Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

Bild:
<< vorherige Seite


Es ist Pflicht jedes reichen und wohlhabenden
Juden, beim Purimfeste an die Armen und an die
-- Rabbiner zu denken. Den erstern muß man
zwei Gaben schicken, entweder Speise und Trank,
oder Geld und Speise u. s. w. Doch ist ihnen
strenge geboten, das Geld zu keinen andern Zwek-
ken zu sparen und zu verwenden, als zur würdi-
gen Feier des Festes, d. h. sich so gut dafür zu
berauschen, als möglich ist. Zu den Geschenken für
die Rabbiner soll jeder den zehnten Theil seines
baaren Vermögens geben *), worunter aber wohl
nur diejenige Baarschaft verstanden wird, die man
gerade in der Tasche hat. Außerdem haben die
Rabbiner von jedem Hausvater ihres Sprengels
eine geräucherte Ochsenzunge, etwas eingemachten
Jngwer und drei Körner Pfeffer zu fodern. Die
jüdischen Rabbiner wissen gleichfalls, was gut
schmeckt! Die drei Pfefferkörner zeugen übrigens von
ihrer bescheidenen Genügsamkeit, worin sie es of-
fenbar manchen andern Rabbinern gleich thun. Statt
jener Geschenke bekommen sie gewöhnlich Zuckerwerk
und eingemachte Früchte, und werden bei den Rei-
chen zu Gaste gebeten.

Am Purimfeste ist jede Art des Vergnügens
erlaubt, selbst Verkleidungen der Männer als
Frauen, und der letztern als Männer, welche sonst

*) Kirchner a. a. O. S. 138.


Es iſt Pflicht jedes reichen und wohlhabenden
Juden, beim Purimfeſte an die Armen und an die
— Rabbiner zu denken. Den erſtern muß man
zwei Gaben ſchicken, entweder Speiſe und Trank,
oder Geld und Speiſe u. ſ. w. Doch iſt ihnen
ſtrenge geboten, das Geld zu keinen andern Zwek-
ken zu ſparen und zu verwenden, als zur wuͤrdi-
gen Feier des Feſtes, d. h. ſich ſo gut dafuͤr zu
berauſchen, als moͤglich iſt. Zu den Geſchenken fuͤr
die Rabbiner ſoll jeder den zehnten Theil ſeines
baaren Vermoͤgens geben *), worunter aber wohl
nur diejenige Baarſchaft verſtanden wird, die man
gerade in der Taſche hat. Außerdem haben die
Rabbiner von jedem Hausvater ihres Sprengels
eine geraͤucherte Ochſenzunge, etwas eingemachten
Jngwer und drei Koͤrner Pfeffer zu fodern. Die
juͤdiſchen Rabbiner wiſſen gleichfalls, was gut
ſchmeckt! Die drei Pfefferkoͤrner zeugen uͤbrigens von
ihrer beſcheidenen Genuͤgſamkeit, worin ſie es of-
fenbar manchen andern Rabbinern gleich thun. Statt
jener Geſchenke bekommen ſie gewoͤhnlich Zuckerwerk
und eingemachte Fruͤchte, und werden bei den Rei-
chen zu Gaſte gebeten.

Am Purimfeſte iſt jede Art des Vergnuͤgens
erlaubt, ſelbſt Verkleidungen der Maͤnner als
Frauen, und der letztern als Maͤnner, welche ſonſt

*) Kirchner a. a. O. S. 138.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0404" n="404"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p>Es i&#x017F;t Pflicht jedes reichen und wohlhabenden<lb/>
Juden, beim Purimfe&#x017F;te an die Armen und an die<lb/>
&#x2014; Rabbiner zu denken. Den er&#x017F;tern muß man<lb/>
zwei Gaben &#x017F;chicken, entweder Spei&#x017F;e und Trank,<lb/>
oder Geld und Spei&#x017F;e u. &#x017F;. w. Doch i&#x017F;t ihnen<lb/>
&#x017F;trenge geboten, das Geld zu keinen andern Zwek-<lb/>
ken zu &#x017F;paren und zu verwenden, als zur wu&#x0364;rdi-<lb/>
gen Feier des Fe&#x017F;tes, d. h. &#x017F;ich &#x017F;o gut dafu&#x0364;r zu<lb/>
berau&#x017F;chen, als mo&#x0364;glich i&#x017F;t. Zu den Ge&#x017F;chenken fu&#x0364;r<lb/>
die Rabbiner &#x017F;oll jeder den zehnten Theil &#x017F;eines<lb/>
baaren Vermo&#x0364;gens geben <note place="foot" n="*)">Kirchner a. a. O. S. 138.</note>, worunter aber wohl<lb/>
nur diejenige Baar&#x017F;chaft ver&#x017F;tanden wird, die man<lb/>
gerade in der Ta&#x017F;che hat. Außerdem haben die<lb/>
Rabbiner von jedem Hausvater ihres Sprengels<lb/>
eine gera&#x0364;ucherte Och&#x017F;enzunge, etwas eingemachten<lb/>
Jngwer und drei Ko&#x0364;rner Pfeffer zu fodern. Die<lb/>
ju&#x0364;di&#x017F;chen Rabbiner wi&#x017F;&#x017F;en gleichfalls, was gut<lb/>
&#x017F;chmeckt! Die drei Pfefferko&#x0364;rner zeugen u&#x0364;brigens von<lb/>
ihrer be&#x017F;cheidenen Genu&#x0364;g&#x017F;amkeit, worin &#x017F;ie es of-<lb/>
fenbar manchen andern Rabbinern gleich thun. Statt<lb/>
jener Ge&#x017F;chenke bekommen &#x017F;ie gewo&#x0364;hnlich Zuckerwerk<lb/>
und eingemachte Fru&#x0364;chte, und werden bei den Rei-<lb/>
chen zu Ga&#x017F;te gebeten.</p><lb/>
        <p>Am Purimfe&#x017F;te i&#x017F;t jede Art des Vergnu&#x0364;gens<lb/>
erlaubt, &#x017F;elb&#x017F;t Verkleidungen der Ma&#x0364;nner als<lb/>
Frauen, und der letztern als Ma&#x0364;nner, welche &#x017F;on&#x017F;t<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[404/0404] Es iſt Pflicht jedes reichen und wohlhabenden Juden, beim Purimfeſte an die Armen und an die — Rabbiner zu denken. Den erſtern muß man zwei Gaben ſchicken, entweder Speiſe und Trank, oder Geld und Speiſe u. ſ. w. Doch iſt ihnen ſtrenge geboten, das Geld zu keinen andern Zwek- ken zu ſparen und zu verwenden, als zur wuͤrdi- gen Feier des Feſtes, d. h. ſich ſo gut dafuͤr zu berauſchen, als moͤglich iſt. Zu den Geſchenken fuͤr die Rabbiner ſoll jeder den zehnten Theil ſeines baaren Vermoͤgens geben *), worunter aber wohl nur diejenige Baarſchaft verſtanden wird, die man gerade in der Taſche hat. Außerdem haben die Rabbiner von jedem Hausvater ihres Sprengels eine geraͤucherte Ochſenzunge, etwas eingemachten Jngwer und drei Koͤrner Pfeffer zu fodern. Die juͤdiſchen Rabbiner wiſſen gleichfalls, was gut ſchmeckt! Die drei Pfefferkoͤrner zeugen uͤbrigens von ihrer beſcheidenen Genuͤgſamkeit, worin ſie es of- fenbar manchen andern Rabbinern gleich thun. Statt jener Geſchenke bekommen ſie gewoͤhnlich Zuckerwerk und eingemachte Fruͤchte, und werden bei den Rei- chen zu Gaſte gebeten. Am Purimfeſte iſt jede Art des Vergnuͤgens erlaubt, ſelbſt Verkleidungen der Maͤnner als Frauen, und der letztern als Maͤnner, welche ſonſt *) Kirchner a. a. O. S. 138.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/404
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/404>, abgerufen am 23.11.2024.