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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr.

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Der lscihnenritter

sich, warum die Alliierten Gelände aufgegeben haben, obgleich sie den Deutschen
nicht an Zahl unterlegen sind. Sie tun es, um ihre Reserven, die im gegebenen
Augenblick die Schlacht entscheiden sollen, intakt zu erhalten. Um ihnen die Über¬
legenheit für den kritischen Zeitpunkt zu sichern, muß das deutsche Heer gezwungen
werden, sich zu verbrauchen. Die Alliierten behaupten ihre schwach besetzten Stel¬
lungen nur solange, bis der Feind sie teuer genug bezahlt hat. Diese Taktik soll
sortgesetzt werden. Führt sie zum Verlust der Kanalhäfen, so wäre das schmerz¬
lich, aber zu ertragen. Das englische Publikum muß sich klar sein, daß die Alter¬
native Trennung des englischen vom französischen Heer oder Einsatz der Foch-
schen Reserven am unrichtigen Platz sein könnte. Es möge deshalb die Nerven
behalten, um nicht einen unerwünschten Druck auf die Entscheidungen des Genera¬
lissimus, auszuüben."

(Fortsetzung folgt.)




Der Hahnenritter
Dem Marschall Fons wurde in Amerika
ein mit einem goldenen Hahn gezierter Helm
überreicht.

[Beginn Spaltensatz] Seht auf seinem Haupt den Gickel,
Auf dem Heldenhaupt so hold;
Nicht von Eisen, nicht von Nickel
Ist er, nein, er ist von Gold. Mit der Göttin der Geschichte
Nur hat Fons ein wenig Pech.
"Gold?", so lacht sie, "ich verzichte!
Welch ein Wort für dieses Blech!" Seht auf seinem Haupt den Gockel
Wie das hübsch ersonnen ist!
Denn bekanntlich liebt als Sockel
Immer sich der Hahn den Mist. Zwar sein "Sieg" war reichlich bitter.
Als er ganz der Ptene nah,
Kam dein würdigen Hahnenritter
Hilfe aus Amerika. [Spaltenumbruch] Schwer verprügelt und umdüstert
Saß er da von früh bis spät;
Aber köstlich aufgeplustert
Steht er jetzt und kräht und kräht.
Und man jauchzt dem exzellenten
Feldherrn drüben überm Meer,
Und des Herren Northcliffe Enten
Gackern wacker um ihn her. Und die Weiber erst, als wenn se
In dein Bann des Alkohols.
Laut in Washington als Gänse
Schnattern sie des Kapitals.
Als ein Haupthahn klimmt er weiter
Alles höchsten Heldentums
Munter auf der Hühnerleiter
Seines fadenscheinigen Ruhms. , [Ende Spaltensatz]
Doch mit heimlichem Gezittcr
Sieht er fern die Tage nahm,
Wo nach ihm, dem Hahnenritter.
Krähn wird weder Hund noch Hahn!

Paul lvari.cke
Der lscihnenritter

sich, warum die Alliierten Gelände aufgegeben haben, obgleich sie den Deutschen
nicht an Zahl unterlegen sind. Sie tun es, um ihre Reserven, die im gegebenen
Augenblick die Schlacht entscheiden sollen, intakt zu erhalten. Um ihnen die Über¬
legenheit für den kritischen Zeitpunkt zu sichern, muß das deutsche Heer gezwungen
werden, sich zu verbrauchen. Die Alliierten behaupten ihre schwach besetzten Stel¬
lungen nur solange, bis der Feind sie teuer genug bezahlt hat. Diese Taktik soll
sortgesetzt werden. Führt sie zum Verlust der Kanalhäfen, so wäre das schmerz¬
lich, aber zu ertragen. Das englische Publikum muß sich klar sein, daß die Alter¬
native Trennung des englischen vom französischen Heer oder Einsatz der Foch-
schen Reserven am unrichtigen Platz sein könnte. Es möge deshalb die Nerven
behalten, um nicht einen unerwünschten Druck auf die Entscheidungen des Genera¬
lissimus, auszuüben."

(Fortsetzung folgt.)




Der Hahnenritter
Dem Marschall Fons wurde in Amerika
ein mit einem goldenen Hahn gezierter Helm
überreicht.

[Beginn Spaltensatz] Seht auf seinem Haupt den Gickel,
Auf dem Heldenhaupt so hold;
Nicht von Eisen, nicht von Nickel
Ist er, nein, er ist von Gold. Mit der Göttin der Geschichte
Nur hat Fons ein wenig Pech.
„Gold?", so lacht sie, „ich verzichte!
Welch ein Wort für dieses Blech!" Seht auf seinem Haupt den Gockel
Wie das hübsch ersonnen ist!
Denn bekanntlich liebt als Sockel
Immer sich der Hahn den Mist. Zwar sein „Sieg" war reichlich bitter.
Als er ganz der Ptene nah,
Kam dein würdigen Hahnenritter
Hilfe aus Amerika. [Spaltenumbruch] Schwer verprügelt und umdüstert
Saß er da von früh bis spät;
Aber köstlich aufgeplustert
Steht er jetzt und kräht und kräht.
Und man jauchzt dem exzellenten
Feldherrn drüben überm Meer,
Und des Herren Northcliffe Enten
Gackern wacker um ihn her. Und die Weiber erst, als wenn se
In dein Bann des Alkohols.
Laut in Washington als Gänse
Schnattern sie des Kapitals.
Als ein Haupthahn klimmt er weiter
Alles höchsten Heldentums
Munter auf der Hühnerleiter
Seines fadenscheinigen Ruhms. , [Ende Spaltensatz]
Doch mit heimlichem Gezittcr
Sieht er fern die Tage nahm,
Wo nach ihm, dem Hahnenritter.
Krähn wird weder Hund noch Hahn!

Paul lvari.cke
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[0357] Der lscihnenritter sich, warum die Alliierten Gelände aufgegeben haben, obgleich sie den Deutschen nicht an Zahl unterlegen sind. Sie tun es, um ihre Reserven, die im gegebenen Augenblick die Schlacht entscheiden sollen, intakt zu erhalten. Um ihnen die Über¬ legenheit für den kritischen Zeitpunkt zu sichern, muß das deutsche Heer gezwungen werden, sich zu verbrauchen. Die Alliierten behaupten ihre schwach besetzten Stel¬ lungen nur solange, bis der Feind sie teuer genug bezahlt hat. Diese Taktik soll sortgesetzt werden. Führt sie zum Verlust der Kanalhäfen, so wäre das schmerz¬ lich, aber zu ertragen. Das englische Publikum muß sich klar sein, daß die Alter¬ native Trennung des englischen vom französischen Heer oder Einsatz der Foch- schen Reserven am unrichtigen Platz sein könnte. Es möge deshalb die Nerven behalten, um nicht einen unerwünschten Druck auf die Entscheidungen des Genera¬ lissimus, auszuüben." (Fortsetzung folgt.) Der Hahnenritter Dem Marschall Fons wurde in Amerika ein mit einem goldenen Hahn gezierter Helm überreicht. Seht auf seinem Haupt den Gickel, Auf dem Heldenhaupt so hold; Nicht von Eisen, nicht von Nickel Ist er, nein, er ist von Gold. Mit der Göttin der Geschichte Nur hat Fons ein wenig Pech. „Gold?", so lacht sie, „ich verzichte! Welch ein Wort für dieses Blech!" Seht auf seinem Haupt den Gockel Wie das hübsch ersonnen ist! Denn bekanntlich liebt als Sockel Immer sich der Hahn den Mist. Zwar sein „Sieg" war reichlich bitter. Als er ganz der Ptene nah, Kam dein würdigen Hahnenritter Hilfe aus Amerika. Schwer verprügelt und umdüstert Saß er da von früh bis spät; Aber köstlich aufgeplustert Steht er jetzt und kräht und kräht. Und man jauchzt dem exzellenten Feldherrn drüben überm Meer, Und des Herren Northcliffe Enten Gackern wacker um ihn her. Und die Weiber erst, als wenn se In dein Bann des Alkohols. Laut in Washington als Gänse Schnattern sie des Kapitals. Als ein Haupthahn klimmt er weiter Alles höchsten Heldentums Munter auf der Hühnerleiter Seines fadenscheinigen Ruhms. , Doch mit heimlichem Gezittcr Sieht er fern die Tage nahm, Wo nach ihm, dem Hahnenritter. Krähn wird weder Hund noch Hahn! Paul lvari.cke

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339548/357>, abgerufen am 27.09.2024.