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Humboldt, Alexander von: Bemerkungen des Herrn von Humboldt. [Zu Berghaus, H.: Nachricht von den Reisen und Entdeckungen der Briten Oudney, Denham und Clapperton im Sudan.]. In: Hertha, Bd. 3 (1825), S. 221-225.

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der Briten im Sudan.
herabströmende Gewässer, nördliche Winde und Effekte einer
noch nicht beobachteten Zurückstralung 46) voraussehen müsse.
Jn Bengalen bildet sich Eis, wenn die Luft eine Temperatur
von 6° oder 7° hat. Hr. Wells hat es in England nur bei
4°,7 hervorgebracht; aber setzt man auch mit Wilson, den Effekt
der Zurückstralung =10°, so würde diese Zurückstralung,
nach der Analogie der in Süd-Amerika beobachteten Fälle,
nur in Gegenden von 2800 Fuß absoluter Höhe Eis hervor-
bringen; 47) denn bei dieser Höhe und 0° bis 10° Breite
habe ich das Thermometer noch nicht unter 11° oder 12° C.
herabfallen sehen. Wir müssen hoffen, daß diese merkwürdi-
gen Phänomene der Temperatur-Abnahme unter den Tropen
durch neue Beobachtungen aufgehellt werden. Die Gegend,
wo diese Erscheinung von den engländischen Reisenden beobach-
tet wurde, war eine wellenförmige Ebene. So unmerklich
man auch ein Plateau von 2000 Fuß Höhe erstiegen hätte,
so läßt sich hierin noch nicht die Ursache jener Kälte suchen.
Plateau's von großer Breitenerstreckung haben einen geringen
Einfluß auf das Klima; in dem Thale von Neiva, (270 Toi-
sen), an den Ufern der Magdalena, in Honda und Melgar
(170 und 180 Toisen) ist es außerordentlich heiß, weil diese
Thäler und Hochebenen eine sehr große Breite haben.

v. Humboldt.

46) Auf den Antillen, auf Jamaika und Martinique betrachtet
man eine Temperatur von 18° oder 19° C., wenn sie in den
Ebenen Statt findet, für außerordentlich niedrig. --
Humboldt.
47) Jn Süd-Amerika, vom Aequator bis 10° Breite beginnt der
Frost im Allgemeinen bei 1000 Toisen und der Schnee bei
500 Toisen unter der Gränze des ewigen Schnees. --
Humboldt.
Hertha. 3ter Band. 1825. 1ster Heft 15.

der Briten im Sudan.
herabſtrömende Gewäſſer, nördliche Winde und Effekte einer
noch nicht beobachteten Zurückſtralung 46) vorausſehen müſſe.
Jn Bengalen bildet ſich Eis, wenn die Luft eine Temperatur
von 6° oder 7° hat. Hr. Wells hat es in England nur bei
4°,7 hervorgebracht; aber ſetzt man auch mit Wilſon, den Effekt
der Zurückſtralung =10°, ſo würde dieſe Zurückſtralung,
nach der Analogie der in Süd-Amerika beobachteten Fälle,
nur in Gegenden von 2800 Fuß abſoluter Höhe Eis hervor-
bringen; 47) denn bei dieſer Höhe und 0° bis 10° Breite
habe ich das Thermometer noch nicht unter 11° oder 12° C.
herabfallen ſehen. Wir müſſen hoffen, daß dieſe merkwürdi-
gen Phänomene der Temperatur-Abnahme unter den Tropen
durch neue Beobachtungen aufgehellt werden. Die Gegend,
wo dieſe Erſcheinung von den engländiſchen Reiſenden beobach-
tet wurde, war eine wellenförmige Ebene. So unmerklich
man auch ein Plateau von 2000 Fuß Höhe erſtiegen hätte,
ſo läßt ſich hierin noch nicht die Urſache jener Kälte ſuchen.
Plateau's von großer Breitenerſtreckung haben einen geringen
Einfluß auf das Klima; in dem Thale von Neiva, (270 Toi-
ſen), an den Ufern der Magdalena, in Honda und Melgar
(170 und 180 Toiſen) iſt es außerordentlich heiß, weil dieſe
Thäler und Hochebenen eine ſehr große Breite haben.

v. Humboldt.

46) Auf den Antillen, auf Jamaika und Martinique betrachtet
man eine Temperatur von 18° oder 19° C., wenn ſie in den
Ebenen Statt findet, für außerordentlich niedrig. —
Humboldt.
47) Jn Süd-Amerika, vom Aequator bis 10° Breite beginnt der
Froſt im Allgemeinen bei 1000 Toiſen und der Schnee bei
500 Toiſen unter der Gränze des ewigen Schnees. —
Humboldt.
Hertha. 3ter Band. 1825. 1ſter Heft 15.
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[225/0006] der Briten im Sudan. herabſtrömende Gewäſſer, nördliche Winde und Effekte einer noch nicht beobachteten Zurückſtralung 46) vorausſehen müſſe. Jn Bengalen bildet ſich Eis, wenn die Luft eine Temperatur von 6° oder 7° hat. Hr. Wells hat es in England nur bei 4°,7 hervorgebracht; aber ſetzt man auch mit Wilſon, den Effekt der Zurückſtralung =10°, ſo würde dieſe Zurückſtralung, nach der Analogie der in Süd-Amerika beobachteten Fälle, nur in Gegenden von 2800 Fuß abſoluter Höhe Eis hervor- bringen; 47) denn bei dieſer Höhe und 0° bis 10° Breite habe ich das Thermometer noch nicht unter 11° oder 12° C. herabfallen ſehen. Wir müſſen hoffen, daß dieſe merkwürdi- gen Phänomene der Temperatur-Abnahme unter den Tropen durch neue Beobachtungen aufgehellt werden. Die Gegend, wo dieſe Erſcheinung von den engländiſchen Reiſenden beobach- tet wurde, war eine wellenförmige Ebene. So unmerklich man auch ein Plateau von 2000 Fuß Höhe erſtiegen hätte, ſo läßt ſich hierin noch nicht die Urſache jener Kälte ſuchen. Plateau's von großer Breitenerſtreckung haben einen geringen Einfluß auf das Klima; in dem Thale von Neiva, (270 Toi- ſen), an den Ufern der Magdalena, in Honda und Melgar (170 und 180 Toiſen) iſt es außerordentlich heiß, weil dieſe Thäler und Hochebenen eine ſehr große Breite haben. v. Humboldt. 46) Auf den Antillen, auf Jamaika und Martinique betrachtet man eine Temperatur von 18° oder 19° C., wenn ſie in den Ebenen Statt findet, für außerordentlich niedrig. — Humboldt. 47) Jn Süd-Amerika, vom Aequator bis 10° Breite beginnt der Froſt im Allgemeinen bei 1000 Toiſen und der Schnee bei 500 Toiſen unter der Gränze des ewigen Schnees. — Humboldt. Hertha. 3ter Band. 1825. 1ſter Heft 15.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Bemerkungen des Herrn von Humboldt. [Zu Berghaus, H.: Nachricht von den Reisen und Entdeckungen der Briten Oudney, Denham und Clapperton im Sudan.]. In: Hertha, Bd. 3 (1825), S. 221-225, hier S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_bemerkungen_1825/6>, abgerufen am 25.04.2024.