Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Abschn. Jhr Bau.
einen etwas stinkenden, und sehr alkalisch werdenden
Saft, mit sich zurükke. Denn indem der Kot in dem
dikken Gedärme austrokknet, so geht das stinkende, und
faulgewordene Wasser (p), durch die Blutadern des
Mastdarms in die Pfortader hinein.

Man hat aber schon längst bemerkt, daß alle Oele (q)
welche den Anfang von einer Fäulnis haben, bitter wer-
den, wie man von der Butter, von gekochten Oelen,
und andern dergleichen Fettigkeiten, zur Gnüge weis.

Nun ist ferner die Galle zäher, als die meisten
Säfte des menschlichen Körpers. Und auch zu dieser
Eigenschaft findet sich in der Pfortader eine besondere
Ursache- Bekannt ist es, daß diese Blutader ihr Blut,
von den kleinsten Schlagäderchen, die sehr weit ausein-
ander liegen her hat, so daß es sich also in ihren Anfän-
gen langsam bewegt.

Jndessen glaube ich nicht, daß es sich um 14613
mal (r) langsamer, als das Blut in der Aorte bewegt,
um in einigen Stunden kaum einen Zoll weit fortzurük-
ken; denn es lehren nicht nur die, an lebendigen Thie-
ren angebrachte Unterbindungen, sondern auch vornäm-
lich die Vergrösserungsgläser (s), die man zur Betrach-
tung der Gekrösgefässe an den Fröschen anwendet, daß
berümte Männer von diesem langsamen Fortrükken gar
zu hohe Gedanken gehabt haben.

Wenn nun dieses weit und breit her, geholte Blut
in| die Pfortader zusammenfliest, so erlangt es einen Theil
seiner Geschwindigkeit (t), die nämlich so gros ist, als
das Verhältnis der Pfortader zu dem Schlagadermün-

dun-
(p) [Spaltenumbruch] L. XXIV.
(q) L. VII. p. 462. GLIS-
SON &c.
(r) KEIL secret. anim. p. 93.
in der Englischen Edition. 27682.
& p.
41. 42. 43. nämlich 66. X.
[Spaltenumbruch] 177. add. QUESNAI oecon.
p.
234. 235.
(s) L. VI. p. 195. 196. Opusc.
anat. I. p.
206.
(t) L. VI. p. 324. 326.

III. Abſchn. Jhr Bau.
einen etwas ſtinkenden, und ſehr alkaliſch werdenden
Saft, mit ſich zuruͤkke. Denn indem der Kot in dem
dikken Gedaͤrme austrokknet, ſo geht das ſtinkende, und
faulgewordene Waſſer (p), durch die Blutadern des
Maſtdarms in die Pfortader hinein.

Man hat aber ſchon laͤngſt bemerkt, daß alle Oele (q)
welche den Anfang von einer Faͤulnis haben, bitter wer-
den, wie man von der Butter, von gekochten Oelen,
und andern dergleichen Fettigkeiten, zur Gnuͤge weis.

Nun iſt ferner die Galle zaͤher, als die meiſten
Saͤfte des menſchlichen Koͤrpers. Und auch zu dieſer
Eigenſchaft findet ſich in der Pfortader eine beſondere
Urſache- Bekannt iſt es, daß dieſe Blutader ihr Blut,
von den kleinſten Schlagaͤderchen, die ſehr weit ausein-
ander liegen her hat, ſo daß es ſich alſo in ihren Anfaͤn-
gen langſam bewegt.

Jndeſſen glaube ich nicht, daß es ſich um 14613
mal (r) langſamer, als das Blut in der Aorte bewegt,
um in einigen Stunden kaum einen Zoll weit fortzuruͤk-
ken; denn es lehren nicht nur die, an lebendigen Thie-
ren angebrachte Unterbindungen, ſondern auch vornaͤm-
lich die Vergroͤſſerungsglaͤſer (s), die man zur Betrach-
tung der Gekroͤsgefaͤſſe an den Froͤſchen anwendet, daß
beruͤmte Maͤnner von dieſem langſamen Fortruͤkken gar
zu hohe Gedanken gehabt haben.

Wenn nun dieſes weit und breit her, geholte Blut
in| die Pfortader zuſammenflieſt, ſo erlangt es einen Theil
ſeiner Geſchwindigkeit (t), die naͤmlich ſo gros iſt, als
das Verhaͤltnis der Pfortader zu dem Schlagadermuͤn-

dun-
(p) [Spaltenumbruch] L. XXIV.
(q) L. VII. p. 462. GLIS-
SON &c.
(r) KEIL ſecret. anim. p. 93.
in der Engliſchen Edition. 27682.
& p.
41. 42. 43. naͤmlich 66. X.
[Spaltenumbruch] 177. add. QUESNAI œcon.
p.
234. 235.
(s) L. VI. p. 195. 196. Opuſc.
anat. I. p.
206.
(t) L. VI. p. 324. 326.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0899" n="879"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Ab&#x017F;chn. Jhr Bau.</hi></fw><lb/>
einen etwas &#x017F;tinkenden, und &#x017F;ehr alkali&#x017F;ch werdenden<lb/>
Saft, mit &#x017F;ich zuru&#x0364;kke. Denn indem der Kot in dem<lb/>
dikken Geda&#x0364;rme austrokknet, &#x017F;o geht das &#x017F;tinkende, und<lb/>
faulgewordene Wa&#x017F;&#x017F;er <note place="foot" n="(p)"><cb/><hi rendition="#aq">L. XXIV.</hi></note>, durch die Blutadern des<lb/>
Ma&#x017F;tdarms in die Pfortader hinein.</p><lb/>
            <p>Man hat aber &#x017F;chon la&#x0364;ng&#x017F;t bemerkt, daß alle Oele <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq">L. VII. p. 462. GLIS-<lb/>
SON &amp;c.</hi></note><lb/>
welche den Anfang von einer Fa&#x0364;ulnis haben, bitter wer-<lb/>
den, wie man von der Butter, von gekochten Oelen,<lb/>
und andern dergleichen Fettigkeiten, zur Gnu&#x0364;ge weis.</p><lb/>
            <p>Nun i&#x017F;t ferner die Galle za&#x0364;her, als die mei&#x017F;ten<lb/>
Sa&#x0364;fte des men&#x017F;chlichen Ko&#x0364;rpers. Und auch zu die&#x017F;er<lb/>
Eigen&#x017F;chaft findet &#x017F;ich in der Pfortader eine be&#x017F;ondere<lb/>
Ur&#x017F;ache- Bekannt i&#x017F;t es, daß die&#x017F;e Blutader ihr Blut,<lb/>
von den klein&#x017F;ten Schlaga&#x0364;derchen, die &#x017F;ehr weit ausein-<lb/>
ander liegen her hat, &#x017F;o daß es &#x017F;ich al&#x017F;o in ihren Anfa&#x0364;n-<lb/>
gen lang&#x017F;am bewegt.</p><lb/>
            <p>Jnde&#x017F;&#x017F;en glaube ich nicht, daß es &#x017F;ich um 14613<lb/>
mal <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq">KEIL &#x017F;ecret. anim. p.</hi> 93.<lb/>
in der Engli&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Edition. 27682.<lb/>
&amp; p.</hi> 41. 42. 43. na&#x0364;mlich 66. <hi rendition="#aq">X.</hi><lb/><cb/>
177. <hi rendition="#aq">add. <hi rendition="#g">QUESNAI</hi> &#x0153;con.<lb/>
p.</hi> 234. 235.</note> lang&#x017F;amer, als das Blut in der Aorte bewegt,<lb/>
um in einigen Stunden kaum einen Zoll weit fortzuru&#x0364;k-<lb/>
ken; denn es lehren nicht nur die, an lebendigen Thie-<lb/>
ren angebrachte Unterbindungen, &#x017F;ondern auch vorna&#x0364;m-<lb/>
lich die Vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erungsgla&#x0364;&#x017F;er <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#aq">L. VI. p. 195. 196. Opu&#x017F;c.<lb/>
anat. I. p.</hi> 206.</note>, die man zur Betrach-<lb/>
tung der Gekro&#x0364;sgefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e an den Fro&#x0364;&#x017F;chen anwendet, daß<lb/>
beru&#x0364;mte Ma&#x0364;nner von die&#x017F;em lang&#x017F;amen Fortru&#x0364;kken gar<lb/>
zu hohe Gedanken gehabt haben.</p><lb/>
            <p>Wenn nun die&#x017F;es weit und breit her, geholte Blut<lb/>
in| die Pfortader zu&#x017F;ammenflie&#x017F;t, &#x017F;o erlangt es einen Theil<lb/>
&#x017F;einer Ge&#x017F;chwindigkeit <note place="foot" n="(t)"><hi rendition="#aq">L. VI. p.</hi> 324. 326.</note>, die na&#x0364;mlich &#x017F;o gros i&#x017F;t, als<lb/>
das Verha&#x0364;ltnis der Pfortader zu dem Schlagadermu&#x0364;n-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dun-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[879/0899] III. Abſchn. Jhr Bau. einen etwas ſtinkenden, und ſehr alkaliſch werdenden Saft, mit ſich zuruͤkke. Denn indem der Kot in dem dikken Gedaͤrme austrokknet, ſo geht das ſtinkende, und faulgewordene Waſſer (p), durch die Blutadern des Maſtdarms in die Pfortader hinein. Man hat aber ſchon laͤngſt bemerkt, daß alle Oele (q) welche den Anfang von einer Faͤulnis haben, bitter wer- den, wie man von der Butter, von gekochten Oelen, und andern dergleichen Fettigkeiten, zur Gnuͤge weis. Nun iſt ferner die Galle zaͤher, als die meiſten Saͤfte des menſchlichen Koͤrpers. Und auch zu dieſer Eigenſchaft findet ſich in der Pfortader eine beſondere Urſache- Bekannt iſt es, daß dieſe Blutader ihr Blut, von den kleinſten Schlagaͤderchen, die ſehr weit ausein- ander liegen her hat, ſo daß es ſich alſo in ihren Anfaͤn- gen langſam bewegt. Jndeſſen glaube ich nicht, daß es ſich um 14613 mal (r) langſamer, als das Blut in der Aorte bewegt, um in einigen Stunden kaum einen Zoll weit fortzuruͤk- ken; denn es lehren nicht nur die, an lebendigen Thie- ren angebrachte Unterbindungen, ſondern auch vornaͤm- lich die Vergroͤſſerungsglaͤſer (s), die man zur Betrach- tung der Gekroͤsgefaͤſſe an den Froͤſchen anwendet, daß beruͤmte Maͤnner von dieſem langſamen Fortruͤkken gar zu hohe Gedanken gehabt haben. Wenn nun dieſes weit und breit her, geholte Blut in| die Pfortader zuſammenflieſt, ſo erlangt es einen Theil ſeiner Geſchwindigkeit (t), die naͤmlich ſo gros iſt, als das Verhaͤltnis der Pfortader zu dem Schlagadermuͤn- dun- (p) L. XXIV. (q) L. VII. p. 462. GLIS- SON &c. (r) KEIL ſecret. anim. p. 93. in der Engliſchen Edition. 27682. & p. 41. 42. 43. naͤmlich 66. X. 177. add. QUESNAI œcon. p. 234. 235. (s) L. VI. p. 195. 196. Opuſc. anat. I. p. 206. (t) L. VI. p. 324. 326.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/899
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 879. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/899>, abgerufen am 23.11.2024.