eckigen, genau abgezirkelten Seifenstücken, welche rings auf das Gesimse des Tannengetäfels gelegt waren zum Hartwerden, behufs besserer Nutznie¬ ßung. Diese Stücke zirkelte ab und schnitt aus den frischen Tafeln mittelst eines Messingdrahtes jederzeit Züs selbst. Der Draht hatte zwei Queerhölzchen an den Enden zum bequemen Anfassen und Durchschneiden der weichen Seife, einen schönen Zirkel aber zum Eintheilen hatte ihr ein Zeugschmidtgesell verfertigt und geschenkt, mit welchem sie einst so gut wie versprochen war. Von demselben rührte auch ein blanker kleiner Gewürzmörser her, welcher das Gesimse ihres Schrankes zierte zwischen der blauen Thee¬ kanne und dem bemalten Blumenglas; schon lange war ein solches artiges Mörserchen ihr Wunsch gewesen, und der aufmerksame Zeug¬ schmied kam daher wie gerufen, als er an ihrem Namenstage damit erschien und auch was zum Stoßen mitbrachte: eine Schachtel voll Zimmet, Zucker, Nägelein und Pfeffer. Den Mörser hing er dazumal vor der Stubenthüre, ehe er eintrat, mit dem einen Henkel an den kleinen Finger, und hub mit dem Stößel ein schönes Geläute
25 *
eckigen, genau abgezirkelten Seifenſtücken, welche rings auf das Geſimſe des Tannengetäfels gelegt waren zum Hartwerden, behufs beſſerer Nutznie¬ ßung. Dieſe Stücke zirkelte ab und ſchnitt aus den friſchen Tafeln mittelſt eines Meſſingdrahtes jederzeit Züs ſelbſt. Der Draht hatte zwei Queerhölzchen an den Enden zum bequemen Anfaſſen und Durchſchneiden der weichen Seife, einen ſchönen Zirkel aber zum Eintheilen hatte ihr ein Zeugſchmidtgeſell verfertigt und geſchenkt, mit welchem ſie einſt ſo gut wie verſprochen war. Von demſelben rührte auch ein blanker kleiner Gewürzmörſer her, welcher das Geſimſe ihres Schrankes zierte zwiſchen der blauen Thee¬ kanne und dem bemalten Blumenglas; ſchon lange war ein ſolches artiges Mörſerchen ihr Wunſch geweſen, und der aufmerkſame Zeug¬ ſchmied kam daher wie gerufen, als er an ihrem Namenstage damit erſchien und auch was zum Stoßen mitbrachte: eine Schachtel voll Zimmet, Zucker, Nägelein und Pfeffer. Den Mörſer hing er dazumal vor der Stubenthüre, ehe er eintrat, mit dem einen Henkel an den kleinen Finger, und hub mit dem Stößel ein ſchönes Geläute
25 *
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0399"n="387"/>
eckigen, genau abgezirkelten Seifenſtücken, welche<lb/>
rings auf das Geſimſe des Tannengetäfels gelegt<lb/>
waren zum Hartwerden, behufs beſſerer Nutznie¬<lb/>
ßung. Dieſe Stücke zirkelte ab und ſchnitt aus<lb/>
den friſchen Tafeln mittelſt eines Meſſingdrahtes<lb/>
jederzeit Züs ſelbſt. Der Draht hatte zwei<lb/>
Queerhölzchen an den Enden zum bequemen<lb/>
Anfaſſen und Durchſchneiden der weichen Seife,<lb/>
einen ſchönen Zirkel aber zum Eintheilen hatte<lb/>
ihr ein Zeugſchmidtgeſell verfertigt und geſchenkt,<lb/>
mit welchem ſie einſt ſo gut wie verſprochen<lb/>
war. Von demſelben rührte auch ein blanker<lb/>
kleiner Gewürzmörſer her, welcher das Geſimſe<lb/>
ihres Schrankes zierte zwiſchen der blauen Thee¬<lb/>
kanne und dem bemalten Blumenglas; ſchon<lb/>
lange war ein ſolches artiges Mörſerchen ihr<lb/>
Wunſch geweſen, und der aufmerkſame Zeug¬<lb/>ſchmied kam daher wie gerufen, als er an ihrem<lb/>
Namenstage damit erſchien und auch was zum<lb/>
Stoßen mitbrachte: eine Schachtel voll Zimmet,<lb/>
Zucker, Nägelein und Pfeffer. Den Mörſer hing<lb/>
er dazumal vor der Stubenthüre, ehe er eintrat,<lb/>
mit dem einen Henkel an den kleinen Finger,<lb/>
und hub mit dem Stößel ein ſchönes Geläute<lb/><fwplace="bottom"type="sig">25 *<lb/></fw></p></div></body></text></TEI>
[387/0399]
eckigen, genau abgezirkelten Seifenſtücken, welche
rings auf das Geſimſe des Tannengetäfels gelegt
waren zum Hartwerden, behufs beſſerer Nutznie¬
ßung. Dieſe Stücke zirkelte ab und ſchnitt aus
den friſchen Tafeln mittelſt eines Meſſingdrahtes
jederzeit Züs ſelbſt. Der Draht hatte zwei
Queerhölzchen an den Enden zum bequemen
Anfaſſen und Durchſchneiden der weichen Seife,
einen ſchönen Zirkel aber zum Eintheilen hatte
ihr ein Zeugſchmidtgeſell verfertigt und geſchenkt,
mit welchem ſie einſt ſo gut wie verſprochen
war. Von demſelben rührte auch ein blanker
kleiner Gewürzmörſer her, welcher das Geſimſe
ihres Schrankes zierte zwiſchen der blauen Thee¬
kanne und dem bemalten Blumenglas; ſchon
lange war ein ſolches artiges Mörſerchen ihr
Wunſch geweſen, und der aufmerkſame Zeug¬
ſchmied kam daher wie gerufen, als er an ihrem
Namenstage damit erſchien und auch was zum
Stoßen mitbrachte: eine Schachtel voll Zimmet,
Zucker, Nägelein und Pfeffer. Den Mörſer hing
er dazumal vor der Stubenthüre, ehe er eintrat,
mit dem einen Henkel an den kleinen Finger,
und hub mit dem Stößel ein ſchönes Geläute
25 *
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/399>, abgerufen am 30.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.