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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Deß Abentheurl. Simplicissimi
nehmen/ warumb ich mich nicht bey der Beicht und
Communion eingestellt hätte? Jch tractirte ihn aber
nach seinen vielen treuhertzigen Erinnerungen/ wie
hiebevor den Pfarrer zu L. Also daß der gute Herr
nichts mit mir außrichten konte. Und in dem es schie-
ne/ als ob Christus und Tauff an mir verloren wäre/
sagte er zum Beschluß: Ach du elender Mensch! ich
habe vermeynt/ du irrest auß Unwissenheit/ aber nun
mercke ich/ daß du auß lauter Boßheit/ und gleichsam
vorsetzlicher Weis zu sündigen fortfährest/ Ach wer
vermeynstu wol/ der ein Mitleiden mit deiner armen
Seel und ihrer Verdammnus haben werde? Meines
theils protestire ich vor Gott und der Welt/ daß ich
an deiner Verdammnus keine Schuld haben will/ weil
ich gethan/ und noch ferner gern unverdrossen thun
wolte/ was zu Beförderung deiner Seeligkeit von-
nöthen wäre. Es wird mir aber besorglich künfftig
mehrers zu thun nit obligen/ denn daß ich deinen Leid/
wenn ihn deine arme Seel in solchem verdampten
Stand verläst/ an kein geweyht Ort zu andern from-
men abgestorbenen Christen begraben/ sondern auff
den Schind-Wasen bey die Cadavera deß verreckten
Viehs hinschleppen lasse/ oder an den jenigen Ort/
da man andere Gotts-vergessene und Verzweiffelte
hin thut!

Diese ernstliche Bedrohung fruchtete eben so we-
nig/ als die vorige Ermahnungen/ und zwar nur der
Ursach halber/ weil ich mich vorm Beichten schämte;
O ich grosser Narr! Jch erzehlte offt meine Buben-
stück bey gantzen Gesellschafften/ und log noch darzu/
aber jetzt/ da ich mich bekehren/ und einem einigen
Menschen/ an Gottes statt/ meine Sünden demütig

beken-

Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
nehmen/ warumb ich mich nicht bey der Beicht und
Communion eingeſtellt haͤtte? Jch tractirte ihn aber
nach ſeinen vielen treuhertzigen Erinnerungen/ wie
hiebevor den Pfarꝛer zu L. Alſo daß der gute Herꝛ
nichts mit mir außrichten konte. Und in dem es ſchie-
ne/ als ob Chriſtus und Tauff an mir verloren waͤre/
ſagte er zum Beſchluß: Ach du elender Menſch! ich
habe vermeynt/ du irꝛeſt auß Unwiſſenheit/ aber nun
mercke ich/ daß du auß lauter Boßheit/ und gleichſam
vorſetzlicher Weis zu ſuͤndigen fortfaͤhreſt/ Ach wer
vermeynſtu wol/ der ein Mitleiden mit deiner armen
Seel und ihrer Verdam̃nus haben werde? Meines
theils proteſtire ich vor Gott und der Welt/ daß ich
an deiner Verdam̃nus keine Schuld haben will/ weil
ich gethan/ und noch ferner gern unverdroſſen thun
wolte/ was zu Befoͤrderung deiner Seeligkeit von-
noͤthen waͤre. Es wird mir aber beſorglich kuͤnfftig
mehrers zu thun nit obligen/ denn daß ich deinen Leid/
wenn ihn deine arme Seel in ſolchem verdampten
Stand verlaͤſt/ an kein geweyht Ort zu andern from-
men abgeſtorbenen Chriſten begraben/ ſondern auff
den Schind-Waſen bey die Cadavera deß verꝛeckten
Viehs hinſchleppen laſſe/ oder an den jenigen Ort/
da man andere Gotts-vergeſſene und Verzweiffelte
hin thut!

Dieſe ernſtliche Bedrohung fruchtete eben ſo we-
nig/ als die vorige Ermahnungen/ und zwar nur der
Urſach halber/ weil ich mich vorm Beichten ſchaͤmte;
O ich groſſer Narꝛ! Jch erzehlte offt meine Buben-
ſtuͤck bey gantzen Geſellſchafften/ und log noch darzu/
aber jetzt/ da ich mich bekehren/ und einem einigen
Menſchen/ an Gottes ſtatt/ meine Suͤnden demuͤtig

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[432/0438] Deß Abentheurl. Simpliciſſimi nehmen/ warumb ich mich nicht bey der Beicht und Communion eingeſtellt haͤtte? Jch tractirte ihn aber nach ſeinen vielen treuhertzigen Erinnerungen/ wie hiebevor den Pfarꝛer zu L. Alſo daß der gute Herꝛ nichts mit mir außrichten konte. Und in dem es ſchie- ne/ als ob Chriſtus und Tauff an mir verloren waͤre/ ſagte er zum Beſchluß: Ach du elender Menſch! ich habe vermeynt/ du irꝛeſt auß Unwiſſenheit/ aber nun mercke ich/ daß du auß lauter Boßheit/ und gleichſam vorſetzlicher Weis zu ſuͤndigen fortfaͤhreſt/ Ach wer vermeynſtu wol/ der ein Mitleiden mit deiner armen Seel und ihrer Verdam̃nus haben werde? Meines theils proteſtire ich vor Gott und der Welt/ daß ich an deiner Verdam̃nus keine Schuld haben will/ weil ich gethan/ und noch ferner gern unverdroſſen thun wolte/ was zu Befoͤrderung deiner Seeligkeit von- noͤthen waͤre. Es wird mir aber beſorglich kuͤnfftig mehrers zu thun nit obligen/ denn daß ich deinen Leid/ wenn ihn deine arme Seel in ſolchem verdampten Stand verlaͤſt/ an kein geweyht Ort zu andern from- men abgeſtorbenen Chriſten begraben/ ſondern auff den Schind-Waſen bey die Cadavera deß verꝛeckten Viehs hinſchleppen laſſe/ oder an den jenigen Ort/ da man andere Gotts-vergeſſene und Verzweiffelte hin thut! Dieſe ernſtliche Bedrohung fruchtete eben ſo we- nig/ als die vorige Ermahnungen/ und zwar nur der Urſach halber/ weil ich mich vorm Beichten ſchaͤmte; O ich groſſer Narꝛ! Jch erzehlte offt meine Buben- ſtuͤck bey gantzen Geſellſchafften/ und log noch darzu/ aber jetzt/ da ich mich bekehren/ und einem einigen Menſchen/ an Gottes ſtatt/ meine Suͤnden demuͤtig beken-

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/438>, abgerufen am 29.11.2024.