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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

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VIII. Abschnitt. Die Muthmassungen.
niger ist, mit der stärksten Gewalt zu stürzt [Spaltenumbruch] f. Man
fülle nun den Schenkelnerven mit der elektrischen Ma-
terie auf das allerdichteste an; man wolle aber blos den
grossen Zee in Bewegung setzen, und wirklich bewegen;
so muß sich nothwendig in dem Zeenerven, weniger
elektrische Materie, als in seinem Stamme befunden
haben, und das Feuer folglich aus dem Stamm, in
diesen Nervenast übergegangen sein. Es hat aber auf
keinerlei Weise geschehen können, daß dieser Strom
blos in den grossen Zee eingedrungen und nicht eben so-
wohl in alle andre Muskeln des Fusses, deren Nerven-
äste eben sowohl vor der That des Willens ruhig waren,
und ebenfalls weniger elecktrische Materie hatten, einge-
drungen; denn wofern sie ietzo eben so viel, davon be-
kämen, so würden sie eben sowohl, als der grosse Zee,
in Bewegung gerathen; hätten sie aber vorher weniger
gehabt, so konnten sie unmöglich in Ruhe bleiben.

Allein ich gehe weiter. Es besteht eine iede thie-
rische Materie aus derienigen Art Körper, welche Kraft
der Mittheilung, eine elektrische Natur an sich nimmt,
und es sind dazu alle thierische Theile gleich geschickt, sel-
bige aufzufangen. Nun setze man, daß der Schenkel-
nerve, oder ein Muskel, voller elektrischen Materie sei,
und sich, zu bewegen, gereitzt, werde; so wird sich diese
Materie gewiß, da sie von keinen Schranken aufgehal-
ten werden kann, aller Orten, in das umliegende Fett,
und in die benachbarte Muskeln so lange zerstreuen, bis
sie den Punkt ihres Gleichgewichtes gefunden [Spaltenumbruch] g.

Hierbei sagt noch, der berühmte Franz Cigna, daß
das h funkelnde Element, welches aus den Haaren der
Thiere heraus fährt, nicht aus den Haaren, sondern

aus
f Fontana lettr. p. 207. Cal-
dani
lettr. II. p.
462. 463.
g Fontana p. 208. Caldan[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
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VIII. Abſchnitt. Die Muthmaſſungen.
niger iſt, mit der ſtaͤrkſten Gewalt zu ſtuͤrzt [Spaltenumbruch] f. Man
fuͤlle nun den Schenkelnerven mit der elektriſchen Ma-
terie auf das allerdichteſte an; man wolle aber blos den
groſſen Zee in Bewegung ſetzen, und wirklich bewegen;
ſo muß ſich nothwendig in dem Zeenerven, weniger
elektriſche Materie, als in ſeinem Stamme befunden
haben, und das Feuer folglich aus dem Stamm, in
dieſen Nervenaſt uͤbergegangen ſein. Es hat aber auf
keinerlei Weiſe geſchehen koͤnnen, daß dieſer Strom
blos in den groſſen Zee eingedrungen und nicht eben ſo-
wohl in alle andre Muskeln des Fuſſes, deren Nerven-
aͤſte eben ſowohl vor der That des Willens ruhig waren,
und ebenfalls weniger elecktriſche Materie hatten, einge-
drungen; denn wofern ſie ietzo eben ſo viel, davon be-
kaͤmen, ſo wuͤrden ſie eben ſowohl, als der groſſe Zee,
in Bewegung gerathen; haͤtten ſie aber vorher weniger
gehabt, ſo konnten ſie unmoͤglich in Ruhe bleiben.

Allein ich gehe weiter. Es beſteht eine iede thie-
riſche Materie aus derienigen Art Koͤrper, welche Kraft
der Mittheilung, eine elektriſche Natur an ſich nimmt,
und es ſind dazu alle thieriſche Theile gleich geſchickt, ſel-
bige aufzufangen. Nun ſetze man, daß der Schenkel-
nerve, oder ein Muskel, voller elektriſchen Materie ſei,
und ſich, zu bewegen, gereitzt, werde; ſo wird ſich dieſe
Materie gewiß, da ſie von keinen Schranken aufgehal-
ten werden kann, aller Orten, in das umliegende Fett,
und in die benachbarte Muskeln ſo lange zerſtreuen, bis
ſie den Punkt ihres Gleichgewichtes gefunden [Spaltenumbruch] g.

Hierbei ſagt noch, der beruͤhmte Franz Cigna, daß
das h funkelnde Element, welches aus den Haaren der
Thiere heraus faͤhrt, nicht aus den Haaren, ſondern

aus
f Fontana lettr. p. 207. Cal-
dani
lettr. II. p.
462. 463.
g Fontana p. 208. Caldan[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
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[597/0633] VIII. Abſchnitt. Die Muthmaſſungen. niger iſt, mit der ſtaͤrkſten Gewalt zu ſtuͤrzt f. Man fuͤlle nun den Schenkelnerven mit der elektriſchen Ma- terie auf das allerdichteſte an; man wolle aber blos den groſſen Zee in Bewegung ſetzen, und wirklich bewegen; ſo muß ſich nothwendig in dem Zeenerven, weniger elektriſche Materie, als in ſeinem Stamme befunden haben, und das Feuer folglich aus dem Stamm, in dieſen Nervenaſt uͤbergegangen ſein. Es hat aber auf keinerlei Weiſe geſchehen koͤnnen, daß dieſer Strom blos in den groſſen Zee eingedrungen und nicht eben ſo- wohl in alle andre Muskeln des Fuſſes, deren Nerven- aͤſte eben ſowohl vor der That des Willens ruhig waren, und ebenfalls weniger elecktriſche Materie hatten, einge- drungen; denn wofern ſie ietzo eben ſo viel, davon be- kaͤmen, ſo wuͤrden ſie eben ſowohl, als der groſſe Zee, in Bewegung gerathen; haͤtten ſie aber vorher weniger gehabt, ſo konnten ſie unmoͤglich in Ruhe bleiben. Allein ich gehe weiter. Es beſteht eine iede thie- riſche Materie aus derienigen Art Koͤrper, welche Kraft der Mittheilung, eine elektriſche Natur an ſich nimmt, und es ſind dazu alle thieriſche Theile gleich geſchickt, ſel- bige aufzufangen. Nun ſetze man, daß der Schenkel- nerve, oder ein Muskel, voller elektriſchen Materie ſei, und ſich, zu bewegen, gereitzt, werde; ſo wird ſich dieſe Materie gewiß, da ſie von keinen Schranken aufgehal- ten werden kann, aller Orten, in das umliegende Fett, und in die benachbarte Muskeln ſo lange zerſtreuen, bis ſie den Punkt ihres Gleichgewichtes gefunden g. Hierbei ſagt noch, der beruͤhmte Franz Cigna, daß das h funkelnde Element, welches aus den Haaren der Thiere heraus faͤhrt, nicht aus den Haaren, ſondern aus f Fontana lettr. p. 207. Cal- dani lettr. II. p. 462. 463. g Fontana p. 208. Caldan_ p. 462. h Reſponſ. p. 14. P p 3

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 597. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/633>, abgerufen am 23.11.2024.