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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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de; sagt! ist sie nicht noch jetzt, so wie sie
da liegt, vortreflich? Ist sie nicht die ein-
zige, die den Menschen zum Gnadenreiche,
zum Stande der Gnaden, zu bringen Kraft
und Stärke hat? Ich hab es anfänglich so
nicht eingesehen; allein jetzt glaub ich, daß
in dieser Lehre Leben für diese, und Selig-
keit für die andre Welt liege.


Die Jünger Christi waren ehrliche Kerls,
bis auf den Judas, der ihn verrieth. Pe-
trus
war feurig, Jacobus strenge, Jo-
hannes
sanft. Keiner hat sich Schätze er-
worben. Wie lebten sie, wie starben sie? so
lebt, so stirbt kein Leutbetrüger!

Vornehm werden wollen heißt, darauf
ausgehen, daß man bewundert oder beneidet
wird; beydes taugt nicht! Sich Glück
wünschen heißt, andere kleiner verlangen, als
man selbst ist. Andere auf seine Kosten un-
glücklich wissen! -- Solche eigennützige
strafbare Wünsche sind geradesweges dem
Gnadenreiche Christi entgegen, wo kein
Kronprinz, kein Königsbruder ist. Der erste
ist der letzte, der letzte der erste. Der Ge-
ringste der Vornehmste, der Vornehmste der

Ge-

de; ſagt! iſt ſie nicht noch jetzt, ſo wie ſie
da liegt, vortreflich? Iſt ſie nicht die ein-
zige, die den Menſchen zum Gnadenreiche,
zum Stande der Gnaden, zu bringen Kraft
und Staͤrke hat? Ich hab es anfaͤnglich ſo
nicht eingeſehen; allein jetzt glaub ich, daß
in dieſer Lehre Leben fuͤr dieſe, und Selig-
keit fuͤr die andre Welt liege.


Die Juͤnger Chriſti waren ehrliche Kerls,
bis auf den Judas, der ihn verrieth. Pe-
trus
war feurig, Jacobus ſtrenge, Jo-
hannes
ſanft. Keiner hat ſich Schaͤtze er-
worben. Wie lebten ſie, wie ſtarben ſie? ſo
lebt, ſo ſtirbt kein Leutbetruͤger!

Vornehm werden wollen heißt, darauf
ausgehen, daß man bewundert oder beneidet
wird; beydes taugt nicht! Sich Gluͤck
wuͤnſchen heißt, andere kleiner verlangen, als
man ſelbſt iſt. Andere auf ſeine Koſten un-
gluͤcklich wiſſen! — Solche eigennuͤtzige
ſtrafbare Wuͤnſche ſind geradesweges dem
Gnadenreiche Chriſti entgegen, wo kein
Kronprinz, kein Koͤnigsbruder iſt. Der erſte
iſt der letzte, der letzte der erſte. Der Ge-
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[239/0245] de; ſagt! iſt ſie nicht noch jetzt, ſo wie ſie da liegt, vortreflich? Iſt ſie nicht die ein- zige, die den Menſchen zum Gnadenreiche, zum Stande der Gnaden, zu bringen Kraft und Staͤrke hat? Ich hab es anfaͤnglich ſo nicht eingeſehen; allein jetzt glaub ich, daß in dieſer Lehre Leben fuͤr dieſe, und Selig- keit fuͤr die andre Welt liege. Die Juͤnger Chriſti waren ehrliche Kerls, bis auf den Judas, der ihn verrieth. Pe- trus war feurig, Jacobus ſtrenge, Jo- hannes ſanft. Keiner hat ſich Schaͤtze er- worben. Wie lebten ſie, wie ſtarben ſie? ſo lebt, ſo ſtirbt kein Leutbetruͤger! Vornehm werden wollen heißt, darauf ausgehen, daß man bewundert oder beneidet wird; beydes taugt nicht! Sich Gluͤck wuͤnſchen heißt, andere kleiner verlangen, als man ſelbſt iſt. Andere auf ſeine Koſten un- gluͤcklich wiſſen! — Solche eigennuͤtzige ſtrafbare Wuͤnſche ſind geradesweges dem Gnadenreiche Chriſti entgegen, wo kein Kronprinz, kein Koͤnigsbruder iſt. Der erſte iſt der letzte, der letzte der erſte. Der Ge- ringſte der Vornehmſte, der Vornehmſte der Ge-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/245>, abgerufen am 23.11.2024.