der Leber vorher in der Gallenblase ihre Niederlage neh- me, bevor sie zum Zwölffingerdarm käme, hier noch et- was aus den allgemeinen Regeln der fliessenden Dinge entlehntes, mit beifügen.
Wir haben hier einen Kanal, der von der Leber zum Zwölffingerdarm in eins fort geht (c), ohne einen Win- kel zu machen (d), oder eine Klappe zu haben, und also ist hier ein ganz gerader Weg, der noch dazu abwärts führt, bis in den Zwölffingerdarm. Diese Strasse wol- len wir vorstellig machen. Die Gegner sehen sich ge- zwungen zu zeigen, warum die Galle aus der Leber die- sen Weg nicht nehmen sollte.
Man sollte zwar glauben, daß die Galle mit mehr Schwierigkeit (f) aus der Leber in die Blase abfliessen müsse, weil der Weg dahin aufwärts führt, durch Klap- pen gehindert wird, krum läuft, und unter einen Win- kel liegt, der beinahe kleiner, als ein jeder andrer Win- kel ist (g). Jndessen geben wir doch zu, daß sie dahin abfliesse, sie wird aber gewis durch den Lebergang leich- ter in den gemeinschaftlichen Gallengang laufen.
Es ist der Lebergang ferner zwar grösser, als der Gallenblasengang (h), aber doch kleiner, als der gemein- schaftliche, welches der gemeinschaftliche Stamm für alle beide wird. Hieraus folgt, daß sowohl die Lebergalle, als die Galle der Blase in den gemeinschaftlichen Gang (Gallenleiter) zusammenfliest, der Blasengang aber nicht alle und jede Lebergalle aufnimmt.
Wenn man endlich sezzt (i), daß der gemeinschaftli- che Gallengang in einem lebendigen Thiere zu gewissen (b)
Zei-
(c)p. 505.
(d)[Spaltenumbruch]Conf. p. 506.
(f) Siehe p. 582.
(g)p. 529.
(h)p. 530.
(i)LIEUTAUD und andre Cl. viri.
(b)[Spaltenumbruch]LAURENTIUS p. 315. G. COLE secret. anim c. 14. LI- STER de humor. p. 269. BIAN- CHUS P. I. c. 18. 19. SEGER n. 6. LIEUTAUD physiol. p. 142. Essay. p. 305.
H h h 2
III. Abſchn. Jhr Bau.
der Leber vorher in der Gallenblaſe ihre Niederlage neh- me, bevor ſie zum Zwoͤlffingerdarm kaͤme, hier noch et- was aus den allgemeinen Regeln der flieſſenden Dinge entlehntes, mit beifuͤgen.
Wir haben hier einen Kanal, der von der Leber zum Zwoͤlffingerdarm in eins fort geht (c), ohne einen Win- kel zu machen (d), oder eine Klappe zu haben, und alſo iſt hier ein ganz gerader Weg, der noch dazu abwaͤrts fuͤhrt, bis in den Zwoͤlffingerdarm. Dieſe Straſſe wol- len wir vorſtellig machen. Die Gegner ſehen ſich ge- zwungen zu zeigen, warum die Galle aus der Leber die- ſen Weg nicht nehmen ſollte.
Man ſollte zwar glauben, daß die Galle mit mehr Schwierigkeit (f) aus der Leber in die Blaſe abflieſſen muͤſſe, weil der Weg dahin aufwaͤrts fuͤhrt, durch Klap- pen gehindert wird, krum laͤuft, und unter einen Win- kel liegt, der beinahe kleiner, als ein jeder andrer Win- kel iſt (g). Jndeſſen geben wir doch zu, daß ſie dahin abflieſſe, ſie wird aber gewis durch den Lebergang leich- ter in den gemeinſchaftlichen Gallengang laufen.
Es iſt der Lebergang ferner zwar groͤſſer, als der Gallenblaſengang (h), aber doch kleiner, als der gemein- ſchaftliche, welches der gemeinſchaftliche Stamm fuͤr alle beide wird. Hieraus folgt, daß ſowohl die Lebergalle, als die Galle der Blaſe in den gemeinſchaftlichen Gang (Gallenleiter) zuſammenflieſt, der Blaſengang aber nicht alle und jede Lebergalle aufnimmt.
Wenn man endlich ſezzt (i), daß der gemeinſchaftli- che Gallengang in einem lebendigen Thiere zu gewiſſen (b)
Zei-
(c)p. 505.
(d)[Spaltenumbruch]Conf. p. 506.
(f) Siehe p. 582.
(g)p. 529.
(h)p. 530.
(i)LIEUTAUD und andre Cl. viri.
(b)[Spaltenumbruch]LAURENTIUS p. 315. G. COLE ſecret. anim c. 14. LI- STER de humor. p. 269. BIAN- CHUS P. I. c. 18. 19. SEGER n. 6. LIEUTAUD phyſiol. p. 142. Eſſay. p. 305.
H h h 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0871"n="851"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">III.</hi> Abſchn. Jhr Bau.</hi></fw><lb/>
der Leber vorher in der Gallenblaſe ihre Niederlage neh-<lb/>
me, bevor ſie zum Zwoͤlffingerdarm kaͤme, hier noch et-<lb/>
was aus den allgemeinen Regeln der flieſſenden Dinge<lb/>
entlehntes, mit beifuͤgen.</p><lb/><p>Wir haben hier einen Kanal, der von der Leber zum<lb/>
Zwoͤlffingerdarm in eins fort geht <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#aq">p.</hi> 505.</note>, ohne einen Win-<lb/>
kel zu machen <noteplace="foot"n="(d)"><cb/><hirendition="#aq">Conf. p.</hi> 506.</note>, oder eine Klappe zu haben, und alſo<lb/>
iſt hier ein ganz gerader Weg, der noch dazu abwaͤrts<lb/>
fuͤhrt, bis in den Zwoͤlffingerdarm. Dieſe Straſſe wol-<lb/>
len wir vorſtellig machen. Die Gegner ſehen ſich ge-<lb/>
zwungen zu zeigen, warum die Galle aus der Leber die-<lb/>ſen Weg nicht nehmen ſollte.</p><lb/><p>Man ſollte zwar glauben, daß die Galle mit mehr<lb/>
Schwierigkeit <noteplace="foot"n="(f)">Siehe <hirendition="#aq">p.</hi> 582.</note> aus der Leber in die Blaſe abflieſſen<lb/>
muͤſſe, weil der Weg dahin aufwaͤrts fuͤhrt, durch Klap-<lb/>
pen gehindert wird, krum laͤuft, und unter einen Win-<lb/>
kel liegt, der beinahe kleiner, als ein jeder andrer Win-<lb/>
kel iſt <noteplace="foot"n="(g)"><hirendition="#aq">p.</hi> 529.</note>. Jndeſſen geben wir doch zu, daß ſie dahin<lb/>
abflieſſe, ſie wird aber gewis durch den Lebergang leich-<lb/>
ter in den gemeinſchaftlichen Gallengang laufen.</p><lb/><p>Es iſt der Lebergang ferner zwar groͤſſer, als der<lb/>
Gallenblaſengang <noteplace="foot"n="(h)"><hirendition="#aq">p.</hi> 530.</note>, aber doch kleiner, als der gemein-<lb/>ſchaftliche, welches der gemeinſchaftliche Stamm fuͤr alle<lb/>
beide wird. Hieraus folgt, daß ſowohl die Lebergalle,<lb/>
als die Galle der Blaſe in den gemeinſchaftlichen Gang<lb/>
(Gallenleiter) zuſammenflieſt, der Blaſengang aber nicht<lb/>
alle und jede Lebergalle aufnimmt.</p><lb/><p>Wenn man endlich ſezzt <noteplace="foot"n="(i)"><hirendition="#aq">LIEUTAUD</hi> und andre <hirendition="#aq">Cl.<lb/>
viri.</hi></note>, daß der gemeinſchaftli-<lb/>
che Gallengang in einem lebendigen Thiere zu gewiſſen<lb/><fwplace="bottom"type="sig">H h h 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">Zei-</fw><lb/><noteplace="foot"n="(b)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">LAURENTIUS</hi> p. 315.<lb/>
G. COLE ſecret. anim c. 14. LI-<lb/>
STER de humor. p. 269. BIAN-<lb/>
CHUS P. I. c. 18. 19. <hirendition="#g">SEGER</hi><lb/>
n. 6. LIEUTAUD phyſiol. p. 142.<lb/>
Eſſay. p.</hi> 305.</note><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[851/0871]
III. Abſchn. Jhr Bau.
der Leber vorher in der Gallenblaſe ihre Niederlage neh-
me, bevor ſie zum Zwoͤlffingerdarm kaͤme, hier noch et-
was aus den allgemeinen Regeln der flieſſenden Dinge
entlehntes, mit beifuͤgen.
Wir haben hier einen Kanal, der von der Leber zum
Zwoͤlffingerdarm in eins fort geht (c), ohne einen Win-
kel zu machen (d), oder eine Klappe zu haben, und alſo
iſt hier ein ganz gerader Weg, der noch dazu abwaͤrts
fuͤhrt, bis in den Zwoͤlffingerdarm. Dieſe Straſſe wol-
len wir vorſtellig machen. Die Gegner ſehen ſich ge-
zwungen zu zeigen, warum die Galle aus der Leber die-
ſen Weg nicht nehmen ſollte.
Man ſollte zwar glauben, daß die Galle mit mehr
Schwierigkeit (f) aus der Leber in die Blaſe abflieſſen
muͤſſe, weil der Weg dahin aufwaͤrts fuͤhrt, durch Klap-
pen gehindert wird, krum laͤuft, und unter einen Win-
kel liegt, der beinahe kleiner, als ein jeder andrer Win-
kel iſt (g). Jndeſſen geben wir doch zu, daß ſie dahin
abflieſſe, ſie wird aber gewis durch den Lebergang leich-
ter in den gemeinſchaftlichen Gallengang laufen.
Es iſt der Lebergang ferner zwar groͤſſer, als der
Gallenblaſengang (h), aber doch kleiner, als der gemein-
ſchaftliche, welches der gemeinſchaftliche Stamm fuͤr alle
beide wird. Hieraus folgt, daß ſowohl die Lebergalle,
als die Galle der Blaſe in den gemeinſchaftlichen Gang
(Gallenleiter) zuſammenflieſt, der Blaſengang aber nicht
alle und jede Lebergalle aufnimmt.
Wenn man endlich ſezzt (i), daß der gemeinſchaftli-
che Gallengang in einem lebendigen Thiere zu gewiſſen
Zei-
(b)
(c) p. 505.
(d)
Conf. p. 506.
(f) Siehe p. 582.
(g) p. 529.
(h) p. 530.
(i) LIEUTAUD und andre Cl.
viri.
(b)
LAURENTIUS p. 315.
G. COLE ſecret. anim c. 14. LI-
STER de humor. p. 269. BIAN-
CHUS P. I. c. 18. 19. SEGER
n. 6. LIEUTAUD phyſiol. p. 142.
Eſſay. p. 305.
H h h 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 851. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/871>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.