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Horner, Heinrich [d. i. Heinrich Homberger]: Der Säugling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 211–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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wünscht, der bittet Eure Signoria um ihren Beistand, und wenn es nur etwas Gutes und Rechtschaffenes ist, so bekommt er einen Brief und darin liest er, daß schon Alles, was er wünscht, geschehen sei. Und darum schreibt Niemand in der Welt so viele tausend Briefe, wie die Signora Illustrissima -- wer weiß das besser als ich, ihr Diener, dem sie manchmal die Gnade erweist, ihn zur Post zu schicken, wenn sonst keiner von der Villa nach Florenz geht, -- und gewiß, auch diese da werde ich morgen treulichst besorgen, und auch sonst bitte ich, mir zu befehlen, und wenn es sein muß, so will ich gern um jede Mitternacht aufstehen und einen Brief nach Florenz bringen.

Für jetzt war Maso mit seiner Beredsamkeit zu Ende. Die Dame aber liebte keine Pausen und fragte: Wohlan! was soll ich für dich thun?

Dem Padrone sagen, er möge nichts dagegen haben, wenn ich, Maso Nencioni, Sohn des Leopoldo, die Gigia Landi von Urballa heirathe.

Heirathen willst du? rief die Dame und tauschte einen Blick mit dem neben ihr sitzenden Herrn. Wie alt bist du denn?

Neunzehn Jahre und drüber, zu Befehl.

Und seit wann seid ihr verlobt?

Wir sind noch nicht verlobt.

Seit wann gehst du zu deiner Liebsten zur Veglia?

Ich bin noch nicht zur Veglia gegangen, aber daran

wünscht, der bittet Eure Signoria um ihren Beistand, und wenn es nur etwas Gutes und Rechtschaffenes ist, so bekommt er einen Brief und darin liest er, daß schon Alles, was er wünscht, geschehen sei. Und darum schreibt Niemand in der Welt so viele tausend Briefe, wie die Signora Illustrissima — wer weiß das besser als ich, ihr Diener, dem sie manchmal die Gnade erweist, ihn zur Post zu schicken, wenn sonst keiner von der Villa nach Florenz geht, — und gewiß, auch diese da werde ich morgen treulichst besorgen, und auch sonst bitte ich, mir zu befehlen, und wenn es sein muß, so will ich gern um jede Mitternacht aufstehen und einen Brief nach Florenz bringen.

Für jetzt war Maso mit seiner Beredsamkeit zu Ende. Die Dame aber liebte keine Pausen und fragte: Wohlan! was soll ich für dich thun?

Dem Padrone sagen, er möge nichts dagegen haben, wenn ich, Maso Nencioni, Sohn des Leopoldo, die Gigia Landi von Urballa heirathe.

Heirathen willst du? rief die Dame und tauschte einen Blick mit dem neben ihr sitzenden Herrn. Wie alt bist du denn?

Neunzehn Jahre und drüber, zu Befehl.

Und seit wann seid ihr verlobt?

Wir sind noch nicht verlobt.

Seit wann gehst du zu deiner Liebsten zur Veglia?

Ich bin noch nicht zur Veglia gegangen, aber daran

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[0020] wünscht, der bittet Eure Signoria um ihren Beistand, und wenn es nur etwas Gutes und Rechtschaffenes ist, so bekommt er einen Brief und darin liest er, daß schon Alles, was er wünscht, geschehen sei. Und darum schreibt Niemand in der Welt so viele tausend Briefe, wie die Signora Illustrissima — wer weiß das besser als ich, ihr Diener, dem sie manchmal die Gnade erweist, ihn zur Post zu schicken, wenn sonst keiner von der Villa nach Florenz geht, — und gewiß, auch diese da werde ich morgen treulichst besorgen, und auch sonst bitte ich, mir zu befehlen, und wenn es sein muß, so will ich gern um jede Mitternacht aufstehen und einen Brief nach Florenz bringen. Für jetzt war Maso mit seiner Beredsamkeit zu Ende. Die Dame aber liebte keine Pausen und fragte: Wohlan! was soll ich für dich thun? Dem Padrone sagen, er möge nichts dagegen haben, wenn ich, Maso Nencioni, Sohn des Leopoldo, die Gigia Landi von Urballa heirathe. Heirathen willst du? rief die Dame und tauschte einen Blick mit dem neben ihr sitzenden Herrn. Wie alt bist du denn? Neunzehn Jahre und drüber, zu Befehl. Und seit wann seid ihr verlobt? Wir sind noch nicht verlobt. Seit wann gehst du zu deiner Liebsten zur Veglia? Ich bin noch nicht zur Veglia gegangen, aber daran

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T12:13:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T12:13:28Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Horner, Heinrich [d. i. Heinrich Homberger]: Der Säugling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 211–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/horner_saeugling_1910/20>, abgerufen am 28.03.2024.