Jch schmeichle mir nicht, daß diese beiden ersten Bände meiner Judenschule allen meinen Lesern, und selbst denen durchaus gefallen werden, die sie vielleicht am eifrigsten und aufmerksamsten lesen. Manchen werde ich zu umständlich, manchen nicht umständlich genug erscheinen. Andere werden Behauptungen finden, die mit ihren vieljährigen Ueberzeugungen im strengsten Widerspruche stehen, und Viele werden wohl gar, wie so eben ein geist- voller Schriftsteller mir weissagt, der aber so we- nig zu den großen, als den kleinen Propheten ge- rechnet seyn will, geradezu behaupten, daß ich blos zum Schein die Juden als Zielscheibe genannt habe, um über sie hinweg, nach anderm Wildpret zu schießen. Nahe sollte mir es gehen, wenn auch un- ter meinen Lesern sich Einige fänden, die mich ei- nes blinden Religionshasses, oder der Proselyten- macherei beschuldigen wollten. Von Beidem bin ich gleich weit entfernt, und überlasse es gerne den from- men Vätern von der Gesellschaft Jesu und andern hochwürdigen und würdigen Männern.
Mein Zweck war, eine gedrängte Darstellung der religiösen und sittlichen Ansichten, so wie der kirchlichen und häuslichen Gebräuche des auserwähl- ten Volkes Gottes, um dadurch meine Leser in Stand zu setzen, nicht allein die Juden selbst, son- dern auch Alles das, was wir von ihnen empfan- gen haben, aus einem möglichst richtigen Gesichts- punkte zu würdigen. Jch konnte daher nicht umhin, die Jsraeliten zu schildern, wie ich sie fand: als ein, im höchsten Grade verlogenes, prahlerisches
II. Bändchen. 38
Schluß.
Jch ſchmeichle mir nicht, daß dieſe beiden erſten Baͤnde meiner Judenſchule allen meinen Leſern, und ſelbſt denen durchaus gefallen werden, die ſie vielleicht am eifrigſten und aufmerkſamſten leſen. Manchen werde ich zu umſtaͤndlich, manchen nicht umſtaͤndlich genug erſcheinen. Andere werden Behauptungen finden, die mit ihren vieljaͤhrigen Ueberzeugungen im ſtrengſten Widerſpruche ſtehen, und Viele werden wohl gar, wie ſo eben ein geiſt- voller Schriftſteller mir weiſſagt, der aber ſo we- nig zu den großen, als den kleinen Propheten ge- rechnet ſeyn will, geradezu behaupten, daß ich blos zum Schein die Juden als Zielſcheibe genannt habe, um uͤber ſie hinweg, nach anderm Wildpret zu ſchießen. Nahe ſollte mir es gehen, wenn auch un- ter meinen Leſern ſich Einige faͤnden, die mich ei- nes blinden Religionshaſſes, oder der Proſelyten- macherei beſchuldigen wollten. Von Beidem bin ich gleich weit entfernt, und uͤberlaſſe es gerne den from- men Vaͤtern von der Geſellſchaft Jeſu und andern hochwuͤrdigen und wuͤrdigen Maͤnnern.
Mein Zweck war, eine gedraͤngte Darſtellung der religioͤſen und ſittlichen Anſichten, ſo wie der kirchlichen und haͤuslichen Gebraͤuche des auserwaͤhl- ten Volkes Gottes, um dadurch meine Leſer in Stand zu ſetzen, nicht allein die Juden ſelbſt, ſon- dern auch Alles das, was wir von ihnen empfan- gen haben, aus einem moͤglichſt richtigen Geſichts- punkte zu wuͤrdigen. Jch konnte daher nicht umhin, die Jſraeliten zu ſchildern, wie ich ſie fand: als ein, im hoͤchſten Grade verlogenes, prahleriſches
II. Baͤndchen. 38
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Schluß.
Jch ſchmeichle mir nicht, daß dieſe beiden erſten
Baͤnde meiner Judenſchule allen meinen Leſern,
und ſelbſt denen durchaus gefallen werden, die
ſie vielleicht am eifrigſten und aufmerkſamſten
leſen. Manchen werde ich zu umſtaͤndlich, manchen
nicht umſtaͤndlich genug erſcheinen. Andere werden
Behauptungen finden, die mit ihren vieljaͤhrigen
Ueberzeugungen im ſtrengſten Widerſpruche ſtehen,
und Viele werden wohl gar, wie ſo eben ein geiſt-
voller Schriftſteller mir weiſſagt, der aber ſo we-
nig zu den großen, als den kleinen Propheten ge-
rechnet ſeyn will, geradezu behaupten, daß ich blos
zum Schein die Juden als Zielſcheibe genannt habe,
um uͤber ſie hinweg, nach anderm Wildpret zu
ſchießen. Nahe ſollte mir es gehen, wenn auch un-
ter meinen Leſern ſich Einige faͤnden, die mich ei-
nes blinden Religionshaſſes, oder der Proſelyten-
macherei beſchuldigen wollten. Von Beidem bin ich
gleich weit entfernt, und uͤberlaſſe es gerne den from-
men Vaͤtern von der Geſellſchaft Jeſu und andern
hochwuͤrdigen und wuͤrdigen Maͤnnern.
Mein Zweck war, eine gedraͤngte Darſtellung
der religioͤſen und ſittlichen Anſichten, ſo wie der
kirchlichen und haͤuslichen Gebraͤuche des auserwaͤhl-
ten Volkes Gottes, um dadurch meine Leſer in
Stand zu ſetzen, nicht allein die Juden ſelbſt, ſon-
dern auch Alles das, was wir von ihnen empfan-
gen haben, aus einem moͤglichſt richtigen Geſichts-
punkte zu wuͤrdigen. Jch konnte daher nicht umhin,
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II. Baͤndchen. 38
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/441>, abgerufen am 23.11.2024.
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