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Iffland, August Wilhelm: Die Jäger. Berlin, 1785.

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Oberförster. Richtig. Darum suchen wir ihn wohl-
feiler.
Obfstrn. Nur geschwind, denn ich muß in meine
Küche -- was solls geben?
Obfstr. Sieh, Du bist eine kluge Frau, aber mit
Antonen -- hast Du Dich gewaltig verrechnet.
Obfstn. Verrechnet? -- Mit Antonen? Wie so?
worinn? Wenn ich mich in dem irre: so sind alle
Menschen falsch.
Pastor. Der Irrthum entsteht oft durch unser Ver-
schulden.
Obfstn. Nein -- für meinen Anton stehe ich; der
denkt nichts, was ich nicht wüßte. Für den stehe ich.
Pastor. Man kann für Niemand stehen und --
(er lächelt.) in gewissen Fällen gar nicht.
Obfstr. Lassen Sie mich. Ich habe es so in der Art,
ihr Fragartikel aufzusezzen. Die beantwortet sie schar-
mant. Am Ende sind wir immer Beide einig. -- "Nicht
"wahr -- wenn Anton ein Mädchen liebte; so müßtest
"Du es gemerkt haben?
Obfstrn. Richtig. Das behaupte ich.
Obfstr. Nun -- das behaupte ich auch. "Wenn er
"heirathen wollte: so müste er es Dir am ersten sagen --
Obfstn. Dabei bleibe ich noch.
Oberfoͤrſter. Richtig. Darum ſuchen wir ihn wohl-
feiler.
Obfſtrn. Nur geſchwind, denn ich muß in meine
Kuͤche — was ſolls geben?
Obfſtr. Sieh, Du biſt eine kluge Frau, aber mit
Antonen — haſt Du Dich gewaltig verrechnet.
Obfſtn. Verrechnet? — Mit Antonen? Wie ſo?
worinn? Wenn ich mich in dem irre: ſo ſind alle
Menſchen falſch.
Paſtor. Der Irrthum entſteht oft durch unſer Ver-
ſchulden.
Obfſtn. Nein — fuͤr meinen Anton ſtehe ich; der
denkt nichts, was ich nicht wuͤßte. Fuͤr den ſtehe ich.
Paſtor. Man kann fuͤr Niemand ſtehen und —
(er laͤchelt.) in gewiſſen Faͤllen gar nicht.
Obfſtr. Laſſen Sie mich. Ich habe es ſo in der Art,
ihr Fragartikel aufzuſezzen. Die beantwortet ſie ſchar-
mant. Am Ende ſind wir immer Beide einig. — „Nicht
„wahr — wenn Anton ein Maͤdchen liebte; ſo muͤßteſt
„Du es gemerkt haben?
Obfſtrn. Richtig. Das behaupte ich.
Obfſtr. Nun — das behaupte ich auch. „Wenn er
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[77/0083] Oberfoͤrſter. Richtig. Darum ſuchen wir ihn wohl- feiler. Obfſtrn. Nur geſchwind, denn ich muß in meine Kuͤche — was ſolls geben? Obfſtr. Sieh, Du biſt eine kluge Frau, aber mit Antonen — haſt Du Dich gewaltig verrechnet. Obfſtn. Verrechnet? — Mit Antonen? Wie ſo? worinn? Wenn ich mich in dem irre: ſo ſind alle Menſchen falſch. Paſtor. Der Irrthum entſteht oft durch unſer Ver- ſchulden. Obfſtn. Nein — fuͤr meinen Anton ſtehe ich; der denkt nichts, was ich nicht wuͤßte. Fuͤr den ſtehe ich. Paſtor. Man kann fuͤr Niemand ſtehen und — (er laͤchelt.) in gewiſſen Faͤllen gar nicht. Obfſtr. Laſſen Sie mich. Ich habe es ſo in der Art, ihr Fragartikel aufzuſezzen. Die beantwortet ſie ſchar- mant. Am Ende ſind wir immer Beide einig. — „Nicht „wahr — wenn Anton ein Maͤdchen liebte; ſo muͤßteſt „Du es gemerkt haben? Obfſtrn. Richtig. Das behaupte ich. Obfſtr. Nun — das behaupte ich auch. „Wenn er „heirathen wollte: ſo muͤſte er es Dir am erſten ſagen — Obfſtn. Dabei bleibe ich noch.

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Zitationshilfe: Iffland, August Wilhelm: Die Jäger. Berlin, 1785, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/iffland_jaeger_1785/83>, abgerufen am 29.03.2024.