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Kale, Jacob: Eine Christliche Leichpredigt/ Am tage der Begrebniß/ des weylandt Hochwirdigen/ Durchleuchtigen/ Hochgebornen Fürsten und Herrn/ Herrn Heinrichen Julij/ Postulierten Bischoff zu Halberstadt/ und Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg/ [et]c. : Welcher in der Königlichen alten Heuptstadt Prage Anno 1613. am 20. Julij ... entschlaffen. Goslar, 1613.

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den / wann es mit einem Menschen zu solchem Fall gereichet / wann die Wunden nun mehr zugeheilet / das Pflaster abgethan ist / der Mensch wil mit dem Auge sehen / so ist dasselbige hinweg / er wil zugreiffen / Ach / Ach / da ist nicht es dann der strumpff am Arm vorhanden er wil auff die Beine treten vnd fortgehen / so mangelt es am Schenckel / er mus erst nach der Krücken greiffen / da kommen erst die rechten nachweh / da fühlet man erst / vnd wird inne vnd gewahr / was vnwiderbringlichen schaden man am Leibe genommen hat. Gott der Allmechtige wolle in Gnaden verhüten / Darumb ist auch wol vnd ernstlich zubitten / das vns auch nicht der gleichen Noth vnd Vnglück treffen vnd rühren möge / darumb klagen wir ja billich vber diesen betrübten Fall / vnd klagen es aber dem / dem David vnd das Volck seine Noth geklaget hat. Vor dir OGott schütten wir vnsere Hertzen aus / vnd klagen dir in dein frommes Vater Hertz / Gott du hast deinem Volck ein hartes erzeiget / Ach HErr / straffe vns nicht in deinem zorn / vnd züchtige vns nicht in deinen Grim / HErr sey vns gnedig / denn wir sein Schwach / Heile vns HErr / denn vnsere Bein vnnd Seele sein sehr erschrocken / Ach du HErr wie lange? Bey welcher klage es auch für dißmahl mag bewendet sein. Ehe wir aber von diesem Stücke abschreiten / bin ich ferner zuberichten schüldig / was vns hierunter mit Darstellung der Fürstlichen Leich Gott selbest wolle gepredigt / vnd wie wir vns auch eigentlich in diesen Jammerseligen Trawrfal zurichten haben.

1.

Erstlich / gibet vns der gnedige Gott mit diesem hohen vnd betrübten fall zubedencken / das es war sey / was David sagt Psalm. 82.im 82. Psalm: Ich habe wol gesagt jhr seid Götter / vnd alle zumal Kinder des Höhesten / aber jhr werdet sterben wie men-

den / wann es mit einem Menschen zu solchem Fall gereichet / wann die Wunden nun mehr zugeheilet / das Pflaster abgethan ist / der Mensch wil mit dem Auge sehen / so ist dasselbige hinweg / er wil zugreiffen / Ach / Ach / da ist nicht es dann der strumpff am Arm vorhanden er wil auff die Beine treten vnd fortgehen / so mangelt es am Schenckel / er mus erst nach der Krücken greiffen / da kom̃en erst die rechten nachweh / da fühlet man erst / vnd wird inne vñ gewahr / was vnwiderbringlichen schaden man am Leibe genommen hat. Gott der Allmechtige wolle in Gnaden verhüten / Darumb ist auch wol vnd ernstlich zubitten / das vns auch nicht der gleichen Noth vnd Vnglück treffen vnd rühren möge / darumb klagen wir ja billich vber diesen betrübten Fall / vnd klagen es aber dem / dem David vnd das Volck seine Noth geklaget hat. Vor dir OGott schütten wir vnsere Hertzen aus / vnd klagen dir in dein frommes Vater Hertz / Gott du hast deinem Volck ein hartes erzeiget / Ach HErr / straffe vns nicht in deinem zorn / vnd züchtige vns nicht in deinen Grim / HErr sey vns gnedig / deñ wir sein Schwach / Heile vns HErr / denn vnsere Bein vnnd Seele sein sehr erschrocken / Ach du HErr wie lange? Bey welcher klage es auch für dißmahl mag bewendet sein. Ehe wir aber von diesem Stücke abschreiten / bin ich ferner zuberichten schüldig / was vns hierunter mit Darstellung der Fürstlichen Leich Gott selbest wolle gepredigt / vnd wie wir vns auch eigentlich in diesen Jammerseligen Trawrfal zurichten haben.

1.

Erstlich / gibet vns der gnedige Gott mit diesem hohen vnd betrübten fall zubedencken / das es war sey / was David sagt Psalm. 82.im 82. Psalm: Ich habe wol gesagt jhr seid Götter / vnd alle zumal Kinder des Höhesten / aber jhr werdet sterben wie men-

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[0036] den / wann es mit einem Menschen zu solchem Fall gereichet / wann die Wunden nun mehr zugeheilet / das Pflaster abgethan ist / der Mensch wil mit dem Auge sehen / so ist dasselbige hinweg / er wil zugreiffen / Ach / Ach / da ist nicht es dann der strumpff am Arm vorhanden er wil auff die Beine treten vnd fortgehen / so mangelt es am Schenckel / er mus erst nach der Krücken greiffen / da kom̃en erst die rechten nachweh / da fühlet man erst / vnd wird inne vñ gewahr / was vnwiderbringlichen schaden man am Leibe genommen hat. Gott der Allmechtige wolle in Gnaden verhüten / Darumb ist auch wol vnd ernstlich zubitten / das vns auch nicht der gleichen Noth vnd Vnglück treffen vnd rühren möge / darumb klagen wir ja billich vber diesen betrübten Fall / vnd klagen es aber dem / dem David vnd das Volck seine Noth geklaget hat. Vor dir OGott schütten wir vnsere Hertzen aus / vnd klagen dir in dein frommes Vater Hertz / Gott du hast deinem Volck ein hartes erzeiget / Ach HErr / straffe vns nicht in deinem zorn / vnd züchtige vns nicht in deinen Grim / HErr sey vns gnedig / deñ wir sein Schwach / Heile vns HErr / denn vnsere Bein vnnd Seele sein sehr erschrocken / Ach du HErr wie lange? Bey welcher klage es auch für dißmahl mag bewendet sein. Ehe wir aber von diesem Stücke abschreiten / bin ich ferner zuberichten schüldig / was vns hierunter mit Darstellung der Fürstlichen Leich Gott selbest wolle gepredigt / vnd wie wir vns auch eigentlich in diesen Jammerseligen Trawrfal zurichten haben. Erstlich / gibet vns der gnedige Gott mit diesem hohen vnd betrübten fall zubedencken / das es war sey / was David sagt im 82. Psalm: Ich habe wol gesagt jhr seid Götter / vnd alle zumal Kinder des Höhesten / aber jhr werdet sterben wie men- Psalm. 82.

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Zitationshilfe: Kale, Jacob: Eine Christliche Leichpredigt/ Am tage der Begrebniß/ des weylandt Hochwirdigen/ Durchleuchtigen/ Hochgebornen Fürsten und Herrn/ Herrn Heinrichen Julij/ Postulierten Bischoff zu Halberstadt/ und Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg/ [et]c. : Welcher in der Königlichen alten Heuptstadt Prage Anno 1613. am 20. Julij ... entschlaffen. Goslar, 1613, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kale_leichpredigt_1613/36>, abgerufen am 19.04.2024.