerchen ihr Wunſch geweſen, und der aufmerkſame Zeug¬ ſchmied kam daher wie gerufen, als er an ihrem Namenstage damit erſchien und auch was zum Stoßen mitbrachte: eine Schachtel voll Zimmet, Zucker, Nägelein und Pfeffer. Den Mörſer hing er dazumal vor der Stubenthüre, ehe er eintrat, mit dem einen Henkel an den kleinen Finger, und hub mit dem Stößel ein ſchönes Geläute 25 *

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/399>, abgerufen am 30.11.2024.