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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

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Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.

Doch es lassen sich alle diese Meinungen iede beson-
ders, leicht abfertigen, und man kann nicht annehmen, daß
der Aether, oder ein anderes Element, welches alle Kör-
per durchwandert, in den Nerven enthalten sei [Spaltenumbruch] c, von
Unterbindungen aufgehalten werden, und also unsern Be-
dingungen ein Gnüge leisten könne.

Es läst sich ein reines Feuer von keinem uns be-
kannten Körper reflektiren, oder aus seiner Stelle ver-
treiben, und zugleich durchwandert es alles, und setzt
sich, wo es sich in Menge anhäuft, sogleich ins Gleich-
gewicht d, folglich würde es sich aus dem Nerven, da
es von dessen Wänden nicht gefangen gehalten werden
kann, in die umliegende Theile ausbreiten, bis selbige
so warm, als der Nerve geworden, und folglich mit
dem feuerflüßigen ebenfalls angefüllt werden.

Was die unbekannte Elemente betrift, so ist es ver-
gebens, solche aufzusuchen, oder zu widerlegen.

Die elektrische Materie hat auch andre Eigenschaf-
ten. Es hält sich in einem todten Körper, nicht so viel
elektrische Materie auf e, als in einem lebendigen Ner-
ven, aber dennoch genug, und es besitzt das Blut, das
Fett oder die Sehne und der Zahn nicht einen kleinern
Vorrath von diesem beigebrachten Feuer, als der Ner-
ve selbst.

Es hat der elektrische Strom die Art an sich, daß
er sich von derienigen Gegend, wo sich dieses Element
im Ueberflusse anhäuft, gegen die andere, wo dessen we-

niger
c Berkley firis p. 166.
d Vergl. dieses alles, was man
bei Hilary on fire gesammelt fin-
det.
e Aus den Versuchen des be-
[Spaltenumbruch] rümten Gray ersehe ich, daß todte
Theile ein matteres Licht von sich
geben. Ein gelähmter Mensch,
den das Elektrisiren eben wieder-
herstellte, fand sich eine unange-
nehme Empfindung, die Hand zu
öfnen und zu verschliessen, als ob
er was fordern wollte, Mem. de
l'Acad. 1755. p.
70.
Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.

Doch es laſſen ſich alle dieſe Meinungen iede beſon-
ders, leicht abfertigen, und man kann nicht annehmen, daß
der Aether, oder ein anderes Element, welches alle Koͤr-
per durchwandert, in den Nerven enthalten ſei [Spaltenumbruch] c, von
Unterbindungen aufgehalten werden, und alſo unſern Be-
dingungen ein Gnuͤge leiſten koͤnne.

Es laͤſt ſich ein reines Feuer von keinem uns be-
kannten Koͤrper reflektiren, oder aus ſeiner Stelle ver-
treiben, und zugleich durchwandert es alles, und ſetzt
ſich, wo es ſich in Menge anhaͤuft, ſogleich ins Gleich-
gewicht d, folglich wuͤrde es ſich aus dem Nerven, da
es von deſſen Waͤnden nicht gefangen gehalten werden
kann, in die umliegende Theile ausbreiten, bis ſelbige
ſo warm, als der Nerve geworden, und folglich mit
dem feuerfluͤßigen ebenfalls angefuͤllt werden.

Was die unbekannte Elemente betrift, ſo iſt es ver-
gebens, ſolche aufzuſuchen, oder zu widerlegen.

Die elektriſche Materie hat auch andre Eigenſchaf-
ten. Es haͤlt ſich in einem todten Koͤrper, nicht ſo viel
elektriſche Materie auf e, als in einem lebendigen Ner-
ven, aber dennoch genug, und es beſitzt das Blut, das
Fett oder die Sehne und der Zahn nicht einen kleinern
Vorrath von dieſem beigebrachten Feuer, als der Ner-
ve ſelbſt.

Es hat der elektriſche Strom die Art an ſich, daß
er ſich von derienigen Gegend, wo ſich dieſes Element
im Ueberfluſſe anhaͤuft, gegen die andere, wo deſſen we-

niger
c Berkley firis p. 166.
d Vergl. dieſes alles, was man
bei Hilary on fire geſammelt fin-
det.
e Aus den Verſuchen des be-
[Spaltenumbruch] ruͤmten Gray erſehe ich, daß todte
Theile ein matteres Licht von ſich
geben. Ein gelaͤhmter Menſch,
den das Elektriſiren eben wieder-
herſtellte, fand ſich eine unange-
nehme Empfindung, die Hand zu
oͤfnen und zu verſchlieſſen, als ob
er was fordern wollte, Mem. de
l’Acad. 1755. p.
70.
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[596/0632] Das Gehirn und die Nerven. X. Buch. Doch es laſſen ſich alle dieſe Meinungen iede beſon- ders, leicht abfertigen, und man kann nicht annehmen, daß der Aether, oder ein anderes Element, welches alle Koͤr- per durchwandert, in den Nerven enthalten ſei c, von Unterbindungen aufgehalten werden, und alſo unſern Be- dingungen ein Gnuͤge leiſten koͤnne. Es laͤſt ſich ein reines Feuer von keinem uns be- kannten Koͤrper reflektiren, oder aus ſeiner Stelle ver- treiben, und zugleich durchwandert es alles, und ſetzt ſich, wo es ſich in Menge anhaͤuft, ſogleich ins Gleich- gewicht d, folglich wuͤrde es ſich aus dem Nerven, da es von deſſen Waͤnden nicht gefangen gehalten werden kann, in die umliegende Theile ausbreiten, bis ſelbige ſo warm, als der Nerve geworden, und folglich mit dem feuerfluͤßigen ebenfalls angefuͤllt werden. Was die unbekannte Elemente betrift, ſo iſt es ver- gebens, ſolche aufzuſuchen, oder zu widerlegen. Die elektriſche Materie hat auch andre Eigenſchaf- ten. Es haͤlt ſich in einem todten Koͤrper, nicht ſo viel elektriſche Materie auf e, als in einem lebendigen Ner- ven, aber dennoch genug, und es beſitzt das Blut, das Fett oder die Sehne und der Zahn nicht einen kleinern Vorrath von dieſem beigebrachten Feuer, als der Ner- ve ſelbſt. Es hat der elektriſche Strom die Art an ſich, daß er ſich von derienigen Gegend, wo ſich dieſes Element im Ueberfluſſe anhaͤuft, gegen die andere, wo deſſen we- niger c Berkley firis p. 166. d Vergl. dieſes alles, was man bei Hilary on fire geſammelt fin- det. e Aus den Verſuchen des be- ruͤmten Gray erſehe ich, daß todte Theile ein matteres Licht von ſich geben. Ein gelaͤhmter Menſch, den das Elektriſiren eben wieder- herſtellte, fand ſich eine unange- nehme Empfindung, die Hand zu oͤfnen und zu verſchlieſſen, als ob er was fordern wollte, Mem. de l’Acad. 1755. p. 70.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 596. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/632>, abgerufen am 23.11.2024.