Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Erstes Vierteljahr.Zur neueren Goethe-Literatur Dr. Richard Meßleny von !le Musterung, die hier über einige Goethestudien vorgenommen Ein weitgefaßtes, allgemeines Ziel setzt sich das Buch Theobald Zieglers: Im Heft 39 1913 der Grenzboten habe ich den ersten Band von Zur neueren Goethe-Literatur Dr. Richard Meßleny von !le Musterung, die hier über einige Goethestudien vorgenommen Ein weitgefaßtes, allgemeines Ziel setzt sich das Buch Theobald Zieglers: Im Heft 39 1913 der Grenzboten habe ich den ersten Band von <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0130" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/323227"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341901_323097/figures/grenzboten_341901_323097_323227_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Zur neueren Goethe-Literatur<lb/><note type="byline"> Dr. Richard Meßleny</note> von</head><lb/> <p xml:id="ID_360"> !le Musterung, die hier über einige Goethestudien vorgenommen<lb/> werden soll, naße sich nicht die Eigenschaft einer allgemeinen<lb/> Übersicht über neuere Goethe-Literatur an. Die hier zu be¬<lb/> sprechenden Werke fanden sich vielmehr zufällig auf dem Redaktions¬<lb/> tisch der Grenzboten zusammen.</p><lb/> <p xml:id="ID_361"> Ein weitgefaßtes, allgemeines Ziel setzt sich das Buch Theobald Zieglers:<lb/> „Goethes Welt- und Lebensanschauung." (Verlag von Georg Reimer,<lb/> Berlin. 1914. Preis 2.40 Mark. 126 Seiten.) Zu bieten, was der Titel<lb/> verspricht, wäre sicherlich eine bedeutende und begrüßenswerte Leistung gewesen,<lb/> eine, die nie ein für allemal abgetan werden kann, sondern von neuem<lb/> Daseinsberechtigung erhält, so oft ein großer Geist neubildend, neuschaffend an<lb/> das Phänomen Goethe herantritt und der ewigen Sphinx neue Fragen vorlegt.<lb/> Allein dies geschieht nicht so häufig, wie man gerne glauben möchte. Aber<lb/> auch ohne ein Neuland des Goethegedankens zu entdecken, überhaupt ohne<lb/> irgendwie neue Erkenntnisse zu ernten, wären wir dem Verfasser schon dankbar<lb/> gewesen, wenn es ihm wirklich gelungen wäre, in seiner klarverständlichen<lb/> Sprache, auf 126 Seiten die vorhandenen, ja die allzugeläufigen Erkenntnis¬<lb/> elemente mit kühner, starker Systematik zusammenzubauen, und aus den<lb/> so wohlbekannten Steinen, die er verwendet, ein Gebäude zu schaffen, deren<lb/> Teile sich tragen und stützen. — Das ist leider nur zum Teil erreicht.<lb/> Das Kompendium blickt doch überall durch und wir bekommen nur den Leit¬<lb/> faden in die Hand, der uns belehrt, auch zu den gangbaren Problemen heran¬<lb/> führt, das übrige müssen wir aber selber „supplieren". Sicherlich mußten das<lb/> die Hörer von Professor Ziegler nicht in dem Maße tun, wie seine Leser —<lb/> allein das beste Vortragsheft ist noch kein Buch; bloße stilistische Haut- und<lb/> Gesichtspflege kann diese Umwandlung auch nicht bewirken. Die Gültigkeit<lb/> dieser Bemerkung sei nicht auf den vorliegenden Fall beschränkt. Ist es doch<lb/> geradezu zur Unsitte geworden, jeden Vortrag schnurstracks in Buchform er¬<lb/> scheinen zu lassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_362" next="#ID_363"> Im Heft 39 1913 der Grenzboten habe ich den ersten Band von<lb/> Traumanns Faustkommentar besprochen. Nun liegt auch der zweite Teil<lb/> vor. Goethes „Faust" nach Entstehung und Inhalt erklärt. Zweiter<lb/> Band: Der Tragödie zweiter Teil. (Oskar Beck, München. 1914. Preis</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0130]
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Zur neueren Goethe-Literatur
Dr. Richard Meßleny von
!le Musterung, die hier über einige Goethestudien vorgenommen
werden soll, naße sich nicht die Eigenschaft einer allgemeinen
Übersicht über neuere Goethe-Literatur an. Die hier zu be¬
sprechenden Werke fanden sich vielmehr zufällig auf dem Redaktions¬
tisch der Grenzboten zusammen.
Ein weitgefaßtes, allgemeines Ziel setzt sich das Buch Theobald Zieglers:
„Goethes Welt- und Lebensanschauung." (Verlag von Georg Reimer,
Berlin. 1914. Preis 2.40 Mark. 126 Seiten.) Zu bieten, was der Titel
verspricht, wäre sicherlich eine bedeutende und begrüßenswerte Leistung gewesen,
eine, die nie ein für allemal abgetan werden kann, sondern von neuem
Daseinsberechtigung erhält, so oft ein großer Geist neubildend, neuschaffend an
das Phänomen Goethe herantritt und der ewigen Sphinx neue Fragen vorlegt.
Allein dies geschieht nicht so häufig, wie man gerne glauben möchte. Aber
auch ohne ein Neuland des Goethegedankens zu entdecken, überhaupt ohne
irgendwie neue Erkenntnisse zu ernten, wären wir dem Verfasser schon dankbar
gewesen, wenn es ihm wirklich gelungen wäre, in seiner klarverständlichen
Sprache, auf 126 Seiten die vorhandenen, ja die allzugeläufigen Erkenntnis¬
elemente mit kühner, starker Systematik zusammenzubauen, und aus den
so wohlbekannten Steinen, die er verwendet, ein Gebäude zu schaffen, deren
Teile sich tragen und stützen. — Das ist leider nur zum Teil erreicht.
Das Kompendium blickt doch überall durch und wir bekommen nur den Leit¬
faden in die Hand, der uns belehrt, auch zu den gangbaren Problemen heran¬
führt, das übrige müssen wir aber selber „supplieren". Sicherlich mußten das
die Hörer von Professor Ziegler nicht in dem Maße tun, wie seine Leser —
allein das beste Vortragsheft ist noch kein Buch; bloße stilistische Haut- und
Gesichtspflege kann diese Umwandlung auch nicht bewirken. Die Gültigkeit
dieser Bemerkung sei nicht auf den vorliegenden Fall beschränkt. Ist es doch
geradezu zur Unsitte geworden, jeden Vortrag schnurstracks in Buchform er¬
scheinen zu lassen.
Im Heft 39 1913 der Grenzboten habe ich den ersten Band von
Traumanns Faustkommentar besprochen. Nun liegt auch der zweite Teil
vor. Goethes „Faust" nach Entstehung und Inhalt erklärt. Zweiter
Band: Der Tragödie zweiter Teil. (Oskar Beck, München. 1914. Preis
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