Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.)Vorrede.( gute Verse machen können/ und solchesaus natürlichen Trieb/ den sie mit ihnen geboren zu seyn vermeinen. Wir las- sen ihnen und einem jeden seinen Wahn; so "wenig aber ein Knab d' eine gute Stim- "me hat/ die Kündigung der Noten mit "auf die Welte bringet/ und sonder U- bung zu einiger Vollkommenheit gelan- gen kan; so wenig wird einer ohne vorher- gehenden Bericht und unterricht ein wol- klingendes Gedicht aufsetzen können: wie dann unlaugbar/ daß die Ebraeer/ Grie- chen und Römer ihre Kinder in die Schu- le der Redner und Poeten geschicket/ ihre angeborne Muttersprach aus den Grund zu studieren und mit ausgeschärfften Verstande ein mehrers darinnen zu lei- sten/ als der gemeine Pövelsmann zu thun pfleget. Die Veranlassung zu gegenwärtigen che
)Vorrede.( gute Verſe machen koͤnnen/ und ſolchesaus natuͤrlichen Trieb/ den ſie mit ihnen geboren zu ſeyn vermeinen. Wir laſ- ſen ihnen und einem jeden ſeinẽ Wahn; ſo „wenig aber ein Knab d’ eine gute Stim- „me hat/ die Kuͤndigung der Noten mit „auf die Welte bringet/ und ſonder U- bung zu einiger Vollkommenheit gelan- gen kan; ſo wenig wird einer ohne vorheꝛ- gehendẽ Bericht und unterricht ein wol- klingendes Gedicht aufſetzen koͤnnen: wie dann unlaugbar/ daß die Ebræer/ Grie- chen und Roͤmer ihre Kinder in die Schu- le der Redner und Poeten geſchicket/ ihre angeborne Mutterſprach aus dẽ Grund zu ſtudieren und mit ausgeſchaͤrfften Verſtande ein mehrers darinnen zu lei- ſten/ als der gemeine Poͤvelsmann zu thun pfleget. Die Veranlaſſung zu gegenwaͤrtigen che
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)Vorrede.(
gute Verſe machen koͤnnen/ und ſolches
aus natuͤrlichen Trieb/ den ſie mit ihnen
geboren zu ſeyn vermeinen. Wir laſ-
ſen ihnen und einem jeden ſeinẽ Wahn; ſo
„wenig aber ein Knab d’ eine gute Stim-
„me hat/ die Kuͤndigung der Noten mit
„auf die Welte bringet/ und ſonder U-
bung zu einiger Vollkommenheit gelan-
gen kan; ſo wenig wird einer ohne vorheꝛ-
gehendẽ Bericht und unterricht ein wol-
klingendes Gedicht aufſetzen koͤnnen: wie
dann unlaugbar/ daß die Ebræer/ Grie-
chen und Roͤmer ihre Kinder in die Schu-
le der Redner und Poeten geſchicket/ ihre
angeborne Mutterſprach aus dẽ Grund
zu ſtudieren und mit ausgeſchaͤrfften
Verſtande ein mehrers darinnen zu lei-
ſten/ als der gemeine Poͤvelsmann zu
thun pfleget.
Die Veranlaſſung zu gegenwaͤrtigen
Werklein hat mir einestheils erſtbeſag-
ter Wahn/ anderstheils etlicher unarti-
gen Reimiſten Meinung gegeben/ wel-
che
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Zitationshilfe: | Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/26>, abgerufen am 18.04.2021. |