pen an den Schlagadern ist verhärtet worden, gehet Stu- fenweise von einer schwielenhaften Beschaffenheit (callo- sa natura) in eine knorplige, und von dieser in eine kno- chenhafte, ohne Zweifel vermittelst einer langsamen Her- austreibung und Ausdünstung derer zärtern Theilgen. Nach der Hipothese hätte aber der Mensch nothwendig sterben müssen, so bald die Schlagader, ich will nicht eben sagen eine knochenartige, sondern nur eine schwie- lenhafte und der Zusammenziehung widerstehende Beschaf- fenheit angenommen hat. Nun erfolgen aber diese töd- liche Zufälle des heissen Brandes erstlich bei abgelebten Greisen, und zuweilen erst in einem Alter von hundert Jahren (o). So ist auch gegen dasjenige, was ich bis- her aus meinem Handbuche angeführet habe, noch ein sehr ansehnlicher Zeuge vorhanden, nämlich der Har- vey(p), welcher beobachtet hat, daß die Schlagadern unterhalb der in Knochen verwandelten Gegend noch ge- schlagen haben.
Endlich so leistet die zusammenziehende Kraft der Schlagadern dem Herzen überhaupt gar keine Hülfe: sie ersezzet nur blos diejenigen Kräfte des Herzens, welche kurz vorher von demselben zur Erweiterung derer Schlag- adern sind angewendet worden.
§. 38. Widerlegung der anziehenden Kraft derer klei- nen Gefässe.
Jch will zwar denen Wänden derer Gefässe einige Kraft, die Säfte anzuziehen, nicht gänzlich absprechen, indem ich selbst gesehen habe, daß Blutkügelchen, die sich zwischen die Blätter (laminae) des Gekröses ergossen
hat-
(o) Vergleiche damit den CowperPhil. Transact. n. 299.
(p) S. 218. 219.
Viertes Buch. Das Herz.
pen an den Schlagadern iſt verhaͤrtet worden, gehet Stu- fenweiſe von einer ſchwielenhaften Beſchaffenheit (callo- ſa natura) in eine knorplige, und von dieſer in eine kno- chenhafte, ohne Zweifel vermittelſt einer langſamen Her- austreibung und Ausduͤnſtung derer zaͤrtern Theilgen. Nach der Hipotheſe haͤtte aber der Menſch nothwendig ſterben muͤſſen, ſo bald die Schlagader, ich will nicht eben ſagen eine knochenartige, ſondern nur eine ſchwie- lenhafte und der Zuſammenziehung widerſtehende Beſchaf- fenheit angenommen hat. Nun erfolgen aber dieſe toͤd- liche Zufaͤlle des heiſſen Brandes erſtlich bei abgelebten Greiſen, und zuweilen erſt in einem Alter von hundert Jahren (o). So iſt auch gegen dasjenige, was ich bis- her aus meinem Handbuche angefuͤhret habe, noch ein ſehr anſehnlicher Zeuge vorhanden, naͤmlich der Har- vey(p), welcher beobachtet hat, daß die Schlagadern unterhalb der in Knochen verwandelten Gegend noch ge- ſchlagen haben.
Endlich ſo leiſtet die zuſammenziehende Kraft der Schlagadern dem Herzen uͤberhaupt gar keine Huͤlfe: ſie erſezzet nur blos diejenigen Kraͤfte des Herzens, welche kurz vorher von demſelben zur Erweiterung derer Schlag- adern ſind angewendet worden.
§. 38. Widerlegung der anziehenden Kraft derer klei- nen Gefaͤſſe.
Jch will zwar denen Waͤnden derer Gefaͤſſe einige Kraft, die Saͤfte anzuziehen, nicht gaͤnzlich abſprechen, indem ich ſelbſt geſehen habe, daß Blutkuͤgelchen, die ſich zwiſchen die Blaͤtter (laminae) des Gekroͤſes ergoſſen
hat-
(o) Vergleiche damit den CowperPhil. Transact. n. 299.
(p) S. 218. 219.
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Viertes Buch. Das Herz.
pen an den Schlagadern iſt verhaͤrtet worden, gehet Stu-
fenweiſe von einer ſchwielenhaften Beſchaffenheit (callo-
ſa natura) in eine knorplige, und von dieſer in eine kno-
chenhafte, ohne Zweifel vermittelſt einer langſamen Her-
austreibung und Ausduͤnſtung derer zaͤrtern Theilgen.
Nach der Hipotheſe haͤtte aber der Menſch nothwendig
ſterben muͤſſen, ſo bald die Schlagader, ich will nicht
eben ſagen eine knochenartige, ſondern nur eine ſchwie-
lenhafte und der Zuſammenziehung widerſtehende Beſchaf-
fenheit angenommen hat. Nun erfolgen aber dieſe toͤd-
liche Zufaͤlle des heiſſen Brandes erſtlich bei abgelebten
Greiſen, und zuweilen erſt in einem Alter von hundert
Jahren (o). So iſt auch gegen dasjenige, was ich bis-
her aus meinem Handbuche angefuͤhret habe, noch ein
ſehr anſehnlicher Zeuge vorhanden, naͤmlich der Har-
vey (p), welcher beobachtet hat, daß die Schlagadern
unterhalb der in Knochen verwandelten Gegend noch ge-
ſchlagen haben.
Endlich ſo leiſtet die zuſammenziehende Kraft der
Schlagadern dem Herzen uͤberhaupt gar keine Huͤlfe: ſie
erſezzet nur blos diejenigen Kraͤfte des Herzens, welche
kurz vorher von demſelben zur Erweiterung derer Schlag-
adern ſind angewendet worden.
§. 38.
Widerlegung der anziehenden Kraft derer klei-
nen Gefaͤſſe.
Jch will zwar denen Waͤnden derer Gefaͤſſe einige
Kraft, die Saͤfte anzuziehen, nicht gaͤnzlich abſprechen,
indem ich ſelbſt geſehen habe, daß Blutkuͤgelchen, die ſich
zwiſchen die Blaͤtter (laminae) des Gekroͤſes ergoſſen
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(p) S. 218. 219.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 844. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/900>, abgerufen am 23.11.2024.
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