Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr.Z?er Büchcrbcsitz dar hohenzollern dürften vier Mappen sein mit 104 Ansichten "aller schönen und merkwürdigen Das sind natürlich Einzelerscheinungen, die aber bei der Gesamtbeurteilung Aber wir wollen dieses qui pro quo nun einmal hinnehmen und auf dieser Ich nutz mich darauf beschränken, nachstehend diejenigen Werke aus der Z?er Büchcrbcsitz dar hohenzollern dürften vier Mappen sein mit 104 Ansichten „aller schönen und merkwürdigen Das sind natürlich Einzelerscheinungen, die aber bei der Gesamtbeurteilung Aber wir wollen dieses qui pro quo nun einmal hinnehmen und auf dieser Ich nutz mich darauf beschränken, nachstehend diejenigen Werke aus der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0149" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/339698"/> <fw type="header" place="top"> Z?er Büchcrbcsitz dar hohenzollern</fw><lb/> <p xml:id="ID_601" prev="#ID_600"> dürften vier Mappen sein mit 104 Ansichten „aller schönen und merkwürdigen<lb/> Partien in sämtlichen preußischen Staaten" in Gouache von I. F. Nagel, 1788<lb/> bis 1790. Sie sind mit 50 000 M. bei der Abschätzung in Ansatz gebracht<lb/> worden.</p><lb/> <p xml:id="ID_602"> Das sind natürlich Einzelerscheinungen, die aber bei der Gesamtbeurteilung<lb/> des Bücherbesitzes einer Familie in die Wagschale fallen und nicht verschwiegen<lb/> werden dürfen. Eins kommt zum andern und gibt dem erfreulichen Mosaikbild<lb/> seine durch keine noch so gehässige Tendenz wegzuleugnende Bedeutung. Keine<lb/> Einzelerscheinung, die der in seinen Stoff sich nicht vertiefende Beurteiler immer¬<lb/> hin übersehen kann, sondern ein nach Inhalt und Umfang wesentlicher Bestandteil<lb/> der Hausbibliothek ist die schon mehrfach erwähnte, gegen 19 009 Bünde ent¬<lb/> haltende Büchersammlung Friedrich Wilhelnis IV. Jeder, der von den Persönlichkeiten<lb/> der Hohenzollern auch nur ein umrißartiges Bild hat — von einem Schriftsteller,<lb/> der wie Herr Heinig dieses Herrschergeschlecht zum Gegenstande eines besonderen<lb/> Buches macht, müßte man mehr erwarten —, muß von vornherein voraus¬<lb/> setzen, daß der geistig glänzend veranlagte, regsame, vielseitige König Friedrich Wil¬<lb/> helm IV. eine beachtenswerte Bibliothek gehabt haben muß. Diese Intuition<lb/> hat Herrn Heinig gefehlt. Aber — ich muß zu einem starken Ausdruck greifen —<lb/> er muß geradezu mit Blindheit geschlagen gewesen sein, wenn er in dem von ihm<lb/> erwähnten Schinkelschen Pavillon die Bibliothek Friedrich Wilhelms IV. nicht ge¬<lb/> sehen hätte. 19 000 Bände lassen sich doch schlecht verstellen. So bleibt also der<lb/> schon früher geäußerte Verdacht bestehen, daß der Hohenzollern-Historiker Heinig<lb/> Zwei im Grunde ihres Wesens denkbar verschiedene Glieder des Hohenzollern-<lb/> hauses verwechselt hat. Schlimm, sehr schlimm für ihn und seine Autoritativ¬<lb/> legitimation als Verfasser eines „Hohenzollern" betitelten Buches.</p><lb/> <p xml:id="ID_603"> Aber wir wollen dieses qui pro quo nun einmal hinnehmen und auf dieser<lb/> Grundlage uns die Bibliothek näher ansehen, die Herr Heinig — vermutlich —<lb/> für die Bibliothek Friedrich Wilhelms III. gehalten hat. Daß ein sehr großer<lb/> Teil der darin befindlichen Bücher erst nach 1840, also nach Friedrich Wilhelms III.<lb/> Tode, erschienen sind, darf ihn dabei nicht gestört haben. Aber sehen wir von<lb/> dieser kleinen Äußerlichkeit ab. Die Tatsache bleibt bestehen, daß er auch den<lb/> Wert dieses Hauptbestandteils der Hausbibliothek durchaus nicht erkannt hat. Im<lb/> allgemeinen wurde die Bedeutung der Büchersanrmlung Friedrich Wilhelms IV.<lb/> schon oben gekennzeichnet, als die Bibliothek eines literarisch interessierten, viel¬<lb/> seitigen Mannes von Bildung und Kultur. Ihr Gesamtwert ist nach dem Urteil<lb/> des Sachverständigen auf Millionen Mark anzusetzen. Die Abschätzung er¬<lb/> folgte zu einer Zeit, als die Geldentwertung noch nicht so vorgeschritten war wie<lb/> heute, und nach Versicherung des Sachverständigen keineswegs unter voller Berück¬<lb/> sichtigung der Valuta.</p><lb/> <p xml:id="ID_604" next="#ID_605"> Ich nutz mich darauf beschränken, nachstehend diejenigen Werke aus der<lb/> Bibliothek Friedrich Wilhelms IV. besonders namhaft zu machen, die nach fach-<lb/> Männischem Urteil einen ausnehmend hohen Wert haben. Da ist in erster Linie<lb/> ein Psalterium in lateinischer Sprache, Handschrift des 14. Jahrhunderts auf<lb/> Pergament, ein Meisterwerk der französischen Buchmalerei und Schönschreibe¬<lb/> kunst, dessen heute wesentlich höherer Wert auf eine Viertel Million Mark ge¬<lb/> schätzt wurde. Ein von Friedrich Wilhelm IV. nach seiner eigenen Handschrift-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0149]
Z?er Büchcrbcsitz dar hohenzollern
dürften vier Mappen sein mit 104 Ansichten „aller schönen und merkwürdigen
Partien in sämtlichen preußischen Staaten" in Gouache von I. F. Nagel, 1788
bis 1790. Sie sind mit 50 000 M. bei der Abschätzung in Ansatz gebracht
worden.
Das sind natürlich Einzelerscheinungen, die aber bei der Gesamtbeurteilung
des Bücherbesitzes einer Familie in die Wagschale fallen und nicht verschwiegen
werden dürfen. Eins kommt zum andern und gibt dem erfreulichen Mosaikbild
seine durch keine noch so gehässige Tendenz wegzuleugnende Bedeutung. Keine
Einzelerscheinung, die der in seinen Stoff sich nicht vertiefende Beurteiler immer¬
hin übersehen kann, sondern ein nach Inhalt und Umfang wesentlicher Bestandteil
der Hausbibliothek ist die schon mehrfach erwähnte, gegen 19 009 Bünde ent¬
haltende Büchersammlung Friedrich Wilhelnis IV. Jeder, der von den Persönlichkeiten
der Hohenzollern auch nur ein umrißartiges Bild hat — von einem Schriftsteller,
der wie Herr Heinig dieses Herrschergeschlecht zum Gegenstande eines besonderen
Buches macht, müßte man mehr erwarten —, muß von vornherein voraus¬
setzen, daß der geistig glänzend veranlagte, regsame, vielseitige König Friedrich Wil¬
helm IV. eine beachtenswerte Bibliothek gehabt haben muß. Diese Intuition
hat Herrn Heinig gefehlt. Aber — ich muß zu einem starken Ausdruck greifen —
er muß geradezu mit Blindheit geschlagen gewesen sein, wenn er in dem von ihm
erwähnten Schinkelschen Pavillon die Bibliothek Friedrich Wilhelms IV. nicht ge¬
sehen hätte. 19 000 Bände lassen sich doch schlecht verstellen. So bleibt also der
schon früher geäußerte Verdacht bestehen, daß der Hohenzollern-Historiker Heinig
Zwei im Grunde ihres Wesens denkbar verschiedene Glieder des Hohenzollern-
hauses verwechselt hat. Schlimm, sehr schlimm für ihn und seine Autoritativ¬
legitimation als Verfasser eines „Hohenzollern" betitelten Buches.
Aber wir wollen dieses qui pro quo nun einmal hinnehmen und auf dieser
Grundlage uns die Bibliothek näher ansehen, die Herr Heinig — vermutlich —
für die Bibliothek Friedrich Wilhelms III. gehalten hat. Daß ein sehr großer
Teil der darin befindlichen Bücher erst nach 1840, also nach Friedrich Wilhelms III.
Tode, erschienen sind, darf ihn dabei nicht gestört haben. Aber sehen wir von
dieser kleinen Äußerlichkeit ab. Die Tatsache bleibt bestehen, daß er auch den
Wert dieses Hauptbestandteils der Hausbibliothek durchaus nicht erkannt hat. Im
allgemeinen wurde die Bedeutung der Büchersanrmlung Friedrich Wilhelms IV.
schon oben gekennzeichnet, als die Bibliothek eines literarisch interessierten, viel¬
seitigen Mannes von Bildung und Kultur. Ihr Gesamtwert ist nach dem Urteil
des Sachverständigen auf Millionen Mark anzusetzen. Die Abschätzung er¬
folgte zu einer Zeit, als die Geldentwertung noch nicht so vorgeschritten war wie
heute, und nach Versicherung des Sachverständigen keineswegs unter voller Berück¬
sichtigung der Valuta.
Ich nutz mich darauf beschränken, nachstehend diejenigen Werke aus der
Bibliothek Friedrich Wilhelms IV. besonders namhaft zu machen, die nach fach-
Männischem Urteil einen ausnehmend hohen Wert haben. Da ist in erster Linie
ein Psalterium in lateinischer Sprache, Handschrift des 14. Jahrhunderts auf
Pergament, ein Meisterwerk der französischen Buchmalerei und Schönschreibe¬
kunst, dessen heute wesentlich höherer Wert auf eine Viertel Million Mark ge¬
schätzt wurde. Ein von Friedrich Wilhelm IV. nach seiner eigenen Handschrift-
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