seine eigne Fangärme, die derselbe oft verschlukkt, ver- dauen kann (u).
Doch auch in dieser Sache giebt es Verschiedenhei- ten. Es giebt Menschen, die kaum zu empfinden fähig sind, und welche man mit den schärfsten Arzeneien an- greifen muß, wenn man sie zum Erbrechen bringen will. Jn Kurland machen zwanzig Gran von der Jalappe kaum einen Stulgang (x). Die Russen nehmen Krä- henaugen zum Brechmittel ein (y), und in dieser Absicht bedienen sich die Leute in Siam eines aus Arsenik gemach- ten Gefässes (z). Ein gewisser Mensch konnte ein halb Qventchen von dem Gummi Euphorbio vertragen (a).
Die mehresten Thiere sind viel stärker, als der Mensch: indem man einem Pferde (b) ein Loth crocus metallorum zu einer mäßigen Purganz eingiebt, so wie einem Hunde ein Qventchen. Jch erinnere mich sehr wohl, daß Hunde in unsern, und den Sprögelschen Versuchen, wenn man ihnen gleich übermäßige Dosen vom Opio (c) gab, und allerhand Zufälle dazu schlugen, dennoch niemals ihr Leben eingebüst haben, und ich will nicht in Abrede sein, daß nicht andre von diesen Dosen gestorben sein mögen (d).
Die Pflanzengifte, als Wolfsmilch (d), Wasserschier- ling (e), die phytolacca vom roten Lakksafte (f) rührte unsre Hunde kaum.
Man muß dieses der dikkern Zottenhaut zuschreiben: welche sonst von scharfen Dingen gleichsam verbrannt
und
(u)[Spaltenumbruch]TREMBLEY p. 113.
(x)LENTILII miscell. p. 214.
(y)Relat. des voy. au Nord. T. VIII. p. 385. diese bedienen sich auch des mercurii sublimati zum Erbrechen Ibid. nach der Erzälung unsers GMELINI.
(z)Hist. de l'Acad. 1703. p. 52.
(a)PECHLIN Cent. II. obs. 49.
(b)[Spaltenumbruch]NEUMANN oper. ed. ZIMM. p. 1473.
(c) Ein Qventchen exp. 15. 21. zwei Qventchen exp. 22. 23. und eben so viel resina opii exp. 24. endlich gar drei Qventchen exp. 25.
(d)SPROEGEL exp. 6.
(d)SPROEGEL exp. 6.
(e)Exp. 9. 11.
(f)Exp. 14.
Der Magen. XIX. Buch.
ſeine eigne Fangaͤrme, die derſelbe oft verſchlukkt, ver- dauen kann (u).
Doch auch in dieſer Sache giebt es Verſchiedenhei- ten. Es giebt Menſchen, die kaum zu empfinden faͤhig ſind, und welche man mit den ſchaͤrfſten Arzeneien an- greifen muß, wenn man ſie zum Erbrechen bringen will. Jn Kurland machen zwanzig Gran von der Jalappe kaum einen Stulgang (x). Die Ruſſen nehmen Kraͤ- henaugen zum Brechmittel ein (y), und in dieſer Abſicht bedienen ſich die Leute in Siam eines aus Arſenik gemach- ten Gefaͤſſes (z). Ein gewiſſer Menſch konnte ein halb Qventchen von dem Gummi Euphorbio vertragen (a).
Die mehreſten Thiere ſind viel ſtaͤrker, als der Menſch: indem man einem Pferde (b) ein Loth crocus metallorum zu einer maͤßigen Purganz eingiebt, ſo wie einem Hunde ein Qventchen. Jch erinnere mich ſehr wohl, daß Hunde in unſern, und den Sproͤgelſchen Verſuchen, wenn man ihnen gleich uͤbermaͤßige Doſen vom Opio (c) gab, und allerhand Zufaͤlle dazu ſchlugen, dennoch niemals ihr Leben eingebuͤſt haben, und ich will nicht in Abrede ſein, daß nicht andre von dieſen Doſen geſtorben ſein moͤgen (d).
Die Pflanzengifte, als Wolfsmilch (d), Waſſerſchier- ling (e), die phytolacca vom roten Lakkſafte (f) ruͤhrte unſre Hunde kaum.
Man muß dieſes der dikkern Zottenhaut zuſchreiben: welche ſonſt von ſcharfen Dingen gleichſam verbrannt
und
(u)[Spaltenumbruch]TREMBLEY p. 113.
(x)LENTILII miſcell. p. 214.
(y)Relat. des voy. au Nord. T. VIII. p. 385. dieſe bedienen ſich auch des mercurii ſublimati zum Erbrechen Ibid. nach der Erzaͤlung unſers GMELINI.
(z)Hiſt. de l’Acad. 1703. p. 52.
(a)PECHLIN Cent. II. obſ. 49.
(b)[Spaltenumbruch]NEUMANN oper. ed. ZIMM. p. 1473.
(c) Ein Qventchen exp. 15. 21. zwei Qventchen exp. 22. 23. und eben ſo viel reſina opii exp. 24. endlich gar drei Qventchen exp. 25.
(d)SPROEGEL exp. 6.
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[226[242]/0262]
Der Magen. XIX. Buch.
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Doch auch in dieſer Sache giebt es Verſchiedenhei-
ten. Es giebt Menſchen, die kaum zu empfinden faͤhig
ſind, und welche man mit den ſchaͤrfſten Arzeneien an-
greifen muß, wenn man ſie zum Erbrechen bringen will.
Jn Kurland machen zwanzig Gran von der Jalappe
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henaugen zum Brechmittel ein (y), und in dieſer Abſicht
bedienen ſich die Leute in Siam eines aus Arſenik gemach-
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Qventchen von dem Gummi Euphorbio vertragen (a).
Die mehreſten Thiere ſind viel ſtaͤrker, als der
Menſch: indem man einem Pferde (b) ein Loth crocus
metallorum zu einer maͤßigen Purganz eingiebt, ſo wie
einem Hunde ein Qventchen. Jch erinnere mich ſehr
wohl, daß Hunde in unſern, und den Sproͤgelſchen
Verſuchen, wenn man ihnen gleich uͤbermaͤßige Doſen
vom Opio (c) gab, und allerhand Zufaͤlle dazu ſchlugen,
dennoch niemals ihr Leben eingebuͤſt haben, und ich will
nicht in Abrede ſein, daß nicht andre von dieſen Doſen
geſtorben ſein moͤgen (d).
Die Pflanzengifte, als Wolfsmilch (d), Waſſerſchier-
ling (e), die phytolacca vom roten Lakkſafte (f) ruͤhrte
unſre Hunde kaum.
Man muß dieſes der dikkern Zottenhaut zuſchreiben:
welche ſonſt von ſcharfen Dingen gleichſam verbrannt
und
(u)
TREMBLEY p. 113.
(x) LENTILII miſcell. p. 214.
(y) Relat. des voy. au Nord.
T. VIII. p. 385. dieſe bedienen ſich
auch des mercurii ſublimati zum
Erbrechen Ibid. nach der Erzaͤlung
unſers GMELINI.
(z) Hiſt. de l’Acad. 1703. p. 52.
(a) PECHLIN Cent. II. obſ. 49.
(b)
NEUMANN oper. ed.
ZIMM. p. 1473.
(c) Ein Qventchen exp. 15. 21.
zwei Qventchen exp. 22. 23. und
eben ſo viel reſina opii exp. 24.
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(d) SPROEGEL exp. 6.
(e) Exp. 9. 11.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 226[242]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/262>, abgerufen am 23.11.2024.
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