Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

hinauf nach Madagascar und weiter, so finden sich dagegen ganz verschiedne
Arten an den Küsten von Pensylvanien und an unsern Europäischen und
es scheint fast, als fänden die beweglichen Bewohner eine besondere
Schwierigkeit von der östlichen zur westlichen Küste, und umgekehrt,
überzukommen. In einem umfassenden, interressanten Werke von Cu-
vier
und Valenciennes über die Fische, das ich Gelegenheit gehabt habe
im Manuscripte zu sehen, ist auf diesen Unterschied der Species in
beiden Hemisphären besonders aufmerksam gemacht. - Es finden je-
doch Ausnahmen Statt und es gibt Fische, die allen Meeren gemein
sind, wie z. B. seriola cosmopolita, eine Makrelen-Art, die ihren Namen
dieser Eigenthümlichkeit verdankt und in Ostindien wie in Amerika,
bei den Sandwichs-Inseln wie an den europäischen Küsten gefunden
wird.

In das größte Erstaunen aber versetzt die merkwürdige Ueberein-
stimmung der Arten, welche in den tiefen Alpenseen, jenen abgeschlos-
senen Behältern von 7-, 8-, ja 10000 Fuß Höhe angetroffen wird. Herr Ramond
hat in den Pyrenäen auf Höhen von 7000 Fuß, wo die mittlere
Temperatur 1° R. ist, die Bemerkungen bestätigt gefunden, welche ich in
dieser Hinsicht auf den Bergebnen in der Nähe des Aequators ge-
macht habe. An Wanderungen von einem Ort zum andern ist in
diesem Falle durchaus nicht zu denken und man kann diese Er-
scheinung nur durch die Vermuthung erklären, daß vielleicht frü-
here Verbindungen den spätern Hebungen der Erdoberfläche vorher-
gegangen sind. -

Ich will es nunmehr versuchen, eine Uebersicht der Thiere der Zahl
nach,
gewissermassen ein Inventarium der Thiere selbst zu geben,
das, Dank den neueren Entdeckungen, so viel reichhaltiger und groß-
artiger ausfallen wird. Wie es uns gelingt, in die Himmelsräume
immer tiefer einzudringen, und nach dieser Richtung unsern Gesichts-

hinauf nach Madagascar und weiter, so finden sich dagegen ganz verschiedne
Arten an den Küsten von Pensylvanien und an unsern Europäischen und
es scheint fast, als fänden die beweglichen Bewohner eine besondere
Schwierigkeit von der östlichen zur westlichen Küste, und umgekehrt,
überzukom̃en. In einem umfassenden, interressanten Werke von Cu-
vier
und Valenciennes über die Fische, das ich Gelegenheit gehabt habe
im Manuscripte zu sehen, ist auf diesen Unterschied der Species in
beiden Hemisphären besonders aufmerksam gemacht. – Es finden je-
doch Ausnahmen Statt und es gibt Fische, die allen Meeren gemein
sind, wie z. B. seriola cosmopolita, eine Makrelen-Art, die ihren Namen
dieser Eigenthümlichkeit verdankt und in Ostindien wie in Amerika,
bei den Sandwichs-Inseln wie an den europäischen Küsten gefunden
wird.

In das größte Erstaunen aber versetzt die merkwürdige Ueberein-
stim̃ung der Arten, welche in den tiefen Alpenseen, jenen abgeschlos-
senen Behältern von 7–, 8–, ja 10000 Fuß Höhe angetroffen wird. Herr Ramond
hat in den Pyrenäen auf Höhen von 7000 Fuß, wo die mittlere
Temperatur 1° R. ist, die Bemerkungen bestätigt gefunden, welche ich in
dieser Hinsicht auf den Bergebnen in der Nähe des Aequators ge-
macht habe. An Wanderungen von einem Ort zum andern ist in
diesem Falle durchaus nicht zu denken und man kañ diese Er-
scheinung nur durch die Vermuthung erklären, daß vielleicht frü-
here Verbindungen den spätern Hebungen der Erdoberfläche vorher-
gegangen sind. –

Ich will es nunmehr versuchen, eine Uebersicht der Thiere der Zahl
nach,
gewissermassen ein Inventarium der Thiere selbst zu geben,
das, Dank den neueren Entdeckungen, so viel reichhaltiger und groß-
artiger ausfallen wird. Wie es uns gelingt, in die Him̃elsräume
immer tiefer einzudringen, und nach dieser Richtung unsern Gesichts-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="9">
        <p><pb facs="#f0075" n="71"/>
hinauf nach Madagascar <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> weiter, so finden sich dagegen ganz verschiedne<lb/>
Arten an den Küsten von Pensylvanien <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> an unsern Europäischen und<lb/>
es scheint fast, als fänden die beweglichen Bewohner eine besondere<lb/>
Schwierigkeit von der östlichen zur westlichen Küste, <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> umgekehrt,<lb/>
überzukom&#x0303;en. In einem umfassenden, interressanten Werke von <hi rendition="#aq"><persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118677578 http://d-nb.info/gnd/118677578">Cu-<lb/>
vier</persName></hi> <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> <hi rendition="#aq"><persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117339385 http://d-nb.info/gnd/117339385">Valenciennes</persName></hi> über die Fische, das ich Gelegenheit gehabt habe<lb/>
im Manuscripte zu sehen<note resp="#BF" type="editorial">Vgl. <bibl>Cuvier, Georges und Valenciennes, Achille: Histoire naturelle des Poissons. 22 Bde. Levrault / Pitois-Levrault / Pitois / Bertrand, Paris 1828&#x2013;1849.</bibl> Online verfügbar: <ref target="http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k62194642">Band 1, BnF Gallica, abgerufen am 29.12.2015</ref>, <ref target="http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k63467877">Band 2, BnF Gallica, abgerufen am 29.12.2015</ref>, <ref target="http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k6243961h">Band 3, BnF Gallica, abgerufen am 29.12.2015</ref>, <ref target="http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k6364945h">Band 4, BnF Gallica, abgerufen am 29.12.2015</ref>, <ref target="http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k6243998j">Band 5, BnF Gallica, abgerufen am 29.12.2015</ref>, <ref target="http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k6378019f">Band 6, BnF Gallica, abgerufen am 29.12.2015</ref>, <ref target="http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k6513604b">Band 7, BnF Gallica, abgerufen am 29.12.2015</ref>, <ref target="http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k62207813">Band 8, BnF Gallica, abgerufen am 29.12.2015</ref>, <ref target="http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k6244155b">Band 9, BnF Gallica, abgerufen am 29.12.2015</ref>, <ref target="http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k6347451w">Band 10, BnF Gallica, abgerufen am 29.12.2015</ref>, <ref target="http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k6349408h">Band 11, BnF Gallica, abgerufen am 29.12.2015</ref>, <ref target="http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k6221466p">Band 12, BnF Gallica, abgerufen am 29.12.2015</ref>, <ref target="http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k62250869">Band 13, BnF Gallica, abgerufen am 29.12.2015</ref>, <ref target="http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k62201240">Band 14, BnF Gallica, abgerufen am 29.12.2015</ref>, <ref target="http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k62483432">Band 15, BnF Gallica, abgerufen am 29.12.2015</ref>, <ref target="http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k62226109">Band 16, BnF Gallica, abgerufen am 29.12.2015</ref>, <ref target="http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k63780181">Band 17, BnF Gallica, abgerufen am 29.12.2015</ref>, <ref target="http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k6366964g">Band 18, BnF Gallica, abgerufen am 29.12.2015</ref>, <ref target="http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k6244162g">Band 19, BnF Gallica, abgerufen am 29.12.2015</ref>, <ref target="http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k6365342h">Band 20, BnF Gallica, abgerufen am 29.12.2015</ref>, <ref target="http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k62298728">Band 21, BnF Gallica, abgerufen am 29.12.2015</ref>, <ref target="http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k6243968d">Band 22, BnF Gallica, abgerufen am 29.12.2015</ref>.</note>, ist auf diesen Unterschied der <hi rendition="#aq">Species</hi> in<lb/>
beiden Hemisphären besonders aufmerksam gemacht. &#x2013; Es finden je-<lb/>
doch Ausnahmen Statt und es gibt Fische, die allen Meeren gemein<lb/>
sind, wie <choice><orig>zB</orig><reg resp="#CT">z. B.</reg></choice> <hi rendition="#aq">seriola cosmopolita</hi>, eine <choice><orig>MakrelenArt</orig><reg resp="#TK">Makrelen-Art</reg></choice>, die ihren Namen<lb/>
dieser Eigenthümlichkeit verdankt <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> in Ostindien wie in Amerika,<lb/>
bei den <choice><orig><hi rendition="#aq">Sandwichs</hi> Inseln</orig><reg resp="#TK"><hi rendition="#aq">Sandwichs</hi>-Inseln</reg></choice> wie an den europäischen Küsten gefunden<lb/>
wird.</p><lb/>
        <p>In das größte Erstaunen aber versetzt die merkwürdige Ueberein-<lb/>
stim&#x0303;ung der Arten, welche in den tiefen Alpenseen, jenen abgeschlos-<lb/>
senen Behältern von <choice><orig>7, 8</orig><reg resp="#CT">7&#x2013;, 8&#x2013;,</reg></choice> ja 10000 Fuß Höhe angetroffen wird. <choice><abbr>H&#xFFFC;</abbr><expan resp="#TK">Herr</expan></choice> <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118787802 http://d-nb.info/gnd/118787802">Ramond</persName></hi><lb/>
hat in den Pyrenäen auf Höhen von 7000 Fuß, wo die mittlere<lb/>
Temperatur 1° R. ist, die Bemerkungen bestätigt gefunden, welche ich in<lb/>
dieser Hinsicht auf den Bergebnen in der Nähe des Aequators ge-<lb/>
macht habe. An Wanderungen von einem Ort zum andern ist in<lb/>
diesem Falle durchaus nicht zu denken und man kan&#x0303; diese Er-<lb/>
scheinung nur durch die Vermuthung erklären, daß vielleicht frü-<lb/>
here Verbindungen den spätern Hebungen der Erdoberfläche vorher-<lb/>
gegangen sind. &#x2013;</p><lb/>
        <p>Ich will es nunmehr versuchen, eine Uebersicht der <hi rendition="#u">Thiere der Zahl<lb/>
nach,</hi> gewissermassen ein Inventarium der Thiere selbst zu geben,<lb/>
das, Dank den neueren Entdeckungen, so viel reichhaltiger <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> groß-<lb/>
artiger ausfallen wird. Wie es uns gelingt, in die Him&#x0303;elsräume<lb/>
immer tiefer einzudringen, <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> nach dieser Richtung unsern Gesichts-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[71/0075] hinauf nach Madagascar u weiter, so finden sich dagegen ganz verschiedne Arten an den Küsten von Pensylvanien u an unsern Europäischen und es scheint fast, als fänden die beweglichen Bewohner eine besondere Schwierigkeit von der östlichen zur westlichen Küste, u umgekehrt, überzukom̃en. In einem umfassenden, interressanten Werke von Cu- vier u Valenciennes über die Fische, das ich Gelegenheit gehabt habe im Manuscripte zu sehen, ist auf diesen Unterschied der Species in beiden Hemisphären besonders aufmerksam gemacht. – Es finden je- doch Ausnahmen Statt und es gibt Fische, die allen Meeren gemein sind, wie zB seriola cosmopolita, eine MakrelenArt, die ihren Namen dieser Eigenthümlichkeit verdankt u in Ostindien wie in Amerika, bei den Sandwichs Inseln wie an den europäischen Küsten gefunden wird. In das größte Erstaunen aber versetzt die merkwürdige Ueberein- stim̃ung der Arten, welche in den tiefen Alpenseen, jenen abgeschlos- senen Behältern von 7, 8 ja 10000 Fuß Höhe angetroffen wird. H Ramond hat in den Pyrenäen auf Höhen von 7000 Fuß, wo die mittlere Temperatur 1° R. ist, die Bemerkungen bestätigt gefunden, welche ich in dieser Hinsicht auf den Bergebnen in der Nähe des Aequators ge- macht habe. An Wanderungen von einem Ort zum andern ist in diesem Falle durchaus nicht zu denken und man kañ diese Er- scheinung nur durch die Vermuthung erklären, daß vielleicht frü- here Verbindungen den spätern Hebungen der Erdoberfläche vorher- gegangen sind. – Ich will es nunmehr versuchen, eine Uebersicht der Thiere der Zahl nach, gewissermassen ein Inventarium der Thiere selbst zu geben, das, Dank den neueren Entdeckungen, so viel reichhaltiger u groß- artiger ausfallen wird. Wie es uns gelingt, in die Him̃elsräume immer tiefer einzudringen, u nach dieser Richtung unsern Gesichts-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Tina Krell, Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Nalan Lom: Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription von [N. N.]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1827/28] anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_privatbesitz_1829
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_privatbesitz_1829/75
Zitationshilfe: Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_privatbesitz_1829/75>, abgerufen am 11.12.2024.