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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.

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25.
Die sieben Raben.

Ein Mann hatte sieben Söhne, und immer noch kein Töchterchen, so sehr er sichs auch wünschte; endlich gab ihm seine Frau wieder gute Hoffnung zu einem Kinde, und wie's zur Welt kam, wars ein Mädchen. Ob es gleich schön war, so wars doch auch schmächtig und klein, und sollte wegen seiner Schwachheit die Nothtaufe haben. Da schickte der Vater einen der Knaben eilends zur Quelle, Taufwasser zu holen, aber die andern sechs liefen mit. Jeder wollte aber der erste beim Schöpfen seyn, und darüber fiel ihnen der Krug in den Brunnen. Da standen sie, und wußten nicht was sie thun sollten, und keiner getraute sich heim. Dem Vater ward unter der Weile angst das Mädchen müßte ungetauft verscheiden, und wußte gar nicht warum die Jungen so lange ausblieben. 'Gewiß,' sprach er, 'haben sies wieder über ein Spiel vergessen;' und als sie immer nicht kamen, fluchte er im Aerger 'ich wollte daß die Jungen alle zu Raben würden.' Kaum war das Wort ausgeredet, so hörte er ein Geschwirr über seinem Haupt in der Luft, blickte auf, und sah sieben kohlschwarze Raben auf und davon fliegen.

25.
Die sieben Raben.

Ein Mann hatte sieben Soͤhne, und immer noch kein Toͤchterchen, so sehr er sichs auch wuͤnschte; endlich gab ihm seine Frau wieder gute Hoffnung zu einem Kinde, und wie’s zur Welt kam, wars ein Maͤdchen. Ob es gleich schoͤn war, so wars doch auch schmaͤchtig und klein, und sollte wegen seiner Schwachheit die Nothtaufe haben. Da schickte der Vater einen der Knaben eilends zur Quelle, Taufwasser zu holen, aber die andern sechs liefen mit. Jeder wollte aber der erste beim Schoͤpfen seyn, und daruͤber fiel ihnen der Krug in den Brunnen. Da standen sie, und wußten nicht was sie thun sollten, und keiner getraute sich heim. Dem Vater ward unter der Weile angst das Maͤdchen muͤßte ungetauft verscheiden, und wußte gar nicht warum die Jungen so lange ausblieben. ‘Gewiß,’ sprach er, ‘haben sies wieder uͤber ein Spiel vergessen;’ und als sie immer nicht kamen, fluchte er im Aerger ‘ich wollte daß die Jungen alle zu Raben wuͤrden.’ Kaum war das Wort ausgeredet, so hoͤrte er ein Geschwirr uͤber seinem Haupt in der Luft, blickte auf, und sah sieben kohlschwarze Raben auf und davon fliegen.

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[159/0190] 25. Die sieben Raben. Ein Mann hatte sieben Soͤhne, und immer noch kein Toͤchterchen, so sehr er sichs auch wuͤnschte; endlich gab ihm seine Frau wieder gute Hoffnung zu einem Kinde, und wie’s zur Welt kam, wars ein Maͤdchen. Ob es gleich schoͤn war, so wars doch auch schmaͤchtig und klein, und sollte wegen seiner Schwachheit die Nothtaufe haben. Da schickte der Vater einen der Knaben eilends zur Quelle, Taufwasser zu holen, aber die andern sechs liefen mit. Jeder wollte aber der erste beim Schoͤpfen seyn, und daruͤber fiel ihnen der Krug in den Brunnen. Da standen sie, und wußten nicht was sie thun sollten, und keiner getraute sich heim. Dem Vater ward unter der Weile angst das Maͤdchen muͤßte ungetauft verscheiden, und wußte gar nicht warum die Jungen so lange ausblieben. ‘Gewiß,’ sprach er, ‘haben sies wieder uͤber ein Spiel vergessen;’ und als sie immer nicht kamen, fluchte er im Aerger ‘ich wollte daß die Jungen alle zu Raben wuͤrden.’ Kaum war das Wort ausgeredet, so hoͤrte er ein Geschwirr uͤber seinem Haupt in der Luft, blickte auf, und sah sieben kohlschwarze Raben auf und davon fliegen.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837/190>, abgerufen am 23.11.2024.